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Projekt Babylon

Titel: Projekt Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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erzwingen wollten: der Algerienkrieg. Wie Sie wissen, bildeten sich in dieser Zeit zahlreiche Komitees für öffentliche Sicherheit, die › Comités de Salut Public‹. Sie arbeiteten aus dem Untergrund, ähnlich wie in den Zeiten der Französischen Revolution. Sie wollten ein starkes, großes Frankreich, der Koloniestatus Algeriens sollte erhalten bleiben. Und sie wussten, dass nur ein Mann hierfür in Frage kam, einer, der schon einmal zuvor provisorisches Staatsoberhaupt gewesen war: Charles de Gaulle. So halfen sie ihm 1958 an die Macht. Und eine führende Rolle in diesen Komitees spielte das Priorat von Zion. Denn ein großes, kräftiges Reich war durchaus im Sinne des Priorats. De Gaulle kam an die Macht, doch entgegen der allgemeinen Erwartungen entschied er, Algerien die Unabhängigkeit zuzugestehen. Hätten sich die Komitees in Frankreich wegen dieses vermeintlichen Verrats nun zusammengeschlossen, hätten sie die Regierung ernsthaft bedrohen können. Aber de Gaulle war ein guter und weitsichtiger Politiker, der beste, den Frankreich in langer Zeit gehabt hatte. Daher entschied das Priorat, ihn trotzdem weiter zu unterstützen. Und so kam es, dass es ausgerechnet der Großmeister des Priorats von Zion war, der als Vorsitzender des Generalsekretariats der Komitees diese lenkte und sie schließlich auf Bitten de Gaulies zur gemeinschaftlichen Auflösung bewegte.« Plantard zündete sich ein neues Zigarillo an. »Das können Sie recherchieren, Monsieur. Sie werden feststellen, dass es stimmt.«
    »Ich denke...« Michaut zögerte. »Das kann ja alles sein, aber...«
    »Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, Monsieur«, warf Plantard ein. »Sie müssen das natürlich nicht alles einfach nur glauben oder mitschreiben.« Er griff in die Innentasche seines Mantels und zog einen Umschlag hervor. »Ich habe Ihnen auch ein paar Unterlagen mitgebracht, die Sie untersuchen lassen können. Sie belegen einige der zentralen Daten, die ich Ihnen genannt habe.«
    »Ich verstehe noch nicht, was Jean-Baptiste Laroche mit der ganzen Sache zu tun hat. Ist er ein Mitglied des Priorats von Zion?«
    »Ah, ja. Die eigentliche Frage, nicht wahr? Was hat Jean-Baptiste damit zu tun? Mit meinen weitschweifigen Ausführungen über die Merowinger wollte ich mich weder interessant machen noch Sie langweilen. Es stimmt, dass die Dynastie der Merowinger fortgeführt wurde, und es stimmt ebenso, dass in ihr das Blut von Jesus Christus weiterlebt. Doch hatte ich auch nicht vor, Sie zu beunruhigen. Denn der zweite Teil meiner vielen Worte sollte Sie eigentlich ermutigen. Denn das Priorat von Zion beschützt zwar das heilige Blut, aber ebenso beschützt es Frankreich, Europa und die Ideale von Zion. Und die Zeit ist noch nicht gekommen. So ist die Frage, ob Jean-Baptiste Laroche dem Hause Dagoberts entspringt, tatsächlich von wenig Relevanz. Denn ich kann Ihnen versichern, dass er nicht vom Priorat unterstützt wird. Jegliche seiner Handlungen können langfristig keinesfalls erfolgreich werden.«
    »Sie werden verstehen, wenn Ihre Zuversicht allein keinen hinreichend beruhigenden Effekt auf mich hat. Auch kann ich sie umso weniger teilen, als mich seine kurzfristigen Erfolgsaussichten wesentlich deutlicher betreffen, als seine langfristigen.«
    »Natürlich, Sie haben natürlich Recht. Und deswegen bin ich auch hier. Im Sinne des Weltgeschicks, im Sinne der großen Geschichte, wenn Sie so wollen, ist das Nicht-Eingreifen des Priorats vollkommen ausreichend. Doch des kurzfristigen Effekts und Ihrer persönlichen Unterstützung wegen bin ich gekommen.« Er deutete auf den Umschlag, den er auf den Tisch gelegt hatte. »Hier werden Sie mit Sicherheit das ein oder andere finden, das sich in der Angelegenheit Laroche als nützlich erweisen wird. Unser gemeinsamer Freund am Genfer See hat mir versichert, dass Sie diese Unterlagen in aller Vertraulichkeit annehmen würden und zu schätzen wüssten.
    Und dass Sie unsere Unterhaltung ebenso behandeln würden. Und nun... wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden.« Er stand behutsam auf. »Meine Nächte sind kurz, in meinem Alter schläft man nicht mehr lang in den Morgen. Da ist es umso wichtiger, dass ich zeitig zu Bett gehe.«
    Michaut erhob sich und reichte Plantard die Hand. »Ich danke Ihnen, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, so kurzfristig vorbeizukommen.« Er war sich unsicher, was er von dem Treffen halten sollte, und irgendwie war er froh, dass der merkwürdige Alte nun ging.
    »Ich bitte

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