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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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erklären.
    Wie musste sie die Frage formulieren, die sie Macnamara diesbezüglich stellen konnte – ohne dass auffiel, dass sie auf eigene Faust eine Top-Secret-Akte angefordert hatte? Ash seufzte und setzte ihren Weg fort.
    Macnamara saß schon an »ihrem« Tisch in der vollen, lauten Kantine. Ash schlängelte sich zu ihm durch, grüßte, winkte mit der freien Hand, wich einem halben Dutzend Angeboten, sich zu jemandem zu gesellen, aus und gelangte endlich ans andere Ende des Raumes. »Hallo«, sagte sie atemlos und legte die Akten auf die Tischkante.
    Macnamara hob seinen Blick von dem Glas, in das er gestarrt hatte. »Ash, du Labsal meiner alten Augen«, begrüßte er sie. »Ich war so frei, dir auch schon etwas von deinem Lieblingsstoff zu besorgen.«
    Ash griff nach dem Metbecher und leerte ihn in zwei durstigen Zügen. Macnamara beobachtete sie belustigt. »Harten Tag gehabt?«
    Ash zwang sich zu einem Lächeln. »Du siehst erledigt aus«, sagte sie. »Ich habe keinen Grund, mich zu beklagen.«
    Der Dämon nickte matt. »So langsam habe ich die Nase voll von staubigen Akten. Es wird Zeit, dass ich das hier abschließe.«
    Er lehnte sich vor und schob Ash einen unbeschrifteten, dicken Umschlag zu, dessen Rückseite das Zeichen der Waage zierte. »Mit den besten Grüßen von unserem gemeinsamen Bekannten.«
    Ash fröstelte. Das war ihr Marschbefehl. Jetzt würde sie erfahren, wen sie für Dellinger um den Preis ihrer eigenen Freiheit um seine Existenz bringen musste.
    Sie legte die Hand auf den Umschlag, ertastete eine schmale, längliche Form wie eine Zigarre und eine runde, flache Form – eine Medaille oder Münze. Einen Moment lang schwankte sie, ob sie den Umschlag aufreißen und hineinsehen sollte, aber sie fing Macnamaras warnende Geste auf: Nicht hier. Sie nickte und schob den Umschlag in ihre Tasche. »Mac?« Der Major hatte sie nicht aus den Augen gelassen. Er bewegte fragend den Kopf.
    Ash beugte sich nun auch vor. »Mac, wie ist es, jemanden zu annullieren?«
    Er erwiderte reglos ihren drängenden Blick. Dann schüttelte er sacht den Kopf. »Das erste Mal? Scheußlich. Aber …« Er stockte und lächelte schief.
    »… man gewöhnt sich daran«, ergänzte Ash den Satz. Wie oft hatte sie das hier in der Zentrale schon zu hören bekommen? Anscheinend konnte man sich an so gut wie alles gewöhnen, sogar an den eigenen Tod.
    Mac sah ihren Gesichtsausdruck und legte seine Hand auf ihre unruhig tappenden Finger. »Bleib ganz ruhig«, sagte er. »Du wirst wahrscheinlich einen aus dem Ruder laufenden Dämon suspendieren müssen. Das ist ein Routinevorgang.«
    »Suspendieren«, wiederholte Ash verständnislos.
    »Es gibt mehrere Stufen der Annullierung«, erklärte Macnamara. »Die unterste ist die Infamie, danach kommen Interdikt, Irregularität und Suspension. Die vollständige Annullierung eines Individuums wird sehr selten verhängt, schon allein, weil das einen riesigen Verwaltungsaufwand mit sich bringt.«
    Ash atmete auf. »Das hat der Direktor mir nicht erklärt.«
    Macnamara zwinkerte ihr zu. »Und wahrscheinlich hätte ich es auch nicht tun dürfen. Dies ist immerhin ein Loyalitätstest.«
    Ash fühlte sich von einer Last befreit, die sie gar nicht bewusst registriert hatte. Sie sprang auf und rieb sich die Hände. »Ich hole mir noch etwas«, verkündete sie. »Was darf ich dir bringen, Mac?«
    Er trank sein Glas aus und schob es ihr hin. »Das Gleiche nochmal.«
    Macnamara hatte die Augen geschlossen und die Füße auf den Nachbarstuhl gestellt, als sie zurückkehrte. Ash stellte ihm das Glas hin und genoss es, einfach nur dazusitzen und ihn anzusehen. Er schien zu schlafen.
    »Was wolltest du mit mir besprechen?«, fragte er, ohne seine Haltung zu verändern oder die Augen zu öffnen.
    Ash dachte nach. Es war so viel, was sie wissen wollte. »Hast du schon mal eine Aktenverschmelzung bearbeitet?«, begann sie am hinteren Ende des Tages.
    Eins seiner Augen öffneten sich zu einem kleinen Schlitz. »Aktenverschmelzung«, wiederholte er ungläubig. »Fraxinus, da hast du dich aber veräppeln lassen. Das ist eine Legende, oder, besser gesagt, ein Jux, mit dem man Frischlinge reinlegt.«
    Ash wollte widersprechen, ließ es dann aber lieber. »Ein Jux«, murmelte sie. Sehr komisch. Aber schloss man so etwas gut weg und versteckte den Schlüssel? Und Murgs? Er besaß ungefähr so viel Humor wie ihr linker Fuß.
    »Vergiss es«, sagte sie. »Deswegen hab ich dich nicht um ein Gespräch gebeten. Mac, du

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