Projekt Atlantis
gesagt sind wir jetzt mit Aufräumen, Beladen und dem Check des Equipments beschäftigt, sodass wir die Crew nur stören würden. Ihr Gepäck lassen Sie einfach hier stehen, meine Leute werden es an Bord bringen.« Er wies auf ein niedriges Gebäude. »Ich schlage vor, dass wir dort hinten einen Kaffee trinken, und dann können wir uns in Ruhe darüber unterhalten, was auf Sie – auf uns – zukommt.«
»Gute Idee«, stimmte Patrick zu. »Viel schlechter als das Spülwasser im Hotel kann das Gebräu dort auch nicht sein.«
John lachte. »In Europa ist man anderen Kaffee gewohnt, ich weiß. Aber vertrauen Sie mir, die Schiffsbesatzungen und Hafenarbeiter, die dort essen, sind auch auf der Suche nach etwas Kräftigem.«
Wenig später saßen sie in einem schlichten amerikanischen Diner. Patrick nahm mit Wohlwollen zur Kenntnis, dass der Kaffee beliebig oft neu aufgefüllt wurde und die Rühreiportion, die er sich bestellt hatte, kaum zu bewältigen war.
»Ich muss schon sagen«, erklärte John gerade, »dass Ihr Projekt mich ausgesprochen neugierig gemacht hat. Nachdem Sie Ihre Unterlagen an Woods Hole geschickt hatten, hat es schnell die Runde gemacht. Wenn man wie ich in den letzten fünfzehn Jahren immer nur ein paar Meeresbiologen oder Geologen zum Mittelatlantischen Rücken und zu unterseeischen Vulkanschloten kutschiert hat, dann freut man sich, wenn mal etwas wirklich Verrücktes auf dem Plan steht.« Er lächelte dabei in einer so herzlichen Art, dass man es nicht als Beleidigung auffassen konnte. Dennoch zögerte Peter.
»Wie denkt man bei Woods Hole über das Unternehmen?«, fragte er.
»Zuerst hat man die Anfrage natürlich nicht für bare Münze genommen. Aber als wir Ihre Vita prüften, wurde schnell klar, dass Sie es ernst meinen und dass es tatsächlich eine interessante Sache ist. Und wir waren alle sehr froh, dass wir so eine Lücke in den Fahrtenplänen der Argo füllen konnten.«
»Eine ›interessante Sache‹? Versuchen Sie sich in political correctness ?«, fragte Patrick mit vollem Mund. »Ruhig raus damit: Was denken Sie selbst darüber?«
John lachte auf. »Wollen Sie mich beleidigen? Ich halte nichts davon, um den heißen Brei herumzureden. Was ich selbst davon halte? Also, ich bin Kapitän und kein Wissenschaftler wie Sie. Und auch kein Historiker. Ich habe keine Ahnung, ob es Atlantis wirklich gegeben hat. Aber als wir die Titanic gesucht haben, hielten uns auch viele für verrückt. Gut, der Vergleich hinkt vielleicht. Aber trotzdem: eine verrückte Idee, eine großartige Story. Und außerdem: Sie bezahlen es doch!« Wieder grinste er.
In Patricks Augen hatte der Mann gerade ordentlich Sympathiepunkte eingezahlt.
»Um elf geht es also los. Und es gibt noch eine kleine Überraschung für Sie. Ich weiß nicht, ob ich sie mir nicht lieber noch aufheben sollte...«
John sah vom einen zum anderen, und es war ihm anzumerken, dass er nur auf ein aufforderndes Nicken wartete. Als nichts dergleichen geschah, platzte er dennoch heraus: »Ich bin wirklich aufgeregt, deswegen erzähle ich es einfach sofort! Sie werden die Ersten sein, die mit Alvin II tauchen können!«
»Ist das ein neues U-Boot?«, fragte Peter.
»Es ist nicht nur ein neues U-Boot, Professor. Es ist das neue U-Boot! Ich weiß nicht, wie gut Sie sich mit ROVs und HOVs auskennen...« Als er auf seinen fragenden Blick nur Schulterzucken von Peter erntete, holte er aus: »Wir unterscheiden drei verschiedene Typen von Geräten für die Unterwasserforschung: AUVs, ROVs und HOVs. Das Erste sind autonome Unterwasserfahrzeuge, also letztlich mehr oder weniger intelligente Sonden, die selbstständig nach vorgegebenen Programmen arbeiten können. ROVs sind ähnliche Roboter, allerdings werden sie vom Schiff aus ferngesteuert. Und HOVs schließlich sind das, was Sie U-Boote nennen. Allerdings sind sie nicht vergleichbar mit herkömmlichen U-Booten. Sie werden feststellen, dass Forschungs-U-Boote in erster Linie wesentlich kleiner sind. Klaustrophobisch dürfen Sie da nicht sein. Aber das hat natürlich seinen Grund. Das Militär taucht üblicherweise einen halben Kilometer tief, einige kommen sogar einen ganzen Kilometer nach unten, aber dann ist Schluss. Der Druck dort unten ist einfach zu groß. Ein Atom-U-Boot von den Ausmaßen eines Airbus vor dem hundertfachen Druck zu schützen, ist nahezu unmöglich. Aber für die Forschung ist das natürlich lächerlich, wenn Sie bedenken, dass der tiefste Punkt im Marianengraben bei elf
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