Projekt Babylon
Sie, Stefanie.« Er wandte sich ab und ging zum Treppenaufgang.
»Aber Monsieur, ich muss mit Ihnen reden!«
»Wir haben jetzt wirklich keine Zeit«, erklärte Stefanie. »Wir müssen ein paar dringende Anrufe erledigen. Könnten Sie vielleicht morgen früh wiederkommen?« Etwas im Blick des Försters ließ sie erkennen, dass er nur ungern länger warten wollte. »Oder wissen Sie was: Geben Sie mir doch Ihre Nummer. Wenn wir es schaffen, melden wir uns heute noch. Andernfalls kommen Sie doch gleich morgen um acht zum Frühstück.«
»Gut...« Er holte eine Visitenkarte aus seiner Brieftasche. »Es wäre aber schön, wenn es heute noch ginge. Es geht um Ihre Forschungen...«
Sie nahm die Karte entgegen. »Danke. Wir bemühen uns. Auf Wiedersehen, Monsieur.« Dann folgte sie Patrick.
Der Förster stand einen Augenblick unentschlossen da. Dass sie nicht begeistert waren, ihn zu sehen, hatte er nicht anders erwartet. Aber eigentlich hatte er sich nicht derart abwimmeln lassen wollen. Ob tatsächlich etwas vorgefallen war? Aber wen konnten sie schon um diese Uhrzeit noch anrufen? Ihm kam eine Idee.
»Nadine, ihr habt doch sicherlich eine zentrale Telefonanlage, oder?«
»Ja, haben wir.«
»Hör zu: Es ist ganz wichtig, dass ich herausfinde, wen sie anrufen. Ist das möglich? Oder noch besser, kann man in die Gespräche reinhören?«
»Fernand! Das geht doch nicht!«
»Nun komm schon. Es ist wichtig. Du weißt, dass mich Fauvel ausdrücklich dazu beauftragt hat. Das weißt du doch, oder?« Er sah ihre ungläubigen Augen. »Na, dann weißt du es jetzt. Es geht um eine ganz große Sache. Das sind Fremde, und sie betreiben merkwürdige Untersuchungen im Wald. Wenn wir da nicht aufpassen, nehmen die uns hier alles weg. Das Hotel hier haben sie bereits gekauft! Oder wusstest du das auch nicht?«
»Schon...«
»Na siehst du! Du musst mir helfen! Wir müssen herausfinden, was die machen, wen sie anrufen! Also geht das mit der Telefonanlage?«
»Ich weiß nicht... vielleicht.«
»Lass es uns versuchen.«
»Gut... komm her.«
Er ging um den Tresen der Rezeption herum und steuerte das dahinter liegende Büro an.
»Fernand!«
Der Förster zuckte zusammen und fuhr herum. Es war René, der Koch des Hotels, der gerade durch das Foyer ging und sie entdeckt hatte.
»Na, ihr beiden Hübschen? Wo wollt ihr denn hin?« Er lachte und trat näher. »Lange nicht gesehen! Wann bringst du mal wieder was mit?«
Fernand schüttelte ihm die Hand. »Hallo, René! Diese Woche noch, einverstanden? Das musste ich Nadine auch schon versprechen. Aber nur, wenn es wieder Rotweinsauce gibt. Deine letzten Kaninchen in Rosmarinkruste, oder was es war, haben mir überhaupt nicht geschmeckt!«
»Ja, ja, was der Bauer nicht kennt...« Der Koch lachte erneut. »Ich zähl auf dich!« Dann ging er weiter. Der Förster nutzte die Gelegenheit, ins Büro zu schlüpfen. Nadine folgte ihm und schloss die Tür hinter ihnen. Sie setzte sich an einen Computer, nahm ein paar Einstellungen vor und zeigte dann auf einige Symbole auf dem Bildschirm.
»Das sind ihre Anschlüsse. Wenn sie aktiv werden, beginnen sie zu blinken. Dann kannst du sie anklicken und das Gespräch über diese Lautsprecher hier mithören. Die Nummer wird dort angezeigt. Alles klar? Aber nur einmal anklicken, nicht mehrfach, das hört man in der Leitung.«
»Gut, verstanden.«
»O.k., setz dich. Marlene kommt etwa in einer halben Stunde, dann musst du gehen. Ich sag dir Bescheid.«
»Danke, Nadine! Ich schulde dir was!«
»Ich werde dich daran erinnern«, sagte sie und zwinkerte ihm zu. Dann verließ sie das Büro und ließ ihn allein vor dem Rechner sitzen.
Stefanie brachte eines der Fenster in Kippstellung. Zwar regnete es draußen, aber Patrick hatte sich wieder mal eine Zigarette angesteckt. Er saß bereits an ihrem Konferenztisch und nahm den Hörer in die Hand. Dann zögerte er.
»Was ist?«, fragte Stefanie.
»Wir sind von Anfang an beobachtet worden, und jetzt die Sache mit Peter. Wahrscheinlich ist es keine gute Idee, jetzt in Genf anzurufen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Leitungen hier angezapft sind.«
»Aber wer würde so etwas tun?«
»Ich weiß es nicht.«
»Außerdem sind auch Informationen nach außen gedrungen, ohne dass wir telefoniert haben.«
»Ja, das stimmt...« Unschlüssig hielt er den Hörer in der Hand. »Ach, was soll's. Jetzt ist es sowieso zu spät, und wir haben keine Zeit zu verlieren!« Er wählte die Nummer ihrer Auftraggeberin
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