Projekt Armageddon
Blick und geht ins Nebenzimmer.
»Puh«, macht Ash. »Keine Diskussionen mehr heute. Erzähl mir von den Äpfeln. Wo hast du sie gepflanzt?«
Er entspannt sich. Beginnt von Irland zu erzählen und wie er kreuz und quer über die Insel gewandert ist, in der Hoffnung, den richtigen Platz für die kostbaren Äpfel zu erkennen. Im äußersten Westen hat er ihn dann gefunden. »Es roch richtig, es fühlte sich richtig an«, erzählt er, und in seinen Augen brennt das Feuer, das sie so sehr liebt. »Dort standen ein paar uralte Bäume, die schon lange nichts mehr getragen haben, aber es waren Apfelbäume. Ich habe die Hand auf ihre Rinde gelegt und erkannt, dass Idun es war, die sie einst pflanzte.«
Ash, die sich während seiner Erzählung an seine Seite, in seinen Arm geschmiegt hat, seufzt. »Wie gerne wäre ich bei dir gewesen«, sagt sie wehmütig.
»Ich habe dich vermisst«, sagt er. »Jeden Tag, jede Minute.« Er schüttelt den Kopf. »Nie hätte ich geglaubt, dass ich so feige sein könnte. Zu schwach, mich dem zu stellen, was in dir heranwächst.«
Ash legt einen Finger auf seine Lippen. »Sei still«, sagt sie. »Es ist gut. Ich habe es überlebt.« Sie sucht seinen Blick. »Aber dies war das erste und letzte Mal, dass du mich im Stich lässt, Loki. Beim nächsten Mal lasse ich dich nicht wieder ein.«
Er nickt. Legt zögernd seinen Arm um ihre Taille. Beugt sich zu ihr, findet ihre Lippen.
Die Tür schlägt auf, eine Windböe pfeift herein. Ash fährt herum, stellt sich vor Loki, um ihn zu verbergen.
Der Hüne, der in der Tür steht, schlägt seinen Mantel aus, knöpft ihn auf, nimmt den Hut ab und hängt ihn an den Haken. Weißblond sein Haar, dunkelblond der Bart. Seine derbe Jeans ist dunkel vor Nässe, die schweren Trekkingschuhe stehen in einer Pfütze, das weiche, dunkelrote Flanellhemd hat er gegen den kalten Wind bis zum Hals zugeknöpft. »Was für ein Wetter«, sagt er mit rollendem Bass. »Hast du etwas zu trinken für mich?« Er schiebt den Finger unter die Augenklappe, reibt kräftig, lächelt. »Was macht mein kleiner Stern, meine Sonne?«
»Sie schläft«, sagt Ash und bewegt sich nicht. »Afi, ich habe Besuch.«
»Ich störe?«, fragt Odin. »Soll ich wieder gehen?« Er macht Anstalten, seinen Mantel zu schließen.
»Nein«, sagt Ash. »Nein, es ist gut so. Versprich mir nur eins: Kein Streit in meiner Küche!« Sie geht zum Herd. Wartet.
Odin stösst den Atem aus, als hätte ihn ein Boxhieb getroffen. Seine Lippen werden weiß und sein Blick blitzt sturmgrau und eishell. Gungnirs Spitze flammt hell auf.
»Der Verbrecher«, sagt Odin. »Du bietest ihm einen Platz an deinem Tisch an? Bewirtest ihn?«
»Afi, bitte«, sagt Ash begütigend. »Er hat mir erklärt, was ihn dazu trieb. Er hat sich entschuldigt. Ich habe ihm verziehen. Lass es nun gut sein.«
Loki hat sich erhoben, steht vor seinem Bruder. »Ich bitte auch dich um Vergebung«, sagt er. »Was immer du als Buße von mir verlangst, Allvater, werde ich tun.« Er steht mit geradem Rücken, hält dem Blick des Bruders stand.
Odin schnaubt. Er schleudert Gungnir in den Winkel, wo der Speer tief ins Holz fährt. Ash jammert leise, aber die beiden Götter beachten sie nicht.
»Ich werde dich hier und jetzt nicht töten«, sagt Odin mit mühsam gezügeltem Zorn »Hjördis hat mich um Frieden gebeten. Sie ist die Herrin in diesem Haus.« Er legt den Kopf in den Nacken, ringt um Beherrschung. »Aber ich habe nicht versprochen, dich nicht draußen vor der Tür windelweich zu prügeln. Geh.« Er wirft sich herum, reißt die Tür auf, deutet gebieterisch in den Sturm. »Hinaus. Stelle dich meinen Fäusten.«
»Männer«, sagt Ash flehend, »jetzt seid doch vernünftig!« Aber die beiden Brüder beachten sie nicht. Ihre Blicke sind ineinander verhakt, die Fäuste geballt.
»Keine üblen Tricks«, sagt Loki.
Odin lacht böse auf. »Das sagst du, der Meister der üblen Tricks? Verzichte du auf dein Feuer und ich werde weder Sturm noch Blitz bemühen. Nur unsere Fäuste, Bruder. Wie in alten Zeiten!«
Loki nickt mit angespannter Miene. »Wie in alten Zeiten. Geh voraus.«
Ash sinkt auf die Bank und reibt sich über die Stirn. Die Tür schlägt hinter den Brüdern zu, sperrt das Gewitter aus. Ash beginnt zu lachen.
»Was ist los?« Ravi steckt den Kopf in die Küche. Er sieht, dass sie lacht, und grinst erleichtert. »Alles in Ordnung?«
»Alles in bester Ordnung.« Ash gluckst und winkt ihn zu sich. »Komm her, mein treuer Paladin.
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