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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Leute bezahlt werden.«
    »Wie viel hast du ihm gegeben?«, fragte Pinion.
    »Hunderter.«
    »Einhundert! Meine Fresse.«
    »Ach komm, Julie. Ich hab schon Kellnern besseres Trinkgeld gegeben. Und er muss sich auf sehr viel mehr Ärger als ein Kellner gefasst machen, falls diese Dinnerparty aus dem Ruder läuft.«
    Der kleine Konvoi fuhr weiter, hinein in die Sperrzone.
    Es war ein abrupter Übergang. Im Geschäftsviertel war die Straßenbeleuchtung eine Flut von Halogen, die den Schatten selbst aus der hintersten Ecke vertrieb. Hier waren die Laternen einsame, isolierte Posten, die alle zwanzig Meter einen kümmerlichen Schein in die Dunkelheit warfen. Vielfach waren sie auch ganz erloschen, ob wegen durchgebrannter Sicherung oder wegen Zerstörung, war oft nicht zu erkennen. An manchen Stellen aber war die Antwort offensichtlich, dort waren lediglich zerklüftete Betonstummel übrig geblieben, die noch durch ein Gewirr von Kabeln und Metallstreifen mit ihren Pfählen verbunden waren.
    »Seht euch das an«, sagte Pinion angewidert. »Was für ein barbarisches Pack. Kein Wunder, dass niemand Geld geben will, um die Gegend auf Vordermann zu bringen. Die würden ja doch alles wieder kaputtmachen.«
    Selbst die Straße veränderte sich. Keine hundert Meter hinter dem Kontrollpunkt wurde die Fahrt holprig, Bryant musste vom Gas gehen und mit Regenwasser gefüllte Schlaglöcher von der Größe eines mittleren Gartenteichs umkurven. Die Häuser auf beiden Seiten standen dicht gedrängt. Hier und da war eins aus nicht ersichtlichem Grund niedergerissen worden, und die zerklopften Steine sowie Reste der Einrichtung lagen dort herum, wo es einst gestanden hatte. Es gab keine anderen Fahrzeuge auf den Straßen, ob geparkt oder in Bewegung. Einige wenige Gestalten schlichen über das Pflaster, erstarrten aber, sobald die dämmerlichtblauen, gepanzerten Saloons mit ihren Shorn-Associates-Logos vorbeirollten. Die meisten schlugen den Kragen hoch oder verschwanden einfach im Schatten.
    »Scheiße, ist das unheimlich«, sagte der junge Manager hinter Chris. »Ich mein, ich wusste ja, dass es übel ist hier draußen, aber…«
    »Übel.« Julie Pinion hustete ihm ein Lachen entgegen. »Sie glauben, das hier sei übel? Mike, erinnerst du dich an die Vororte in diesem Scheißloch, wo wir letzte Weihnachten auf Dienstreise waren?«
    »Muong Khong, ja.« Bryant blickte in den Rückspiegel. »Da kannst du echt lernen, was Armut wirklich heißt. Chris, sind Sie schon mal ins Ausland abgeordnet worden? Für Emerging Markets, meine ich?«
    »Gelegentlich, ja.«
    »Ziemlich schrecklich, oder?«
    Chris erinnerte sich an den Ruf des Muezzins in der warmen Abendluft, an Essensgerüche und an ein kleines Kind, das drei Ziegen heimwärts trieb. Später war er an einer aus Stein und Stroh erbauten Behausung vorbeigewandert, ein junges Mädchen von vielleicht vierzehn Jahren war aus der Tür getreten und hatte ihm Früchte von ihrem Abendessen angeboten, weil er doch ein Gast in ihrem Dorf sei. Die unerwartete Freundlichkeit, in der sich eine alte und fremde Kultur auszudrücken schien, hatte ihm ein paar Tränen in die Augen getrieben.
    Er sprach nie über dieses Erlebnis.
    »Man würde nicht dort leben wollen«, sagte er.
    Pinion grinste. »Ganz im Ernst«, bestätigte sie.
    Das Falkland – ein gedrungenes Backsteingebäude an der Kreuzung zweier Straßen, die noch ein paar malerisch verstreute Autowracks vorweisen konnten. Dem Aussehen nach waren die Fahrzeuge so alt, dass sie zu Lebzeiten wohl noch bleihaltiges Benzin verbraucht hatten. Mike Bryants kleiner Konvoi machte verächtlich Halt und spie seine Anzugträger aus.
    »Keine Autos«, sagte der junge Manager verwundert. »Ist mir jetzt erst aufgefallen.«
    »Selbstverständlich keine Autos«, sagte Pinion und verdrehte die Augen in Chris’ Richtung. »Was glauben Sie wohl, wer sich in dieser Gegend, abgesehen von Kriminellen, eine Tankladung Benzin leisten könnte? Oder überhaupt einen Führerschein?«
    »Das ist der Preis für den Umweltschutz«, sagte Mike, während er die Alarmanlage aktivierte. »Kommt ihr jetzt oder was?«
    Die Tür des Falkland war aus gehämmertem Stahl. Zwei schwarze Männer in Overalls standen davor, einer ließ eine abgesägte Schrotflinte nachlässig an seiner linken Hand baumeln, der andere, ältere, stand mit verschränkten Armen regungslos da und beobachtete die Straße. Als er Mike Bryant entdeckte, kam Leben in ihn, und auf seinem Gesicht erschien ein

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