Projekt Armageddon
ungefährlich.« Sie steht auf und nimmt einen Stapel sauberer Leintücher aus dem Schrank. Loki sieht verblüfft zu, wie sie die Tücher in einen Bottich taucht, flüchtig auswringt und dann einladend zur Tür zeigt. »Komm, sie ist jetzt bestimmt wach.«
Als sie das Zimmer betreten, ist leises Glucksen und Brabbeln aus der Wiege zu hören. Das Mobile dreht sich sacht im Luftzug. Ash schnuppert. »Oh«, sagt sie, »höchste Zeit, es riecht versengt.« Sie eilt zur Wiege und hebt das Kind heraus. »Na, mein Schatz«, sagt sie, »komm mal her. Brauchst du neue Windeln? Nein, aber ganz bestimmt brauchst du neues Bettzeug. Verdammt, schon wieder Flickwäsche!« Sie zieht Laken aus der Wiege, wirft sie zu Boden und tritt fest mit dem Fuß darauf. »Steh nicht herum wie ein Ölgötze«, ruft sie. »Komm her, halte deine Tochter. Ich muss das Bettchen neu machen.«
Loki nähert sich mit verwirrter Miene. Er nimmt den Säugling, wiegt ihn im Arm, sieht das Kind fragend an. Das Mädchen erwidert seinen Blick mit großem Ernst. »Oddny«, sagt er. »Ich bin dein Vater.« Sie lächelt. Große, hellblaue Augen wie ein Sommermorgen. Ein kleines Fuchsgesicht. Flammrotes Haar. Loki beginnt zu lächeln.
»Du musst deine Eltern ganz schön auf Trab gehalten haben«, sagt Ash und pustet eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Sie hat nur die Hälfte deiner Gene, aber uns ist zweimal schon um ein Haar die Bude abgebrannt. Wir schieben im Schichtdienst Wache.« Sie streckt sich und stöhnt leise.
Loki hört ihr nur mit halbem Ohr zu. Er wiegt seine Tochter im Arm und summt leise. »Bist du meine kleine Flamme?«, sagt er. »Bist du das, kleine Oddny?«
Das Mädchen gluckst und greift nach seiner Nase. Flämmchen züngeln aus ihren Fingern. Loki lacht und pustet sie an. Feuer sprüht. Das Kind kreischt vor Freude, greift nach den Funken. Loki lacht laut auf und wird zur Flammensäule. Aus dem lodernden Feuer erklingt das Lachen und Brabbeln des Säuglings.
Ash schreit auf: »Nicht hier im Haus!«, aber es ist zu spät. Sie schaut resigniert zu den geschwärzten Balken der Decke und zuckt die Achseln. »Wenn du fertig bist, leg sie bitte wieder ins Bett«, sagt sie, nimmt die angesengte Wäsche und geht hinaus.
In der Küche steht Ravi und schüttelt seine Schwingen trocken. »Die einzige Regenwolke weit und breit, und ich muss mitten hindurchfliegen«, sagt er vergnügt. »Hallo, hier ist die Ablösung für die Feuerwache.« Er nimmt sie in den Arm und küsst sie rechts und links auf die Wange.
Ash sieht ihn erschreckt an. »Ach«, sagt sie, »ich habe gar nicht gemerkt, dass es schon so spät ist.« Sie wendet sich zur Tür, um sie zu schließen, aber Ravi steht schon neben ihr und sagt: »Wie geht es unserer kleinen Pyromanin denn heu…«, er verstummt. »Du?«, ruft er dann. »Du wagst es …!« In seiner Hand erscheint ein flammendes Schwert.
»Nein«, ruft Ash. Und: »Nicht im Haus, wie oft soll ich das noch sagen!« Sie geht energisch zwischen die beiden Männer und schiebt Ravi zurück in die Küche. »Mach das Ding aus«, kommandiert sie. »Er hat sich entschuldigt. Und jetzt Ruhe, ihr weckt die Kleine wieder auf.«
Loki lässt sich auf die Bank sinken und stützt den Kopf in die Hand. »Lasst mich einen Moment zur Ruhe kommen«, bittet er. »Ravi, mein Junge. Du bist zornig. Ich wäre es an deiner Stelle auch. Aber ich möchte dich nicht töten müssen, also sei bitte so freundlich und reg dich ab.«
Ravi schnaubt. »Du, mich töten? Mach dich nicht lächerlich.«
Loki nimmt einen Schluck Wasser und lehnt den Kopf an die Wand. »Ich bin müde«, murmelt er und reibt sich die Augen. »Habe nicht viel geschlafen in den letzten Monaten.« Sein schuldbewusster Blick wandert zu Ash.
Die lehnt an der Spüle und hat die Arme verschränkt. »Ravi, sei lieb«, sagt sie. »Wenn du dich duellieren willst, wirst du dich hinten anstellen müssen, fürchte ich. Mac ist nicht weniger wütend als du, und Odin …« Sie verdreht die Augen.
Loki wird blass. »Odin«, wiederholt er. Schließt die Augen und schaudert. »Wo ist er? Ich möchte es so schnell wie möglich hinter mich bringen.«
Ash seufzt. »Er ist unterwegs, den dunklen und hellen Mächten sei Dank. Ich ertrage heute keine Aufregung mehr.«
Ravi trinkt den Tee, den sie ihm reicht, in ein paar durstigen Zügen aus und nickt ihr zu. »Ich bin nebenan.«
»Ich habe dir etwas zu essen hingestellt«, sagt Ash. »Danke.«
Er lächelt ihr zu, schenkt Loki noch einen bösen
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