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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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bist doch ein erfahrener Nullraumpilot. Was ist mit Luzifer? Sitzt er dort fest?«
    »Auf unbestimmte Zeit suspendiert«, erwiderte der Dämon kurz. »Sie haben ihm eine vollständige Rehabilitation angeboten, wenn er sich bei ein paar Leuten entschuldigt, aber er hat abgelehnt. Und so lange hängt er halt im Nullraum herum.« Sein Mienenspiel war undeutbar, aber seine Stimme klang erstaunlich grimmig.
    »Du kennst ihn anscheinend näher«, folgerte Ash.
    »Ja.« Keine weitere Erläuterung.
    »Was heißt ›Auf unbestimmte Zeit suspendiert‹?«
    Macnamara richtete sich auf und drehte sein Glas in der Hand. Er schien auf der Antwort herumzukauen wie auf einem zähen und obendrein vergammelten Stück Fleisch. Warum ging ihm diese Frage so nah?
    »Wenn jemand auf diese Weise suspendiert wird, landet der größte Teil von ihm auf unbestimmte Zeit im Nullraum«, gab er schließlich sehr widerwillig Auskunft. »Je nach den Bedingungen, die an seine Rehabilitation geknüpft sind, heißt das.«
    »Bei Luzifer wäre das die Entschuldigung.«
    »Hm«, bestätigte Mac. Er blickte ausgesprochen angewidert drein.
    Ash verließ das offenkundig verminte Gelände und wagte sich auf einen anderen Pfad. »Du hast gesagt, ›der größte Teil‹ landet im Nullraum. Wie hast du das gemeint?«
    Der Major schüttelte seine Hand aus, die er viel zu fest um das Glas gekrampft hatte. »Bei der Suspendierung wird eine Art Persönlichkeitsspaltung erzeugt. Das stammt aus der Zeit, als Zentrale und HQ noch personell sehr schwach besetzt waren und man es sich nicht leisten konnte, Arbeitskraft zu vergeuden. Also haben sie eine Methode erfunden, die Essenz eines Individuums sozusagen auszulösen und gerade eben genug Lebenskraft und Verstand in seinem Körper zu lassen, dass er zumindest noch Handlangertätigkeiten ausführen konnte. Keine ideale Lösung, aber immerhin brauchbar.«
    Ash schüttelte sich vor Entsetzen. »Du willst damit doch nicht sagen, dass irgendwo hier Luzifers geistlose Hülle herumläuft und Papierkörbe leert?«
    »Können wir jetzt bitte das Thema wechseln?«, fauchte Macnamara.
    Ash sah ihn sprachlos an. So aufgebracht hatte sie den Major noch nie erlebt.
    Sie unterhielten sich eine ganze Weile gar nicht mehr. Macnamara leerte mit finsterer Miene sein Glas und Ash hing ihren Gedanken nach. Sie war müde und deprimiert. Es wäre so tröstlich gewesen, wenn sie sich jetzt in Eldurs Refugium und in seine Arme hätte flüchten können, aber die Werkstatt war dunkel und leer und die Liege ungemütlich und kalt ohne ihn. Sie schlang die Arme um ihren Körper. So kalt. So leer. Sie hatte alles verloren: ihr Leben, ihre Vergangenheit, ihre Zukunft. Was gab es noch, das sie antreiben konnte? Der nächste Aktenvorgang? Ein Auftrag, jemanden zu suspendieren, den sie nicht kannte und der sie nicht interessierte? Wozu?
    »Mac«, sagte sie impulsiv, »du wolltest mir doch immer schon mal vorführen, wie cool du im Unterhemd aussiehst.«
    Er wandte langsam den Kopf und sah sie an. Seine Augen waren leer und grau wie der Nullraum. Ash fröstelte.
    Sein Gesicht belebte sich. Er streckte die Hand aus und berührte sacht ihren Handrücken. »Dir geht's nicht gut, hm? Hast du Angst vor dem Auftrag?«
    Ash schüttelte den Kopf. »War ein schwerer Tag«, erwiderte sie. »Ich habe ein paar Tatsachen ins Auge blicken müssen, die ich nicht sehen wollte.« Keine Vergangenheit. Keine Zukunft. Kein Leben. Kein Weg zurück?
    Macnamara nickte. »Das macht jeder hier früher oder später durch«, sagte er leise. »Manche kehren zurück ins Wartezimmer.«
    Ash erwiderte seinen Blick. »Keine Option für mich. Lieber lasse ich mich auf unbestimmte Zeit suspendieren.«
    »Wenn du jemanden brauchst, an dem du dich festhalten kannst, stehe ich gerne zur Verfügung.« Er lächelte schwach. »Aber wenn ich dir etwas empfehlen darf: Ravi. Er steht auf dich. Oder Gonzo. Aber den muss ich dir gar nicht empfehlen, oder?«
    Ash lächelte und schüttelte den Kopf. »Gonzalo ist ein Schatz«, sagte sie warm. »Aber ich glaube nicht, dass ich seine gute Laune heute Nacht ertragen kann. Und Ravi …« Sie verzog das Gesicht. Ihr Verhältnis war zu verwickelt, um jetzt noch einen Knoten mehr hineinzuschlagen. »Er ist mir zu jung.«
    Macnamara lachte auf. »Was das Alter angeht, wäre ich der Richtige, keine Frage. Aber ich bin nicht völlig – hm – du wärst enttäuscht.«
    Jetzt war es Ash, die sich vorbeugte und auf seine Hand klopfte. »Keine Panik, Mac. Ich

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