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Projekt Babylon

Titel: Projekt Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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Sie, Monsieur!«, sagte Plantard mit einem feinsinnigen Lächeln. »Immerhin sind Sie der französische Präsident. Wem, wenn nicht Ihnen, könnte ich verpflichtet sein?« Mit diesen Worten hatte er die Tür erreicht und war kurz darauf verschwunden.
    Emmanuel Michaut blieb allein in seinem Büro zurück. Nur der durchdringende Geruch des Zigarillos hing noch in der Luft. Er streckte seine Hand nach dem Umschlag aus und wog ihn unschlüssig in den Händen. Dann setzte er sich an seinen Schreibtisch und öffnete den Umschlag.

    10. Mai, in der Nähe von Albi

    Als Peter zu sich kam, pochte sein Schädel. Er öffnete die Lider, doch es blieb vollkommen dunkel. Einzig ein scharfer Schmerz durchzuckte ihn, als er versuchte, seine Augen zu bewegen, also schloss er sie wieder und verharrte. Aber es war nicht nur Schmerz, es war auch Lärm. Um ihn herum rumpelte und polterte es, und jedes Geräusch hallte in seinem Kopf wider. Alles um ihn herum war in dröhnender Bewegung, durch den Schwindel fühlte er Wellen von Übelkeit in ihm aufkommen. Schon sammelte sich dünnflüssiger Speichel in seinem Mund, ein Kloß wanderte in seinen Hals. Er atmete tief ein. Ein seltsam süßlicher Geruch schwebte im Raum, als würde irgendetwas verbrannt werden. Die Luft schien zähflüssig, schwer und verbraucht. Doch im selben Maß, in dem es ihm langsam gelang, sich zu konzentrieren, beruhigte sich allmählich auch sein Magen.
    Den Geräuschen nach zu urteilen befand er sich in einem Gefährt, wahrscheinlich einem Lastwagen. Das würde erklären, weshalb er ein Gefühl von Bewegung hatte. Und zwar entgegen der Fahrtrichtung. Immer wieder wurde er mit dem Rücken an eine Wand gedrückt, wenn der Wagen bremste. Beim Beschleunigen wurde er in die andere Richtung gezogen. Etwas hielt ihn dabei jedoch fest, eine Art Gurt, der quer über seinen Bauch gespannt war. Seine Hände waren hinter seinem Rücken fest verschnürt. Er war so gut wie bewegungsunfähig. Sein Zustand und die Dunkelheit sprachen aber ohnehin gegen irgendwelche Experimente. Die Geräusche dröhnten in seinem dumpf pulsierenden Kopf. Er hatte Schwierigkeiten, Einzelheiten herauszuhören. Da war etwas, das wie das Rauschen von Reifen auf einer Straße klang, dann Schotter oder kleine Gegenstände, die gegen das Metall schlugen, das Ächzen und Knirschen von Federn.
    Ein heißer Schauer durchfuhr Peter, als er sich bewusst machte, dass man ihn entführte. Schweiß trat ihm auf die Stirn, seine Kopfhaut begann zu jucken. Wo war er hier hineingeraten? Er versuchte sich zu erinnern, was geschehen war. Etwas hatte ihn in der Höhle überwältigt, er hatte gespürt, wie man ihn gepackt und nach hinten gerissen hatte. Dann war ihm etwas Feuchtes aufs Gesicht gepresst worden. Beim Gedanken daran stieg ihm ein stechender Nachgeschmack in den Rachen, eine Art Betäubungsmittel, vielleicht Äther. Das war alles, was er rekonstruieren konnte. Was hatte man mit ihm vor?
    Der Wagen beschleunigte nun stärker. Vielleicht befand er sich jetzt auf einer Schnellstraße. Die Reifen rauschten laut, daher vermutete Peter, dass die Straße unter ihm nass war. Gleichzeitig hörte er ein unregelmäßiges Zischen, das stets von rechts hinten aufklang, schnell lauter wurde, vorbeizog und sich leiser werdend entfernte. Höchstwahrscheinlich waren es Wagen auf der Gegenfahrbahn. Peter vermutete, dass sie sich nicht auf einer Autobahn befanden, denn dort wären mehr Autos unterwegs. Das war vielleicht ein Zeichen dafür, dass seine Entführer nicht beabsichtigten, ihn sonderlich weit zu transportieren. Andererseits, überlegte er, wusste er nicht, wie lange er bewusstlos gewesen war und welche Strecke er bereits zurückgelegt hatte.
    Wer mochten seine Entführer sein und was ihre Motive? Da er offenbar unverletzt war, mochten sie nicht allzu gewalttätig sein. Dennoch verfügten sie über ein gefährliches kriminelles Potenzial. Und außergewöhnliche Kräfte oder Geschick – denn er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie sie an den Rangern im Wald unbemerkt vorbeigekommen waren. Noch dazu hatten sie ihn auf dem Rückweg von der Höhle den Abhang hinunter und zum Ausgang des abgesperrten Areals transportieren müssen... Aber wer sagte ihm, dass sie tatsächlich unbemerkt geblieben waren? Vielleicht hatte es einen Kampf gegeben?
    Der Wagen bremste und bog ab. Er behielt seine verringerte Geschwindigkeit bei. Kurze Zeit später stoppte er, blieb eine Weile stehen und fuhr dann wieder an. Eine

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