Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Projekt Babylon

Titel: Projekt Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
Vom Netzwerk:
nicht, um was es hier geht. Was ist der Sinn, der Zweck? Wo kommt das alles her? Und ich bin sicher, dass ich die Kontrolle vollständig verlieren würde, wenn Sie jetzt meine Schulter losließen.«
    »Mag sein. Vielleicht diene ich als eine Art Katalysator...«
    »Ja, das wäre eine Erklärung... Obwohl das natürlich eine ziemlich miserable Erklärung dafür ist, was hier tatsächlich passiert!«
    Stefanie musste lachen.
    »Was zeigt einem die Höhle wirklich?«, fragte Patrick. »Wie weit kann man das Spiel treiben? Mal überlegen, wie haben sich die Autos denn weiter entwickelt...« Die Dampfmaschine vor ihren Augen erfuhr eine plötzliche Wandlung, die Umrisse verschwammen, ein dahineilendes Wirrwarr aus Rädern, Streben und anderen mechanischen Bauteilen trat an die Stelle der Dampfmaschine, und dann kristallisierte sich eine neue Form heraus. Sie wurde allmählich deutlicher, und bald war ein anderes Gefährt zu sehen, das im Wesentlichen aus großen Stahlreifen, einem Gestänge mit hölzerner Sitzbank und einem klobigen, großen Motor bestand.
    »Ja, es klappt!«, rief Patrick. »Ich habe nicht ausdrücklich an diesen Wagen gedacht, er hat sich von allein gebildet. Die Höhle kennt den alten Benz!«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich versuche herauszufinden, ob die Höhle nur das abbildet, an das ich gerade denke, ob sich also lediglich meine eigenen Gedanken manifestieren. Aber es scheint so, als ob ich nur die Richtung lenke und die Bilder woanders herkommen.«
    »Wo sollen sie denn herkommen?«
    »Na, was weiß denn ich? Aber könnte das hier nicht so etwas wie eine Art Bilder- oder Filmarchiv sein? Oder eine Art Lexikon? Ich meine, immerhin haben wir die Höhle doch als ›Höhle des Wissens‹ betrachtet.«
    »Aber vielleicht haben Sie unterbewusst an diesen Wagen gedacht? Offenbar kennen Sie ihn ja wohl.«
    »Sie haben Recht... aber wie sollte man auch an etwas denken, das man nicht kennt?«
    »Eigentlich tut man das doch immer, wenn man eine Antwort sucht.«
    »Sie meinen...«
    »Ja, wenn Sie sich nicht treiben lassen oder in Ihren eigenen Gedanken herumstöbern, sondern eine Frage haben und etwas erfahren wollen.«
    »Gute Idee... etwas Einfaches, Ungeklärtes... die merkwürdigen Faxe vielleicht? Wo kommen sie her? Wer ist ›St. G.‹?« Während er sprach, wurden die beiden Papiere sichtbar. Im Raum vor sich erkannte er die einzelnen Buchstaben, sah die Maschine, aus der sie gekommen waren, hörte seine eigene Stimme: › Sie wurden in einem Postamt in Morges in der Schweiz aufgegeben. ‹ Dann wurde ein Geschäftsraum sichtbar, polierter Steinfußboden, einzelne Schalter, wartende Menschen mit Briefen und Päckchen. Anschließend zog sich der Blick aus dem Inneren des Gebäudes nach außen zurück, wie eine rückwärts führende Kamerafahrt. Eine Stadt wurde sichtbar, modern, aber hier und dort von schmalen und verwinkelten Gassen durchzogen, die noch immer ihrem ursprünglichen, mittelalterlichen Verlauf folgten. Bald kam eine kleine Burg ins Bild, die fast künstlich aussah und völlig quadratisch, mit vier Türmen an den Ecken. Sie stand direkt an einem Yachthafen. Segelboote und Schwäne waren auszumachen. Es sah eher nach einem See als nach dem Meer aus. Wenn dies Morges war, so überlegte Patrick, musste es der Genfer See sein. Die Perspektive entfernte sich nach oben, und plötzlich verschwamm die Landschaft, als werde sie seitlich weggezogen. Als sich das Bild wieder schärfte, war ein herrschaftliches Anwesen zu erkennen. Das Grundstück reichte direkt an das Ufer des Sees. Große gepflegte Rasenflächen und ein Park mit einigen wenigen hohen Bäumen waren zu erkennen. Und inmitten des Parks stand eine zweistöckige Villa, auf die der Blickwinkel sich nun verjüngte. Der Bildausschnitt führte in einer rasanten Schleife um das Herrenhaus herum, die Einfahrt hinauf und zum Tor. Dort heftete er sich schließlich an ein Schild aus Messing, das in einen Pfeiler gleich oberhalb eines Klingelknopfes eingelassen war. Gravierte Buchstaben schälten sich aus der Oberfläche:

    Steffen van Germain

    »Das gibt's doch nicht«, entfuhr es Patrick.
    »Das hat die Höhle also nicht aus Ihrem Gedächtnis geholt?«
    »Nein, meine Güte, wie auch? Ich habe diesen Namen noch nie gehört. Aber es scheint unser ›St. G.‹ zu sein. Und die Stadt habe ich auch noch nie gesehen. Das muss Morges gewesen sein! Ist das nicht unglaublich? Ob die Höhle einem alle Fragen auf diese Weise beantworten kann? Stellen

Weitere Kostenlose Bücher