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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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genauso in die Nesseln gesetzt und wurde abgesägt. Oder er hat selbst das Handtuch geworfen. Keine Ahnung.«
    Ash nickte nachdenklich. Schade, das war ein Engel, den sie gerne mal kennengelernt hätte. Anscheinend flog er jetzt heimatlos durch den Nullraum. Armes Schwein.
    Sie zog die Knie an die Brust und verschränkte die Arme darum. Irgendetwas an der Konstruktion dieser seltsamen Welt, in der sie wider Willen gelandet war, störte sie. Dellinger behauptete, das alles sei nur eine einzige, um sich selbst kreisende Farce. Alles, was sie bisher gesehen, erlebt und gehört hatte, sprach dafür. Sie schüttelte sich. Ganz gleich, was Dellinger ihr versprochen hatte – es wäre sicherlich klug, sich auch noch selbst um ihr Weiterleben zu kümmern.
    »Ravi«, sagte sie, »Rav, mein Engelchen. Das ist keine Existenz für die Tochter meiner Mutter. Ich will hier wirklich raus.«
    Der junge Engel sah sie reglos an. Einen Moment lang fragte Ash sich, ob sie ihre Worte bereuen musste. Andererseits hatte sie bisher wenig Hehl daraus gemacht, dass sie den Ausgang aus dieser Welt suchte. Sie starrte Ravi gerade in die Augen. »Was?«, schnappte sie.
    Er nickte langsam, zögernd. »Ich auch«, sagte er leise. »Ich fühle mich, als hätte mir jemand etwas Wichtiges genommen. Meinen Willen. Meine Kraft, meinen Widerspruch. Das bin ich nicht, Ash. Ich bin keiner von denen.«
    Sie seufzte und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Die Tablette fiel ihr ein. Sie hatte sie vollkommen vergessen. Die ganze Zeit trug sie die Tablette in ihrer Tasche mit sich herum, zusammen mit dem schwarzen Stein, den Loki ›Gimsteinn‹ genannt hatte – Juwel. Wahrscheinlich hatte er die Tablette längst zu Puder zermahlen. Vielleicht konnte sie sie mit Ravi teilen. Vielleicht reichte ihre Magie aus, um ihnen beiden ihre Erinnerungen oder wenigstens einen Teil davon zurückzugeben.
    »Also werden wir beide uns jetzt darum kümmern, wie man hier rauskommt«, sagte sie. »Ich denke, dass der Nullraum die Lösung ist. Durch ihn sind wir hereingekommen, also geht es durch ihn wahrscheinlich auch wieder hinaus.« Sie verzog das Gesicht und sah ihre Grimasse in Ravis Miene gespiegelt.
    »Ich werde von Mac lernen, wie man dort navigiert«, setzte sie energisch hinzu. »Und du holst dir alles an Informationen von ihm, was die Türen angeht. Wo sie hinführen. Vielleicht sogar, wie man sie herstellt. Er kann das.« Sie hielt ihm die Hand hin, und Ravi schlug ein. Sein Händedruck war fest und warm.
    »Partner?«, fragte Ash.
    »Partner.«

9
    Und das Obst, an dem deine Seele Lust hatte, ist dahin;
und alles, was glänzend und herrlich war, ist für dich verloren und man wird es nicht mehr finden.
    M ac hatte ihr eine lange Liste von Aktenzeichen diktiert, nach denen sie fahnden sollte. Ash stand im Gang an die Wand gelehnt, überflog die Reihen von verschiedenfarbigen Nummern und Ziffern, die durch Quer-, Schräg- und Unterstriche gegliedert waren, und zog grübelnd die Zunge zwischen die Zähne. Woran erinnerte sie das nur?
    Sie griff in die Innentasche ihrer Jacke und hörte das kleingefaltete, zerknitterte Vorsatzblatt ihrer Akte zwischen den Fingern knistern. Dort hatte sie eins dieser Aktenzeichen gesehen. Sie zog das Blatt heraus, entfaltete es und verglich ihr Aktenzeichen mit denen, die Mac ihr gegeben hatte. Sie hatten bei aller Unterschiedlichkeit eins gemeinsam: keins von ihnen hatte mehr als zwölf Stellen. Aber das Zeichen auf ihrer Akte war ein wahrer Bandwurm von – sie zählte nach – dreiundzwanzig Stellen, und nicht nur Buchstaben und Ziffern tauchten darin auf, sondern auch einige mathematische Zeichen und Symbole, die sie noch nie gesehen hatte.
    Ash sah nach rechts und links, ließ sich an der Wand entlang in die Hocke gleiten und fügte ihr Aktenzeichen in Macnamaras Liste ein. Sie steckte das Vorsatzblatt weg und stand auf.
    Murgatroyd stand neben dem Lift und starrte trübsinnig auf die Rufknöpfe, die alle miteinander aufleuchteten: Aufwärts, Abwärts, Seitwärts. Seitwärts? Ash hatte diesen Knopf noch nie vorher gesehen, aber da war er, ein Pfeil nach rechts und links auf leuchtend gelbem Grund.
    Ash riss sich vom Anblick dieses seltsamen Anzeige los und tippte dem Dämon auf die Schulter. »Murgs, zu dir wollte ich.«
    Der kleine Dämon zuckte zusammen. Sein Gesicht erhellte sich. »Du bist eine schöne Abwechslung. Ich stehe hier schon seit der Völkerwanderung.«
    Ash hielt ihm die Liste hin. »Mit bestem Gruß. Mac

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