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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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irgendwelchen Papieren. Er sprang auf, als sie hereinkam, und zog ein schuldbewusstes Gesicht. »Ich wusste nicht, dass du – sorry. Ich dachte, es würde dir nichts ausmachen, wenn ich dein Büro benutze.«
    Ash schüttelte schwach den Kopf und ließ sich auf die Liege fallen. »Mach, was du willst«, murmelte sie. »Mir ist schlecht.« Sie schloss die Augen. Alles drehte sich, sie fiel und fiel … Mit einem Ächzen riss sie die Lider auf.
    »Passage?«, fragte Ravi mitfühlend. Ash nickte.
    Er hockte sich neben sie und begann, ihren Nacken zu massieren. »Hat mir Gonzalo gezeigt. Er sagt aber, dass es sich gibt …«
    »… wenn man es öfter macht«, unterbrach Ash ihn ungeduldig. »Ich kann es nicht mehr hören. Ich könnte allein bei dem Gedanken kotzen, das öfter machen zu müssen!«
    Ravi gluckste. »Ich auch«, gab er zu. »Was hast du alles gesehen?«
    »Einen schwarzen Engel. Und meinen Großvater.« Ash dachte nach. »Wölfe, einen Mann, der auf einen Felsen gefesselt war. Einen riesigen Baum.« Noch während sie das aufzählte, begannen die Bilder zu verblassen, ihre Einzelheiten verschwammen ineinander wie zerlaufende Wasserfarben in einem Regenguss. Das einzige Bild, an das sie sich nach wie vor scharf und beinahe unangenehm detailliert erinnerte, war das des schwarzen Engels. »Luzifer«, sagte sie. »Sagt dir das was?«
    Ravi ließ sie los, als hätte er sich an ihrer Nackenmuskulatur verbrannt, und sprang auf, flüchtete sich mit weit aufgerissenen Augen hinter den Schreibtisch. »Das ist verbotenes Wissen«, flüsterte er. »Wir dürfen darüber nicht sprechen!«
    Ash setzte sich auf und drehte den Kopf. »Was redest du für einen Mist«, sagte sie ärgerlich. »Du gehörst zum PLAN. Wir sind in der Zentrale. Deine Engeloffiziere haben hier nichts zu melden!« Sie musterte ihn kopfschüttelnd. Dieser brave Junge war seinen Offizieren zu renitent, zu unangepasst erschienen? Sie konnte es kaum glauben.
    Ravi rieb sich mit der Hand über die Augen. »Du glaubst gar nicht, wie schwer es ist, diese Konditionierung loszuwerden«, sagte er seufzend. »Die haben den Dreh mit der Gehirnwäsche echt raus.«
    Ash konnte ihm nicht mehr zuhören. Ihr war schwindelig und sie musste sich zurücklehnen. Sein dunkles, fein geschnittenes Gesicht tanzte vor ihren Augen wie eine höhnische Maske. Dellingers Augen sahen sie daraus an. Dellingers Lippen verzogen sich zu einem sanften Lächeln. Dellingers Stimme drang aus seinem Mund. Die beredten Gesten seiner Hände waren die des Direktors. Seine Hände, die gepflegten, schmalen Hände waren Dellingers Hände. Ash stöhnte auf und presste die Handballen gegen die Augen. »Ich habe ein Flashback, als hätte ich Drogen genommen«, sagte sie dumpf. »Ravi, lass mich in Ruhe. Bitte.«
    Sie hörte, wie er sich bewegte. Dann knirschten die Federn der schmalen Liege, sie spürte die Wärme seines Körpers. Seine Hände strichen über ihre Schultern und ihren Rücken. Er berührte ihre Schläfen, massierte sie leicht mit den Fingern. Ash lehnte sich zurück und genoss die sanften Berührungen, die so gar nichts Forderndes, Drängendes hatten. Er umfing sie mit beiden Armen und hielt sie an sich gedrückt wie eine Mutter ihr Kind. »Ich habe auch die ganze Nacht noch Albträume gehabt«, flüsterte er. »Die Passage ist das Schrecklichste, was ich je erlebt habe. Bis auf meinen Tod.«
    Ash saß mit geschlossenen Augen da und entspannte ihre verkrampften Muskeln. »Erinnerst du dich daran, wie wir … wie du gestorben bist?«
    Sie spürte sein Nicken. »Manchmal werde ich davon wach. Die letzten Augenblicke. Etwas kam durch den Nebel, ein riesiges Tier. Ein Bär.« Er lachte leise. »Oder ein Yeti.«
    Ash spürte, wie der Schlaf näherkam. »Eisbär«, murmelte sie. »Nein, ein Reifriese.«
    Als sie nach kurzem Schlummer erwachte, lehnte sie immer noch an Ravis schlankem Körper. Er bewegte sich vorsichtig, lachte. »Mir ist der Fuß eingeschlafen.«
    Ash setzte sich auf, drehte sich zu ihm um. »Das hättest du nicht tun müssen«, sagte sie. »Danke.«
    »Gerne geschehen.« Das Lächeln hellte sein dunkles Gesicht auf. »Geht es dir besser?«
    »Viel besser.« Ash streckte sich, gähnte. »Was für einen Zaubertrick hast du angewendet?«
    Er schwang die Beine von der Liege und verzog das Gesicht. »Engel-Voodoo«, sagte er und rieb sich über die Waden und Füße. »Uh. Das kribbelt. Du musst Ameisen im Bett haben.«
    Ash sortierte behutsam ihre Gedanken. Die heftigen,

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