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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Akten«, hörte sie den kleinen Dämon antworten. »Wo soll ich sie hinbringen?«
    »Zu mir, ich bin in Eldurs Werkstatt.«
    »Gut, dann muss ich nicht wieder auf den Lift warten. Bis gleich.«
    Ash sprang auf und räumte den Tisch leer. Gleich würde sie ihre Akte in der Hand halten und sehen, was sie so sehr zurück in ihr altes Leben zog. Keiner der Toten, die sie kannte, war wie sie von dem Gedanken besessen, zurückzukehren. Da musste etwas sein, das sie vergessen hatte. Eine Liebe, eine Aufgabe, Rache?
    Ash lachte. Rache. Wofür? Was konnte schon schwerer wiegen als der eigene Tod? Eine Liebe? Wie es aussah, hatte sie die im Jenseits wiedergefunden – und es ließ sie kalt. Also blieb die Aufgabe. Die so wichtig war, dass sie ihr keine Ruhe ließ, nicht einmal im Tod? Ash konnte es sich nicht vorstellen.
    Schritte näherten sich durch die dunkle Werkstatt. Jemand stieß scheppernd mit etwas zusammen, ein gedämpfter Fluch folgte dem Scheppern.
    »Hier bin ich, Murgs«, rief Ash.
    Der abgekämpft aussehende Dämon trat durch die Öffnung zwischen Kartons und Regalen und ächzte leise. »Das ist Absicht, wie das Zeug da draußen liegt«, sagte er vorwurfsvoll. Er legte einen kleinen Stapel Akten auf den Tisch und rieb sich das Schienbein.
    »Du Armer.« Ash sah den Aktenstapel durch. Das waren die Unterlagen von Macnamaras Liste. Wo war ihre Akte? Sie sah Murgatroyd fragend an. »Hast du sie doch nicht …«
    »An der Tür«, erwiderte der Dämon. »War mir zu schwer. Aber mit dem Wagen kommt man ja nicht durch das Chaos da draußen.«
    Ash lachte auf. Es konnte doch nicht ernst gemeint sein, dass er einen einzelnen Aktenordner auf dem Wagen gelassen hatte, weil es ihm zu schwer war, ihn auch noch mit auf das Stäpelchen zu legen. »Murgs, du spinnst«, sagte sie vergnügt. »Na gut, ich nehme dir die Last ab.« Sie nahm die Akten unter den Arm und ging zur Tür.
    »Nimm den Wagen«, rief Murgatroyd hinter ihr her. »Das schaffst du sonst auch nicht, Frax.«
    Sie lachte. Aber dann sah Ash den Wagen und das, was sich darauf türmte. »Ach«, sagte sie verblüfft. »Was ist das denn? Hast du den kompletten Giftschrank angeschleppt? Wie viele Ordner sind das?«
    »Ich war auch überrascht.« Murgatroyd stand neben ihr und betrachtete das Aktenungetüm. »Bist du ganz sicher, dass Mac diese Akte angefordert hat?«
    »Absolut«, erwiderte Ash geistesabwesend. »Hör mal, Murgs, die werden wir aber nicht bis morgen durchgearbeitet bekommen. Wie lange darf Mac sie behalten?«
    Murgatroyd seufzte. »Der Schrank war total zugestaubt und das Schlüsselloch eingerostet«, sagte er. »Meinetwegen – behaltet sie so lange, wie ihr sie braucht. Ich kann mich ja melden, wenn eine Inspektion in dem Archiv anstehen sollte.« Er klopfte Ash auf den Arm und wandte sich zum Gehen.
    »Murgs«, rief Ash ihm hinterher. »Kein Wort zu niemandem. Ich will nicht, dass du Ärger bekommst.«
    Der kleine Dämon winkte, ohne sich umzusehen und bog um die Ecke.
    Ash schloss die Tür und starrte den Wagen an. Im Halbdunkel der Werkstatt schien sich der Papierberg darauf noch höher zu türmen. Was hatte sie sich da bloß eingehandelt? Dass dies nicht ihre Akte sein konnte, war klar. Aber warum hatte das Aktenzeichen auf dem Ordner mit ihrem Namen gestanden?
    Sie packte zu und zog den Wagen nach hinten. Es war ganz einfach, ohne Unfall durch Eldurs Gerümpelhindernislauf zu kommen – man musste nur wissen, wo.
    In Schlangenlinien und seltsamen Kurven, Spiralen und Mäandern näherte sich Ash dem sicheren Refugium und ließ den Wagen dort vor dem Eingang stehen. Sie schnappte sich die obersten Ordner des Gebirges und setzte sich damit auf die Liege.
    Der ordentlich beschriftete Aktendeckel sagte: »Hjördis Brynhildardottir« und ein Datum, das irgendwo in grauer Vorzeit lag. Jedenfalls war es keine Zeitangabe, wie sie Ash jemals vor Augen gekommen war: »Þorri * , vier Winter nach dem Raub der Äpfel«.
    Was für ein ländliches Datum. Ash schüttelte lächelnd den Kopf. Und was für eine friedliche Zeit, in der vier Jahre lang nichts Schlimmeres geschehen war als ein bisschen geklautes Obst.
    Das jedenfalls war nicht ihre Akte. Sie gehörte zu irgendeiner blondbezopften Hjördis, die ihren Acker bestellt und ihrem Mann einen Haufen blondschöpfiger Kinderchen geboren hatte, ehe sie gestorben war.
    Sie schlug die Akte gar nicht erst auf, sondern griff zur nächsten. Erstaunt las sie: »Hjördis Brynhildardottir« – der selbe Name. Kein

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