Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Profit

Profit

Titel: Profit
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Nemex sich in einer der Stofffalten aneinander gekuschelt hatten. Chris beteiligte sich am allgemeinen Abschiednehmen, und es wurden viele betrunkene Versprechen abgelegt, dass man in Kontakt bleiben wolle.
    »Yeah«, sagte Troy, auf Chris zeigend. »Sie sollten schreiben, Faulkner.«
    Rätselhaft kichernd, verließ er das Gebäude, die Flinte über die eine Schulter geschlungen, den anderen Arm um die Tänzerin gelegt. In diesem Augenblick fühlte Chris sich von dem starken Wunsch ergriffen, Troy Morris zu sein, aus dem Falkland heraus in ein weitaus einfacheres und, dem Gelächter des Mannes nach zu urteilen, offenbar auch vergnüglicheres Leben zu schreiten.
    Er ließ sich in den Sessel gegenüber von Bryant sinken.
    »Ich«, artikulierte er sorgfältig, »habe viel zu viel getrunken.«
    »Ach was, es ist Freitag.« Bryant war damit beschäftigt, eine Farbglaspfeife anzuzünden. »Wechsle die Pferde, probier mal das hier.«
    Chris sah sich genauer an, was der andere da machte.
    »Ist das…«
    Bryants Blick schweifte seitwärts, über Pfeife und Anzünder hinweg. Die Augen verengten sich irritiert. »Ach komm, Mann. Reg dich ab. Ist nur ein kleines Mittelchen, das einem beim Autofahren hilft.«
    Der Inhalt der Pfeife glomm, und Mike inhalierte ruckartig. Ein Zittern durchlief seinen Anzug. Er stieß einen tiefen Grunzlaut aus, und seine Stimme klang etwas schrill, als er Chris die Pfeife anbot.
    »Also. Wie ist es denn so?«
    Chris runzelte verwirrt die Stirn. »Was?«
    »Conflict Investment, nach einer Woche. Na los, nimm schon. Wie ist es?«
    Chris machte eine abwehrende Bewegung. »Nein, danke.«
    »Weichei.« Bryant grinste, um die Schmähung zu entschärfen, und trommelte ungeduldig auf den Tisch. »Nun sag schon. Wie ist es?«
    »Was?«
    »Conflict Investment, Mensch!«
    »Oh.« Chris strengte sein matschiges Gehirn an. »Interessant.«
    »Ach ja?« Bryant schien enttäuscht. »Ist das alles?«
    »Es ist nicht so viel anders als Emerging Markets, Mike.« Das Denken war wirklich schwere Arbeit. Chris begann sich zu fragen, ob er nicht doch die Pfeife hätte nehmen sollen. »Längerfristige Perspektiven, aber im Grunde die gleiche Materie. Yeah, es gefällt mir. Abgesehen von dem Miststück Hewitt.«
    »Ah, hab mich schon gefragt, wie das funktioniert. Gab ’ne kleine Auseinandersetzung, wie?«
    »Könnte man so ausdrücken.«
    Bryant zuckte die Achseln. »He, lass dich davon nicht unterkriegen. Hewitt war schon immer so, so lange ich zurückdenken kann. Für ’ne Frau ist es seit jeher schwerer, sich in diesem Bereich durchzusetzen, und die, die es schaffen, sind dann besonders hart. Müssen sie einfach sein. Weißt du, Hewitt ist Conflict Investment, kann man heute praktisch sagen. Große Reorganisation vor ungefähr fünf Jahren, schmerzhafte Einschnitte. Die Abteilung wurde extrem verschlankt. Der Erfolgsdruck ist groß, und er lastet vor allem auf Hewitt.«
    »Notley ist doch der Seniorpartner.«
    »Notley?« Bryant ließ es paffen. »Nee, am Anfang war es zwar sein Baby, aber als er Senior wurde, hat er alles auf Hewitt und Hamilton abgeladen. Zuerst gab es da noch einen, Page hieß er, aber den hat Hewitt letztes Jahr kurz vor der Gewinnausschüttung abserviert. Hat ihn volle Kanne von der Rinne runtergerammt. Kannst du das fassen?«
    »Von der Rinne?«
    »Ja, weißt doch. Der letzte Abschnitt, wenn man auf der M11 über die Zonen fährt. Der zweispurige Engpass. Wo du den No-Namer ausgeschaltet hast, oder gleich danach, hinter der Unterführung. Wo es hochgeht. Hewitt hat Page an der Stelle vorgelassen, sie wusste, er würde entweder abbremsen oder wenden müssen, um sie frontal anzugehen. Heutzutage reicht es einfach nicht, als Erster bei der Arbeit zu sein, du musst schon Blut an den Reifen haben, sonst brauchst du gar nicht erst zu kommen. Na ja, also, sie lässt ihn vor, wartet ab, er ist nicht gut genug, um eine 180-Grad-Kehre an einer so engen Stelle zu machen, also bremst er ab, versucht in eine Seite-an-Seite-Position zu kommen, aber sie lässt ihn nicht, rammt ihn in der nächsten Kurve einfach runter. Rumms!« Bryant klemmte sich die Pfeife zwischen die Zähne und schlug mit der Faust in die offene Hand. »Page geht über die Brüstung, stürzt genau auf ein mehrstöckiges Haus, bricht durch die sieben Stockwerke, als wäre es Pappe. Irgendwo auf dem Weg nach unten haut er durch ein Gasrohr. Bumm. Adios muchachos, alle tragen Schwarz.«
    »Mannomann.«
    »Ja, verdammt eindrucksvoll, was?«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher