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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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besser sagen, die fehlende Schnelligkeit.«
    Der Beamte vom Dienst zuckte zusammen, blieb aber stoisch. Es war ihm bereits mächtig zugesetzt worden, und er lernte, darauf nicht zu reagieren. Jeglicher Versuch einer Rechtfertigung seitens der Vertreter des öffentlichen Sektors am Tisch war von den Shorn-Partnern in der Luft zerfetzt worden. Hewitt machte dabei mit rasiermesserscharfer Zunge die Anführerin, Hamilton steuerte leise gesprochene, überhebliche Kontrapunkte bei, und Notley setzte nach, bekräftigte, fasste zusammen und schwang generell die Keule der politischen Macht, die der Großkonzern Shorn besaß. Es befand sich keine Person im Saal, der Minister eingeschlossen, deren Job sicher war, falls Notley beschloss, dass es an der Zeit war, den Kaffee in der Tasse richtig schwappen zu lassen.
    Die Stellvertretende Amtsleiterin unternahm einen hochherzigen Rettungsversuch. Sie war schon während der gesamten Sitzung mit Bergungsarbeiten beschäftigt gewesen. »Ich denke, wir sind uns darüber einig, dass sich das Einsatzteam früher auf den Weg gemacht hätte, wenn Mr. Bryants ursprünglicher Notruf durch Mr. Faulkners Reaktion auf die Funkansprache gestützt worden wäre. Die Aufzeichnung zeigt…«
    »Die Aufzeichnung zeigt einen wütenden Manager, der sich unklug verhält«, sagte Louise Hewitt mit einem dünnen Lächeln in Chris’ Richtung. »Ich glaube, wir alle haben Verständnis für Chris Faulkners emotionale Verfassung in dieser Situation, doch das heißt nicht, dass er richtig reagiert hat. Er war, sagen wir, überreizt. Als zuständigem Beamten, der den Vorteil einer unvoreingenommenen Einschätzung besaß, oblag es Ihnen, das zu erkennen und entsprechend zu handeln.«
    Der Beamte vom Dienst hielt ihrem Blick tapfer stand. »Ja, das ist mir bewusst. Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass ein Manager sich über meine beruflichen Instinkte hinwegsetzt. Das wird nicht wieder passieren.«
    »Gut.« Hewitt nickte und kritzelte auf ihr Notizdisplay. »Das halten wir fest und vermerken es dankbar. Hauptkommissar Lahiri, können wir noch einmal auf den Kriminellen zurückkommen, der nach Chris Faulkners Aussage dafür verantwortlich war, den Auftragskiller zu engagieren?«
    Der Hauptkommissar nickte. Er war ein drahtiger, zäh wirkender Mann in den Fünfzigern, ganz offensichtlich ein Überbleibsel aus den Zeiten der Unabhängigkeit. Er hatte bisher weitgehend geschwiegen und das Geschehen mit wacher Aufmerksamkeit beobachtet. Wenn er sich aber äußerte, dann mit der Präzision eines Mannes, der seine Worte genau abmaß, bevor er sie aussprach.
    »Khalid Iarescu, ja. Er ist verhaftet worden.«
    »Hat er gestanden?«
    Lahiri runzelte die Stirn. »Das ist ein Berufsverbrecher, Miss Hewitt. Allein bei der Verhaftung sind drei meiner Männer ernsthaft verletzt worden. Es ist unwahrscheinlich, dass wir ihm ein Geständnis entlocken.«
    »Können wir nicht seine Familie unter Druck setzen?«
    »Nicht ohne zusätzliche, groß angelegte Aktionen im Südteil, und davon würde ich eher abraten. Das Volk dort ist schon jetzt unruhiger gestimmt, als uns lieb sein kann. Und Iarescu besitzt nicht nur die unangefochtene Herrschaft über die Mandela-Siedlung, sondern steht auch im Einvernehmen mit den Ganglords der benachbarten Gebiete. Seine engere Familie ist zweifellos gut versteckt und geschützt. Und seine Anwälte versuchen momentan, seine Freilassung unter Berufung auf das Bürgerprivilegium zu erwirken.« Lahiri breitete die Hände aus. »Ich kann ihn wegen Widersetzlichkeit bei der Festnahme unter Anklage stellen lassen, vielleicht auch im Zusammenhang mit ein oder zwei außergewöhnlichen Drogenvergehen, aber darüber hinaus bin ich nicht sehr optimistisch. Nicht einmal in diesem begrenzten Rahmen bin ich mir sicher, dass wir zu einer Verurteilung gelangen können. Khalid Iarescu ist ein Mann mit sehr guten Beziehungen.«
    Bryant schnaubte. »Er ist ein Scheißgangster, das ist er.«
    Notley warf ihm einen scharfen Blick zu. »Der Name, Herr Hauptkommissar. Was ist das, ungarisch?«
    »Rumänisch. Das heißt, sein Vater war ein rumänischer Immigrant. Seine Mutter kommt aus Marokko.«
    »Können wir ihm nicht mit Ausweisung drohen?« Notley hatte den Brennpunkt verschoben. Seine Frage war an den Minister gerichtet.
    Das Hologramm schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Nein, ich habe mir die Akten angesehen. Beide Eltern sind naturalisiert. Rechtlich gesehen ist er so englisch wie Sie oder ich.«
    Notley

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