Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
schräg, worauf beide Fahrzeuge ins Schleudern gerieten. Er spürte, wie der Saab am Vorderende zu schlittern begann, und sah, dass das andere Auto, in reizvoller Spiegelung, das Gleiche vom hinteren Ende her tat. Bruchstücke der Herrschaft über das Auto waren noch da, wie Sand, der durch die Finger rinnt. Er machte ein Geräusch hinter den Zähnen und gab dem Motor Zunder. Hart und schnell und unkontrolliert gegen den seitwärts rutschenden hinteren Kotflügel des No-Namers schrammend. Genug, um das Ganze derart auf die Spitze zu treiben, dass jetzt endgültig alles zu spät war. Der Vorder-Hinterseite-Clinch schnellte auseinander wie ein übers Knie gebrochener Stock.
    Es war, als würde man ein Kabel durchtrennen.
    Verlust der Kontrolle, scheinbare Gewichtslosigkeit, so etwas wie Ruhe, als der Saab ausbrach. Für einen zeitlosen Augenblick war es beinahe still. Selbst das Fauchen des frustrierten Motors schien zu verklingen. Dann fühlte er einen seitlichen Aufprall, als die beiden Fahrzeuge, wie in einem trunkenen Ballett, gegeneinander schrammten. Der Saab ruckte und schlingerte. Wieder löste sich die Zeit auf. Er hatte den Fuß auf der Bremse. Rasend schnelle, verschwimmende Bewegung seiner Hände am Lenkrad, dennoch immer schon hoffnungslos zu spät in der Reaktion auf die unkontrollierte Bewegung des Fahrzeugs. Der Regen hatte alles in der Hand. Eben jetzt schien er die Windschutzscheibe für einen Moment freizumachen, um ihm die Böschung zu zeigen, die sich blitzschnell näherte.
    Tief einatmen.
    Der Saab prallte auf.
    Die Wucht des Stoßes riss den Wagen hoch. Für einen Moment hing er auf zwei Rädern in der Luft – Chris hatte Zeit, das sich gegen das Beifahrerfenster bauschende Gras zu registrieren –, dann krachte er zurück auf den Asphalt. Bei der Landung schlugen seine Zähne zusammen und schnitten ein kleines Stück von seiner Zunge ab.
    Sehr lange, so schien es ihm, saß er in dem zur Ruhe gekommenen Auto, die Arme auf dem Lenkrad, den Kopf gesenkt, das Blut in seinem Mund schmeckend.
    Das stete Trommeln des Regens auf dem Autodach.
    Er hob den Kopf und spähte über die Fahrbahn. Fünfzig Meter in dem gepeitschten Grau entfernt entdeckte er den anderen Wagen, an der Leitplanke klebend. Dampf strömte unter der zerdrückten Motorhaube hervor.
    Er grunzte, saugte an der Zungenwunde. Eine Hand bewegte sich mehr oder weniger automatisch, schaltete die Warnblinker ein, stellte den Motor aus, der – verdammt, ich liebe dich, Carla – nicht ausgesetzt hatte. Er öffnete das Handschuhfach und zog die Nemex hervor. Prüfte die Ladung und ließ den Schlitten schnappen.
    Okay.
    Er stieß die Tür auf und stieg hinaus in den Regen.
    Er war klatschnass, noch bevor er die Hälfte des Weges zum anderen Auto zurückgelegt hatte, das Hemd klebte durchsichtig an seinem Körper, die Hose war durchgeweicht, und in seinen argentinischen Lederschuhen stand das Wasser. Er musste sich das Zeug aus den Augen blinzeln, sich die Haare aus dem Gesicht streichen, um in das verunglückte Auto hineinspähen zu können. Es sah so aus, als sei der andere Fahrer in seinem Sitz eingeklemmt und versuche sich zu befreien. Merkwürdigerweise stellte das erwartete Triumphgefühl sich nicht ein. Vielleicht war es der Regen, der die Wildheit dämpfte, vielleicht das sich rasch zusammensetzende Bild eines Geschehens, bei dem so einiges nicht stimmte.
    Kein Annäherungsalarm.
    Keine angemeldete Herausforderung.
    Er starrte die Seite des grundlackierten Fahrzeugs an. Nirgends war eine Fahrernummer zu sehen.
    Was soll das?
    Vorsichtig umkreiste er das Wrack, die Nemex tief in beiden Händen haltend, wie Mike es ihm gezeigt hatte. Er blinzelte sich weiteren Regen aus den Augen.
    Der andere Fahrer hatte die Tür geöffnet, aber es sah so aus, als habe sich der ganze Motorraum beim Aufprall nach hinten verschoben und die Lenksäule würde ihn in seinem Sitz festnageln. Er war jung. Noch nicht aus dem Teenageralter heraus, dem Aussehen nach zu urteilen. Die ungesunde Blässe seiner Haut ließ auf die Zonen schließen. Chris starrte ihn an, die Nemex gesenkt.
    »Was, zum Teufel, sollte das da eben?«
    Das Gesicht des Jungen zuckte. »He, leck mich doch.«
    »Ach ja?« Die Wut kam hochgeschossen, die Erinnerung an den Angriff war plötzlich wieder da. Er hielt die Nase in die Luft und nahm trotz des Regens Benzingeruch wahr. »Du hast da eine geborstene Benzinleitung, mein Junge. Möchtest du, dass ich dich anzünde, du kleiner

Weitere Kostenlose Bücher