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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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braucht diese Akten, und zwar gestern.«
    Murgatroyd nahm ihr die Liste ab und überflog sie. Nickte, brummte. »Kein Problem, kein Pro… oh.« Sein Mund blieb offen stehen. »Oh«, wiederholte er. Sein Daumen wanderte zum letzten Punkt auf der Liste, Ashs Aktenzeichen. Er blickte auf. »Das habe ich noch nie gesehen«, sagte er, und seine Stimme klang beinahe ehrfürchtig. »Die Codierung deutet auf eine Top-Secret-Akte hin.« Er senkte den Blick, seine Lippen bewegten sich, während er die Folge der Ziffern, Zeichen und Zahlen vor sich hinmurmelte. »Ein Omega, eine Lemniskate, zwei Drudenfüße. Das ist der Giftschrank. Und zwar die Abteilung für unklare Zuständigkeiten.« Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass ich diese Akte einfach so rausgeben darf, Ash. Tut mir leid. Das müsste ich mir von Alpha gegenzeichnen lassen.«
    Ash sah sich um, beugte sich vor und murmelte: »Komm schon, Murgs. Wenn das den offiziellen Weg geht, dauert es ewig. Wir wollen doch alle, dass die Jungs vom PLAN nach Hause gehen und wir hier wieder unsere Ruhe haben. Rück die Akte raus. Ich verspreche dir, dass du sie unbeschädigt wieder zurückbekommst. Das muss doch keiner mitkriegen!«
    Murgatroyd rollte die Augen und leckte sich über die Lippen. »Das kann ich nicht machen, Ash.« Er rieb sich fahrig die Hände. »Wofür braucht Mac das überhaupt? Das hat doch nichts mit eurer Untersuchung zu tun.«
    »Stichprobe«, behauptete Ash. »Er sagt, er braucht eine garantiert, todsicher, hundertprozentig saubere Akte, um einen Abgleich auf der Kirlian-Ebene machen zu können.«
    Murgatroyd starrte sie an. »So?«, sagte er unsicher. »Das habe ich ja noch nie gehört. Muss eine dieser neuen Methoden sein, die der PLAN entwickelt hat.« Er blickte unschlüssig auf die Liste. Dann seufzte er und steckte sie ein. »Also gut. Aber du darfst niemanden außer Mac an die Akte lassen. Und ich bekomme sie morgen wieder zurück!«
    Ash versprach es ihm. Hinter ihnen klingelte die Aufzugtür und schnarrte auf. Murgatroyd verschwand im Lift wie ein Kastenteufel und nahm sein besorgtes Gesicht mit.
    Ash sah den »Abwärts«-Pfeil rot aufleuchten. Sie tastete über den »Seitwärts«-Knopf, versuchte, ihn zu drücken, aber er bewegte sich nicht. Achselzuckend wandte sie dem Lift den Rücken.
    Musste sie jetzt ein schlechtes Gewissen haben, weil sie Murgs belogen hatte? Ash überdachte den Gedanken gründlich und kam zum Schluss, dass sie das nicht musste. Immerhin ging es um ihre Akte, und wer sollte mehr Berechtigung haben, dort Einblick zu nehmen, als sie selbst?
    Sie pfiff zufrieden vor sich hin und ließ ihre Füße bestimmen, wohin es ging. Mac und Ravi kämpften sich durch die staubigen Gebirge des fünften oder sechsten Archives, aber sie hatte sich eine Pause erbeten. Immerhin war sie der Doppelbelastung als Doppelagentin unterworfen, hatte sie Macnamara erklärt, und der Major hatte gelacht und sie mit der Liste fortgeschickt.
    Es war nur teilweise eine Ausrede. Ash fühlte sich ein wenig wackelig auf den Beinen, denn am Morgen hatte Mac ihr die dritte Stunde »Navigation im Nullraum« gegeben. Gonzalo hatte recht, die Desorientierung war mit jedem Mal etwas weniger schlimm – aber übel wurde ihr dabei immer noch.
    Ihre Füße entschieden sich, sie in Eldurs verlassene Werkstatt zu tragen. Ash fachte den Ofen an und ließ sich auf die quietschende Liege fallen. Sie schloss die Augen und stellte sich vor, wie er durch die Werkstatt stapfte, hier und da einen Gegenstand verrückte, an etwas herumschraubte und dabei leise summte wie ein zufriedenes kleines Feuerchen. Sie vermisste ihn.
    Ash verschränkte die Arme hinter dem Kopf und rekapitulierte ihre heutige Nullraumstunde. Macnamara war ein ausgezeichneter Lehrer, geduldig und methodisch, und er konnte die seltsame Methode, mit der der vieldimensionale Raum verformt werden musste, erstaunlich gut anschaulich machen.
    Heute war es ihr zum ersten Mal gelungen, sich an einen definierten Punkt zu transportieren. Jedenfalls hatte Mac das behauptet. Für Ash hatte sich das übelkeiterregende graue Nichts, an dem sie landete, in keiner Weise von dem schwindelerzeugenden farblosen Nullraum unterschieden, aus dem sie gestartet war.
    »Du musst die Energielinien zu spüren lernen«, erklärte Mac. Sie sah ihn nicht, hörte nur seine Stimme in ihrem Kopf, als spräche er über ein Mikrofon-Kopfhörer-System mit ihr. »Fühlst du, dass dein linker Fuß sich in der Nähe eines Triangulums

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