Projekt Atlantis
Sicherheit auf den U-Boot-Routen gewährleistet werden. Natürlich legte die Navy ihrerseits nichts offen, aber sie konnte bei Bedarf eine Genehmigung verweigern, wenn fremde Anträge mit ihren eigenen Plänen in Konflikt gerieten. Aber diese Anträge waren Tagesgeschäft, und Walters hatte damit üblicherweise nichts zu tun.
»Na und?«
»Die beiden Boote möchten umfangreiche Forschungen unter Wasser betreiben. Sie sind gut ausgerüstet, führen ROVs und sogar kleine U-Boote an Bord. Das eine ist ein kubanisches Schiff, das andere stammt aus Woods Hole, Massachusetts, ist aber von Europäern gechartert. Uns ist aufgefallen, dass beide Boote genau in dem Gebiet forschen möchten, in dem wir vor einigen Wochen den Code fünfzig hatten. Ich dachte, das sollten Sie wissen.«
Walters hob die Augenbrauen. Da lag also der Haken. Er hatte den Weißwasser-Vorfall schon fast vergessen, froh, dass es sich lediglich um ein unbedeutendes Fischerboot gehandelt hatte, das höchstens in der Lokalpresse erwähnt werden würde. Aber Forscherteams? Noch dazu Europäer und Kubaner. Was für eine selten blöde Konstellation. Er zögerte eine Weile, aber er hatte schlicht zu wenige Informationen, um etwas endgültig zu entscheiden. Und langes Zaudern würde das auch nicht ändern.
»Wenn keine unserer geplanten Fahrten dagegenspricht, dann lassen Sie beide Anträge erst mal durch«, sagte er schließlich. »Aber ich möchte Kopien der Anträge haben. Und besorgen Sie mir weitere Informationen über alles, was nicht in den Anträgen steht. Ich möchte wissen, wo die Leute zur Schule gegangen sind, wo sie ihren letzten Urlaub verbracht haben... Das ganze Programm. Und suchen Sie am besten jetzt schon nach guten Gründen, die Leute notfalls auch ganz schnell wieder nach Hause zu schicken.«
»Ich kümmere mich darum, Sir.«
»Gut. War's das?«
»Ja, Sir.«
»Danke.« Walters stand auf, und während Parker das Büro verließ, trat er an sein Fenster und sah auf den Atlantik hinaus. Das war Murphys verdammtes Gesetz. Wenn etwas passierte, dann passierte alles auf einmal.
Port Lounge, Miami International Airport
»Nette Aussicht«, meinte Patrick mit einem Cocktail an den Lippen. Die Loungebar befand sich auf der achten Ebene des Flughafens von Miami. Im Stil eines Atriums gebaut, atmete die Lounge tropisches Klima und öffnete den Blick auf den Flughafen und die Skyline von Miami. Peter saß neben ihm und trank einen Tee. Seit ihrem Treffen in Hamburg waren knapp vier Wochen vergangen, und viel war geschehen. Während Peter weiter an den Übersetzungen gearbeitet hatte, hatte Patrick sich um die Organisation einer Expedition bemüht.
Es stellte sich heraus, dass sie sich besser ein halbes Jahr Zeit genommen hätten, denn ihr Vorhaben war komplex und alles andere als günstig. Aber sie hatten sich entschlossen, das Unternehmen selbst zu finanzieren, was mit den Mitteln, die sie durch ihre beiden vergangenen Projekte zusammengetragen hatten, möglich war. Aus diesem Grund mussten sie sich nicht um Geldgeber bemühen und langwierige Verhandlungen um Projektkalkulationen und Businesspläne über sich ergehen lassen. Zugleich drängte die Zeit. Peter fürchtete, dass andere Forscher ihnen zuvorkommen würden, nachdem er die ersten Ergebnisse der Sichtung der Dokumente aus Alexandria weitergegeben hatte. Patrick wurde bei der Recherche klar, wie viel mehr Aufwand eine Expedition, wie sie sie planten, bedeutete als eine Tour in den Urwald, die er alleine bestreiten konnte. Sie brauchten ein Schiff, das für unterseeische Untersuchungen voll ausgestattet war. Sie benötigten aber nicht nur Taucherausrüstungen, sondern auch ferngesteuerte Roboter – sogenannte ROVs –, idealerweise sogar ein U-Boot, darüber hinaus eine Mannschaft, die all das bedienen konnte, und natürlich sämtliche Genehmigungen, die hierfür notwendig waren.
Es gab zahlreiche Organisationen, die man ansprechen konnte. Schiffe ließen sich einzeln chartern, ebenso wie eine Crew und das Equipment. Es gab auch einige Unternehmen, die alles gemeinsam, sozusagen als Paket anboten. Neben der Tatsache, dass diese günstiger waren, lag ein weiterer Vorteil darin, dass es erfahrene und eingespielte Teams auf den eigenen Schiffen waren, die sich um alles kümmerten, die also auch bei der logistischen Planung berieten und einem die Beschaffung von Genehmigungen abnahmen. Dummerweise waren diese Schiffe in der Regel mehr als ein Jahr im Voraus vollkommen ausgebucht
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