Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
auf. Er reichte ihr die Hand, um sie auf die Füße zu ziehen. »Wir müssen los. Dellinger wartet nicht gerne.«
    Ash tappte benommen und immer noch desorientiert neben ihm her. Wilde Erinnerungsfetzen wirbelten durch ihr Bewusstsein. Ihr Großvater. Wie hatte sie ihn vergessen können? So jemanden vergaß man doch nicht einfach. Und in welcher Gegend lag dieser seltsame, stille See, stand dieser unglaublich hohe Baum? Warum hatte sie so geweint, als ihre Mutter sie dort abholte? Was hatte sie ihrem Großvater versprochen? Sie hatte ihm etwas versprochen, es lag ganz dicht unter der Oberfläche verborgen. Sie kratzte mit den Nägeln darauf herum, aber es wollte sich nicht zeigen. Was war mit ihren Erinnerungen geschehen, hatte sie eine Amnesie erlitten?
    Ah. Ein paar Teile rückten an die richtige Stelle.
    Sie war gestorben. Man hatte ihre Erinnerungen gelöscht. Sie ging gerade mit einem leibhaftigen Dämon an ihrer Seite zu einem Treffen mit jemandem, der dafür sorgte, dass das ewige Gleichgewicht erhalten blieb. Was für ein verrückter Traum!
    Ash blieb abrupt stehen, stemmte die Hände auf die Knie und schüttelte wild den Kopf. »Mac, irgendwas ist kaputt«, klagte sie. »Mir dreht sich alles. Meine Erinnerungen fliegen durcheinander wie Schmetterlinge. Wer bin ich?«
    Macnamara klopfte ihr tröstend auf den Rücken. »Ich sagte es ja: holprige Passage. Das würfelt einem die Existenzen schon mal ordentlich kreuz und quer. Das setzt sich alles wieder, aber am besten rührst du nicht noch drin herum.«
    Ash schüttelte stur den Kopf. »Ich erinnere mich endlich wieder an mein Leben. Warum sollte ich wollen, dass es sich ›setzt‹?«
    Macnamara packte ihren Arm und zwang sie, ihn anzusehen. »Das sind nicht deine Erinnerungen«, sagte er eindringlich. »Es sind Halluzinationen, Ash. Wenn du anfängst, das, was du im Nullraum gesehen hast, für deine Erinnerungen zu halten, hast du ein Riesenproblem.« Er sah den stummen Protest in ihrer Miene und setzte hinzu: »Unterhalte dich mal mit Maxwell Laplace * darüber. Er hat die Neuberechnung der Weltformel entwickelt. Wenn du eine Überdosis mathematischer Gleichungen vertragen kannst, wird er dir eine Menge erklären können.«
    Sie nickte widerwillig. Das war es, was sie nötig hatte: Eine Menge mathematischer Formeln von dem Burschen, der den Annullator erfunden hatte.
    Macnamara schob sie auf eine hohe, weiß lackierte Tür zu und klopfte an. »Macnamara«, sagte er laut. »Und Ashley Fraxinus.«
    Die Tür glitt lautlos auf. Ash blickte auf ein grandioses Panorama aus Wolkenkratzern, leuchtenden Spuren von Autoscheinwerfern und einem Nachthimmel, der dunstig die Lichter einer riesigen Stadt widerspiegelte. Sie schnappte nach Luft.
    »Ah, ein neues Programm«, hörte sie Macnamara ausrufen. »Beeindruckend, Chef.«
    »Ich mag es auch«, hörte sie eine samtweiche, melodische Stimme antworten. Aus einem tiefen Sessel vor dem Fenster erhob sich geschmeidig ein mittelgroßer, schlanker Mann in einem Anzug aus dämmergrauer Seide. Er streckte Ash die Hand entgegen und sagte lächelnd: »Dellinger.«
    Das war also Macnamaras Vorgesetzter, den er so sehr verehrte; Dellinger, der mächtige Direktor des PLANs, vor dem alle zitterten? Ash drückte seine Hand und erwiderte das Lächeln. Dämmergrau wie der teure Anzug waren auch die Augen des Mannes, und sein Haar hatte einen fahlen aschblonden Ton. Dellinger war jünger, als Ash erwartet hatte.
    Während sie ihn ansah, unterzog er sie ebenfalls einer prüfenden Musterung. Sein Lächeln wurde noch etwas breiter, und er deutete auf den Sessel neben dem, von dem er sich gerade erhoben hatte. »Setzen Sie sich, Fröken Fraxinus. Ich würde mich gerne mit Ihnen unterhalten.« Er wandte seinen intensiven Blick für einen Moment von ihrem Gesicht und richtete ihn auf Macnamara, der geduldig an der Tür stand: »Mac, lassen Sie uns bitte allein. Ich gebe Ihnen Bescheid, wenn Sie Fröken Fraxinus wieder abholen können.«
    Macnamara hob erstaunt und ein wenig pikiert eine Braue, sagte aber in neutralem Ton: »Selbstverständlich, Chef«, und ging hinaus.
    Ash ließ sich in den bequemen, tiefen Sessel fallen, streckte die Beine lang aus und faltete die Hände vor dem Kinn. Sie betrachtete den Direktor, dessen Gesicht ihr eigentümlich vertraut erschien.
    Dellinger nickte langsam, als hätte sie etwas zu ihm gesagt. »Möchten Sie etwas trinken?«, fragte er.
    Ash schüttelte den Kopf. Aus Gründen, die sie selbst nicht verstand,

Weitere Kostenlose Bücher