Projekt Atlantis
spekulativ, weniger nachgespielte Szenen in Kostümen...
sondern mehr echte Geschichte, mehr Wissenschaft und die Berichterstattung möglichst live.«
Peter nickte nur, sagte aber nichts. So viel wusste er bereits, als sich die Frau per E-Mail bei ihm gemeldet hatte.
»Nun habe ich von Ihrem Vorhaben gehört und möchte gerne über Ihr Projekt berichten. Was halten Sie davon?«
»Was wissen Sie über unsere Pläne?«, fragte Patrick.
»Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie, Professor Lavell, in Alexandria einen besonderen Fund gemacht haben...« Sie nahm einen weiteren Schluck. »Nein, stimmt nicht. Ich will ehrlich mit Ihnen sein. Ich war sogar dabei.«
»Sie waren dabei?!« Peter hob eine Augenbraue.
Sie lächelte. »Ja. Ich war bei Ihnen, als Sie das Grab geöffnet haben, das dann gar keines war. Ich hatte mich in das Grabungsteam eingeschlichen, nachdem ich erfahren hatte, dass man etwas gefunden hatte... Sie müssen wissen, dass ich mich für solche Sachen naturgemäß besonders interessiere... Ich wollte schon einmal eine Sendung über Alexander den Großen machen und hatte so bereits einige Kontakte und wusste von den voranschreitenden Arbeiten. Als ich nun hörte, dass es ernst wurde, habe ich kurzfristig einen Kameramann im Team abgelöst. Ich war unten und habe Sie gefilmt, wie Sie sich vielleicht erinnern.«
Peter rief sich die Situation in Erinnerung. Er hatte die Frau mit der Kamera nicht beachtet, hatte sie für ein normales Teammitglied gehalten. Sie hatte sich tatsächlich eingeschlichen?
»Jedenfalls habe ich alles gesehen. Und ich weiß inzwischen, dass Sie einige der Texte aus der dortigen Bibliothek gesichtet und übersetzt und den vollständigen Kritias- Dialog gefunden haben.«
»Das ist ungeheuerlich!«, entfuhr es Peter. Mit einem Mal drohte ihm der sichere Boden zu entgleiten. Wenn schon die Presse davon wusste, wie war dann zu hoffen, dass sie ihre Untersuchung halbwegs ungestört durchführen konnten?
»Schätze mal, Sie nehmen es mit dem Gesetz nicht so genau?«, warf Patrick ein.
Die Journalistin hob abwehrend die Hände und rückte dann ihre Brille zurecht. »Ich bitte Sie! Ziehen Sie auf keinen Fall voreilige Schlüsse! Ich habe nicht vor, irgendetwas ohne Ihre Zustimmung – oder die des Centre d'Etudes Alexandrines – zu veröffentlichen. Sie haben mein Wort darauf! Deswegen treffe ich mich heute mit Ihnen. Es ist ein ungeheuer spannendes Feld, und Ihr Projekt ist so interessant, dass ich mit Ihnen gemeinsam eine Dokumentation daraus machen möchte.«
»Dann wissen Sie auch, weswegen wir in die Staaten gekommen sind?«, fragte Patrick misstrauisch.
»Ich weiß es natürlich nicht. Jedenfalls nicht genau. Aber ich habe erfahren, dass Sie ein Forschungsschiff aus Woods Hole gechartert haben...«
»Wie Sie das herausbekommen haben, möchte ich gar nicht wissen...«, knurrte Patrick und leerte seinen Drink.
»...und daher habe ich meine Schlüsse gezogen«, fuhr sie fort. »Es ist ja allgemein bekannt, dass Kritias sich mit Atlantis beschäftigt. Allein das ist einen Bericht wert! Und wenn Sie nun aufgrund dieses Fundes in See stechen, dann kann das nur bedeuten, dass Sie auf den Spuren des untergegangenen Kontinents sind.« Sie sah die beiden mit einer Mischung aus Eindringlichkeit und Begeisterung an.
Peter holte tief Luft. Konnte er wirklich keinen Schritt mehr tun, ohne dass es die ganze Welt erfuhr? Bei ihrem gemeinsamen Projekt in Südfrankreich, wo sie in aller Abgeschiedenheit forschen sollten, hatten sich in kürzester Zeit allerlei merkwürdige Gruppierungen an ihre Fersen geheftet. Beim Sakkara-Projekt ein Jahr später war es nicht anders gewesen; man hatte ihnen sogar die Einreise nach Ägypten verweigert, da ihnen ihr Ruf vorausgeeilt war. Und nun konnte er weder einen Fuß nach Alexandria noch nach Miami setzen, ohne dass man ihn bereits erwartete.
Noch bevor Peter etwas sagen konnte, hob die Journalistin erneut an. »Ich weiß, dass das überraschend für Sie kommt. Bestimmt wollten Sie Ihr Projekt ganz in Ruhe abwickeln, ohne Störungen von außen und ohne Publicity. Ich möchte mich auf gar keinen Fall aufdrängen, wenn Sie davon nichts wissen möchten. Ich bitte Sie nur, sich Gedanken darüber zu machen.« Sie holte eine Visitenkarte heraus, schrieb etwas darauf und überreichte sie Peter. »Sie können mich jederzeit mobil erreichen. Oder per E-Mail natürlich.«
Peter drehte die Karte in den Fingern. Gerade noch war er sich sicher gewesen, dass sie
Weitere Kostenlose Bücher