Projekt Atlantis
weitere Mappe hervor. Mit bedächtigen Bewegungen räumte er erst die Maya-Dokumente beiseite, schob die Mappe dann Patrick entgegen und öffnete sie. In ihrem Inneren fanden sich ebenfalls Fotografien, die er nebeneinander vor dem Franzosen ausbreitete. Die Bilder zeigten antike Handschriften, im fortgeschrittenen Zustand der Auflösung begriffen, mit einer feinen Schrift in griechischen Buchstaben.
»Vor zwei Wochen«, erklärte Peter, »wurde ich zu einer Ausgrabung nach Alexandria eingeladen. Man vermutete, das Grab Alexanders des Großen gefunden zu haben. Aber der Raum, bei dessen Öffnung ich anwesend sein durfte, war kein Grab. Es war eine uralte Bibliothek voller Handschriften, rund zweitausend Jahre alt.«
Patrick nahm die Fotografien in die Hand. Die Dokumente erinnerten an die Überreste der Qumran-Rollen.
»Wissen Sie, weshalb ich nach Alexandria eingeladen wurde?«
Patrick zuckte mit den Schultern.
»Sehen Sie mal in das Regal dort drüben.«
Patrick wendete den Blick und entdeckte dort eine kleine Statuette. Er hatte sie schon einmal gesehen. Sie war altägyptischen Ursprungs und stellte den Gott Thot dar. »Ist das...«, begann er.
»Ja, sie ist es. Die Figur von Oliver Guardners Schreibtisch. Die Organisation, die die Ausgrabung in Alexandria betrieb, hatte von der SCA aus Kairo die ausdrückliche Bitte erhalten, mich einzubinden, und als ich ankam, erwartete mich dort ein Paket mit diesem Geschenk und einer Karte von Melissa!«
»Melissa? Unsere Melissa aus dem Museum?« Patrick erinnerte sich nur zu deutlich an die Rothaarige, deren scheinbar naiver Charme ihm eine Zeit lang ordentlich zugesetzt hatte. Sie waren einander nähergekommen und hatten das Projekt schließlich gemeinsam abgeschlossen.
»Ebendiese. Auf der Karte stand lediglich ›Wissen, Erkenntnis und Weisheit‹, mehr nicht. Aber es war klar, dass ich unbedingt dabei sein sollte. Ganz offenbar, weil sie wusste, was wir finden würden.«
Patrick staunte. Melissa war in Kairo geblieben. Sie hatte die Aufgabe übernommen, sich um die Hinterlassenschaft zu kümmern, die sie entdeckt hatten. Und nun wies sie aus der Ferne einen neuen Weg!
»Also sagen Sie schon«, drängte Patrick nun, der es nicht mehr aushielt. »Was haben Sie gefunden?«
Peter lachte auf. »Na endlich, da ist der Funke! Dann spanne ich Sie nicht länger auf die Folter. Ich wurde nicht nur eingeladen, ich erhielt sogar den Auftrag, die gefundenen Dokumente zu sichten. Es sind Schätze, sage ich Ihnen! Es sind gerettete oder kopierte Dokumente, Teile dessen, was vielleicht einmal die Bibliothek von Alexandria gewesen sein mochte. Und was alles übertrifft, ist das, was Sie vor sich sehen. Erinnern Sie sich, was ich über Platons Dialoge Timaios und Kritias erzählte? Sie sind unsere einzige ursprüngliche Quelle über den Mythos von Atlantis. So detailliert viele der Beschreibungen Platons auch waren, hatten sie einen maßgeblichen Schönheitsfehler: Der entscheidende Dialog, Kritias, war unvollständig! Platon berichtet, dass Zeus seine Götter versammelte, und bricht dann mit den Worten ab: ›Nachdem er sie zusammenberufen hatte, sprach er.‹
Aber das, was vor Ihnen liegt, mein Freund, ist die vollständige, dreimal längere Fassung von Platons Bericht über das Reich von Atlantis, seinen Untergang – und seine genaue Lage!«
Kapitel 4
AUTEC U.S.-Navy-Recherche-Zentrum, Andros Island, Bahamas
Es war kurz vor acht, als Lieutenant Commander Walters sein Büro betrat. Mit einem Becher dampfenden Kaffees setzte er sich an seinen Schreibtisch, als sein Telefon klingelte.
»Walters«, meldete er sich. »Meine Tochter? Natürlich, stellen Sie sie durch!« Es klickte in der Leitung, und unwillkürlich lächelte er. »Hey, hallo Kleine! Na, das ist ja eine Überraschung! Bist du denn noch gar nicht in der Schule?« Er nippte an seinem Becher, während er zuhörte. »Oh, na, da hast du aber Glück. Nur die ersten beiden Stunden? Na ja, immerhin, oder? Dann ist der Vormittag nicht so lang... Wale sagst du? Ehrlich?... So richtig große Wale?... Oh, ich verstehe. Das tut mir aber leid... Also gut, wenn Mum das sagt, dann wird sie das auch machen... Sicher, Kleines!... Okay, dann noch viel Spaß in der Schule. Und am Wochenende bin ich wieder da, ja? Also, pass auf dich auf... Ich dich auch! Gibst du mir noch mal Mum?« Er wartete, bis seine Frau am Hörer war. »Guten Morgen, Süße! Was erzählt Sarah da? Ihr wollt euch gestrandete Wale angucken?«
Es
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