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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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traute sie ihrer Stimme nicht.
    Dellinger setzte sich hin, drehte seinen Sessel zu ihr und faltete seine Hände in einer Nachahmung ihrer Geste. Seine langen Finger verdeckten das Lächeln seiner Lippen. Die dämmergrauen Augen blickten ernst. »Sie haben ihren ersten Einsatz sehr ordentlich durchgeführt. Ich bin zufrieden«, sagte er.
    Ash sah ihn verständnislos an. Dellinger lehnte sich zurück und ließ die Lehne des Sessels wippen. »Die Wanzen. Ich habe die ersten Protokolle bereits erhalten.«
    »Sie …« Ash schnappte nach Luft. »Sie sind Eldurs ›Geschäftspartner‹?«
    Dellinger lachte leise. »Der gute Loki. Wenn es ihm Vergnügen macht, mich so zu bezeichnen – ja. Dann bin ich das wohl. Er ist mein bester Undercover-Mann.« Er beugte sich vor und legte einen Finger auf die Lippen. »Mac braucht das nicht zu wissen. Es würde ihn belasten. Er ist zu gradlinig für die krummen Wege, die man gelegentlich einschlagen muss, damit die Waagschalen im Gleichgewicht bleiben.«
    Ash sah ihn skeptisch an. »Macnamara würde sich für Sie vierteilen lassen. Er verehrt Sie.«
    »Oh, Verehrung.« Dellinger hob abwehrend eine Hand. »Ich habe dem guten Mac vor ewigen Zeiten einmal eine Chance gegeben, ihm sozusagen die Hand gereicht, um ihn – verzeihen Sie meine drastische Ausdrucksweise – aus der Scheiße zu ziehen. Das vergisst er mir nicht. Aber verehren – na. Das wäre eine erstaunlich widerborstige Art der Verehrung.«
    Ash grinste und entspannte sich. »Ich hätte jetzt doch gerne ein Glas Wasser. Oder gibt es hier Met?« Sie lachte.
    Dellinger erhob sich mit einer fließenden Bewegung, die etwas Tänzerisches hatte. Die Seide seines perfekt sitzenden Anzugs schimmerte im Licht des großen Panoramafensters.
    Ash wandte ihre Aufmerksamkeit auf die Stadt, die sich vor ihrem Blick bis zum Horizont ausbreitete. Es war Nacht geworden und die Lichter der Reklametafeln, der Fenster und des dichten Verkehrs ließen die Landschaft aus Beton, Glas und Stahl wie ein buntes Feuerwerk erstrahlen.
    Sie schrak hoch, als eine Hand mit einem Glas in ihrem Blickfeld erschien. »Danke«, sagte sie. »Das ist so faszinierend.« Sie deutete mit dem Glas auf das Fenster. »Wo sind wir hier?«
    Dellinger schlug die Beine übereinander und nippte an seinem Glas, in dem zweifingerhoch eine bernsteinfarbene, ölige Flüssigkeit schwappte. »Die Aussicht dort zeigt New York. Den Times Square«, erwiderte er. »Wir hingegen befinden uns in einem Fraktalausläufer des Limbus. Muss ich Ihnen den Begriff erklären?«
    Ash schüttelte den Kopf. »Ich habe Fraktale programmiert«, erwiderte sie.
    »Gut. Schmeckt Ihnen der Met?«
    Ash blickte verblüfft auf ihr Glas. Der vertraute Honigduft stieg in ihre Nase. »Sie überraschen mich«, sagte sie und trank. »Oh. Der ist allerdings besser als das süße Zeug, das ich in der Zentrale bekomme.« Sie probierte einen zweiten Schluck, ließ ihn genießerisch über die Zunge rollen. Eiche. Da war ein Hauch von holzigem Aroma, der sie an ihre Kindheit erinnerte. Heißer Met. Holzaroma. Ein Herdfeuer.
    Dellinger lächelte und prostete ihr zu. »Der stammt aus meinem privaten Keller. Er wird im Barrique ausgebaut«, sagte er. »Es gibt noch einen Hersteller in Norwegen, der sich darauf spezialisiert hat.«
    Ash schloss die Augen und genoss das runde, weiche, volle Aroma des Honigweins.
    »Unterhalten wir uns«, unterbrach Dellinger das Schweigen. »Fröken Fraxinus …«
    »Ash, bitte«, fiel sie ihm ins Wort. »Ich bin keine Freundin von Förmlichkeiten.«
    Dellinger nickte. »Dellinger«, sagte er. »Es tut mir leid, ich trage nur diesen einen Namen.«
    Ash hob ihr Glas und trank ihm zu. »Dellinger. Sie haben meine volle Aufmerksamkeit.«
    »Danke, Ash.« Der Direktor beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf seine Knie. »Mac berichtete mir, dass Sie sich für eine Versetzung zum PLAN interessieren.«
    Ash sah ihn reglos an. Er hatte ihr keine Frage gestellt.
    Dellinger fuhr nach einer winzigen Pause fort: »Er hat Ihnen wahrscheinlich gesagt, dass hierfür eine gewisse – nennen wir es ›Wartezeit‹ nötig ist.« Wieder eine Pause. »Unser gemeinsamer Freund Loki wiederum sagte mir, dass Sie den Weg zurück in Ihr altes Leben anstreben und dafür meine Hilfe benötigen.« Pause. »Ich wollte nun unter vier Augen von Ihnen hören, welcher dieser beiden Wege Ihnen mehr am Herzen liegt.«
    Ash atmete tief ein und wieder aus. Sie stellte behutsam ihr Glas auf den niedrigen Tisch und

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