Projekt Atlantis
Kilometern unter null liegt.«
»Und die HOVs?«
»Es gibt nur eine Handvoll von HOVs weltweit. Sie sind klein, für nur zwei oder drei Personen, aber sie sind außergewöhnlich stabil. Damit kommen Sie im Schnitt bis zu sechs Kilometer tief, was immerhin reicht, um rund achtundneunzig Prozent des Meeresbodens zu erreichen. Schließlich sind solche Tiefseegräben wie im Pazifik die Ausnahme. Nur mit den Bathyscaphs geht es noch tiefer, aber da geht es dann auch nicht mehr um Manövrierbarkeit und Flexibilität, sondern darum, maximalem Druck standzuhalten. Wenn Sie ein richtiges U-Boot mit Fenstern und Greifarmen brauchen, dann muss es ein HOV sein. Alvin war bisher das einzige amerikanische HOV und ist schon über vierzig Jahre alt. Wie haben Alvin immer wieder erweitert und auf den neuesten technischen Stand gebracht, und inzwischen sind viele tausend Tauchfahrten gemacht worden. Aber irgendwann ist natürlich Schluss, und man muss mal ein rundum neues Modell entwickeln: Alvin II. Und Ihr Projekt wird das erste sein, bei dem es eingesetzt wird!«
Patrick, der die Begriffe und technischen Spezifikationen kannte, sah am Kapitän der Argo vorbei hinaus zum Kai. Dort war eine kleine Gruppe von Leuten aufgetaucht, die sich mit jemandem auf dem Schiff unterhielten. Jetzt wandten sie sich ab und kamen auf das Diner zu.
»... erweitert, und statt der drei Fenster haben wir nun fünf eingebaut«, sagte John gerade, als Patrick ihn unterbrach.
»Sie werden wohl gesucht«, sagte der Franzose, als die Fremden kurz darauf eintraten. Es waren drei junge Männer. Einer trug eine Videokamera, die er sich gerade auf die Schulter hob. Ein anderer setzte sich Kopfhörer auf, die mit einem Mikrofon und einem Kasten an seiner Hüfte verbunden waren. Die drei kamen zielstrebig auf den Kapitän zu.
»Ich fürchte, sie suchen nicht mich«, sagte John, »sondern Sie.«
Noch bevor Peter und Patrick etwas erwidern konnten, standen die drei bereits vor ihrem Tisch. Kamera und Mikrofon waren auf sie gerichtet.
»Kevin Strout von FOX News«, grüßte der vorderste der Männer. »Ich habe erfahren, dass Sie eine Atlantis-Expedition planen und möchte gerne ein paar Statements von Ihnen einfangen. Sind Sie Professor Lavell aus Deutschland? Was lässt Sie glauben, dass Sie den versunkenen Kontinent finden könnten?«
Peter sah den Mann mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Verärgerung an. Welche Dreistigkeit legte dieser Mann an den Tag, und wie um alles in der Welt hatte er nun wieder von ihrem Projekt erfahren?
»Was lässt Sie glauben, dass wir einen versunkenen Kontinent suchen?«, gab er zurück und hoffte, damit der Frage auszuweichen.
»Für seriöse Forscher ist Atlantis ein bloßes Märchen«, fuhr der Journalist fort. »Warum denken Sie anders?«
»Es gibt keine Antworten, die in Ihre fünfzehn Sekunden Sendezeit passen würden, Mister Strout«, antwortete Peter. »Und ich bezweifle, dass Sie längere Erklärungen verstehen würden.«
Der Mann verzog seinen Mund kurz zu einem ätzenden Lächeln, fragte dann aber in einem freundlichen Ton weiter: »Ist es nicht total verrückt, fast eine Million Dollar für so ein Märchen auszugeben?«
»Ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen«, erwiderte Peter und wandte sich seinem Kaffee zu.
»Glauben Sie, dass es sinnvoll ist, sich mit der etablierten Wissenschaft anzulegen?«
Nun lehnte Patrick sich nach vorn, ergriff die Hand mit dem Mikrofon, zog es an sich heran und rief hinein: »Sehen Sie zu, dass Sie Land gewinnen, Kumpel. Sie sind hier nicht erwünscht!« Der Helfer riss sich mit schmerzverzerrter Miene die Hörer vom Kopf.
Der Journalist sah sie entrüstet an. »Wir sind extra für dieses Interview aus Miami gekommen.«
»Das interessiert uns einen Dreck«, erwiderte Patrick.
»Sie wollen also, dass wir verschwinden?«
Nun blickte Peter wieder hoch und nickte. »Ja. Unbedingt.«
»Gut. Wie Sie wollen.« Damit drehte er sich um und verließ mit seinen beiden Mitarbeitern das Lokal.
Für kurze Zeit setzte Schweigen ein, bis John das Wort ergriff. »Ich vermute, mit solchen Situationen müssen Sie in Zukunft auch weiter rechnen. Es gibt immer Leute, die auf Sensationen aus sind und sich brennend dafür interessieren, wenn ein neues Projekt ansteht.«
»Wie konnten sie davon erfahren?«
»Vermutlich über die Woods Hole Website«, sagte John. »Wie Sie wissen, müssen wir Rechenschaft über unsere Projekte ablegen. Dort können Sie sogar tagesaktuell sehen, wo sich
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