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Profit

Profit

Titel: Profit
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Lippen, was ein stürmisches Gejohle hervorrief, bedachte Chris im Vorbeigehen mit einem Grinsen und war verschwunden. Ein paar Kolleginnen empfahlen sich ebenfalls, sodass Mikes Expedition im Sande zu verlaufen drohte.
    »Ach, nun kommt schon, ihr Weicheier«, krakeelte er. »Wovor habt ihr Angst? Wir haben doch Pistolen.« Er riss seine Nemex heraus und schwenkte sie durch die Gegend. »Wir haben Geld, wir haben diese Stadt im Sack. Was für’n verficktes Leben ist denn das, wenn uns die Scheißstraßen gehören, durch die sie laufen, und die Häuser, in denen sie wohnen, und wir trotzdem Angst haben, dort hinzugehen? Wir sollen diese Gesellschaft lenken, nicht uns vor ihr verstecken.«
    Er war zwar kein Redner vom Kaliber einer Louise Hewitt, doch es gelang Mike, ein halbes Dutzend der jüngeren Männer am Tisch und dazu noch eine Hand voll der trinkfreudigeren Frauen breitzuschlagen. Zehn Minuten später saß Chris auf dem Beifahrersitz von Bryants BMW und sah die leer gefegten Straßen des Geschäftsviertels an sich vorbeiziehen. Auf der Rückbank saßen ein namenloser junger Manager und eine ältere Frau namens Julie Pinion – machomäßiges Verkaufsgerede flog zwischen den beiden hin und her. Im Seitenspiegel leuchteten die Scheinwerfer der beiden anderen Autos. Shorn fiel mit Macht über die Sperrzonen her.
    »Okay, ihr beide haltet euch zurück«, sagte Mike nach hinten, als sie um eine Ecke bogen. Weiter vorn wurde der Nachthimmel von den Lichtern eines Zonenkontrollpunkts mattiert. »Die lassen uns nicht durch, wenn sie den Eindruck kriegen, dass wir Ärger machen könnten.«
    Er brachte den BMW auf bemerkenswert sanfte Art vor der Schranke zum Stehen und lehnte sich aus dem Fenster, als der Wachmann herankam. Chris bemerkte, dass Mike Kaugummi kaute, um den Alkoholgeruch in seinem Atem zu kaschieren.
    »Wollen nur eben ins Falkland«, rief Bryant fröhlich und wedelte mit seiner Shorn-Associates-Karte. »Die Spätvorstellung noch mitnehmen.«
    Der Wachmann war in den Fünfzigern, hatte einen ausladenden Bauch unter seiner grauen Uniform und geplatzte Adern auf der Nase und den Wangen. Chris sah die Dampfwolke, die ihm beim Seufzen aus dem Mund stieg.
    »Ich muss das durchleuchten, Sir.«
    »Natürlich.« Bryant überreichte die Karte und wartete, während der Wachmann sie durch sein an der Hüfte hängendes Handgerät laufen ließ und sie dann zurückgab. Ein melodiöses Läuten ertönte, der Wachmann nickte. Er machte einen müden Eindruck.
    »Sind Sie bewaffnet?«
    Bryant wandte sich um. »Zeigt dem Mann eure Colts, Leute.«
    Chris zog die Nemex aus dem Schulterhalfter und zeigte sie vor. Die beiden Rücksitzdisputanten folgten seinem Beispiel. Der Wachmann leuchtete mit seiner Stablampe ins Wageninnere und nickte langsam.
    »Sie sollten vorsichtig sein, Sir«, sagte er zu Bryant. »Es hat diese Woche Entlassungen bei Pattons und Greengauge gegeben. Ein Haufen wütender Leute ist heute Abend unterwegs und betrinkt sich.«
    »Wir werden ihnen aus dem Weg gehen«, sagte Bryant leichthin. »Wir möchten keinen Ärger. Wollen uns nur die Show ansehen.«
    »Ja, ist gut.« Der Wachmann drehte sich zum Kontrollhäuschen um und machte ein Zeichen. Die Schranke ging auf. »Ich muss auch Ihre Freunde überprüfen. Möchten Sie hinter der Schranke warten, bis das erledigt ist?«
    »Mit Vergnügen.« Mike lächelte strahlend und steuerte den BMW auf die andere Seite.
    Das zweite Auto wurde ebenfalls durchgewinkt, doch mit dem dritten gab es Probleme. Durchs Rückfenster spähend, sahen sie, wie der Wachmann den Kopf schüttelte, während in Anzugstoff gehüllte Arme aus allen Seitenfenstern herausgestikulierten.
    »Issen da los, verdammt?«, murmelte Julie Pinion. »Konnten die nicht mal für ’n paar Minuten einen auf nüchtern machen.«
    »Wartet hier.« Bryant sprang hinaus in die Nachtluft. Sie sahen zu, wie er zum dritten Wagen ging, sich herabbeugte und etwas zu denen sagte, die aus dem Fenster lehnten. Daraufhin verschwanden sämtliche Köpfe, wie an Schnüren gezogen, im Wageninnern. Bryant legte dem Wachmann eine Hand auf die Schulter und grub mit der anderen in seiner Tasche. Etwas wanderte aus dieser Hand in die des Wachmanns. Dieser sagte etwas zu dem Fahrer des dritten Wagens. Ein deutlich zu hörender Freudenschrei drang aus den Fenstern. Bryant kehrte grinsend zurück.
    »Trinkgeld«, sagte er, als er wieder ins Auto stieg. »Sollte obligatorisch sein, wenn man sich anschaut, wie beschissen diese
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