Projekt Babylon
öffnete einer der Männer die Schlösser der Fesseln. Es tat gut, die Arme sinken zu lassen. Peter sank erschöpft auf den Boden, setzte sich. Patrick stürmte vor, schlug die helfenden Arme der Soldaten beiseite und rannte die Treppe in den Saal hinunter. Unten sah er, dass die Sektenmitglieder zusammengetrieben und mit den Waffen in Schach gehalten wurden. Einem der Kuttenträger, der ihm verwirrt in den Weg stolperte, verpasste er einen massiven Fausthieb, dass der Mann stöhnend zu Boden ging. Patrick rannte zum Altar, suchte Stefanie. Doch als er den Stein wieder im Blick hatte, war sie verschwunden. Er hastete an der Feuerschale vorbei, hinauf zum Altar, und da sah er sie. Zwei der Soldaten hatten sie heruntergehoben und in den abscheulichen Mantel gehüllt, mit dem sie hereingebracht worden war. Patrick kam kurz vor ihr zum Stehen. Sie lächelte ihn an.
»Hallo, mein Retter«, sagte sie. Ihre Augen und ihre Miene zeigten keinerlei Anzeichen, dass sie irgendwelche Drogen genommen hätte. Auch wurde sie nicht gestützt, sondern stand einfach nur da, als sei nichts vorgefallen.
»Stefanie! Sind Sie verletzt? Geht es Ihnen gut? Was hat man mit Ihnen angestellt?«
»Es ist alles gut, Patrick.« Sie lächelte noch immer. Jetzt sah sie wieder aus wie eine Göttin. »Mir ist nichts passiert. Unsere Rettung kam gerade zur rechten Zeit, würde ich sagen. Vielen Dank für Ihr Eingreifen. Es ehrt mich, wie viel Ihnen an mir liegt.«
»Mein Eingreifen? Ich wünschte, ich hätte etwas tun können!«
»Sie waren beherzt und sehr mutig! Mehr konnten Sie nicht tun.«
»Was ist passiert? Hatte man Ihnen Drogen gegeben? Sie hypnotisiert? Und wer sind diese Leute? Wo kommen sie her?«
»So viele Fragen. Es wird sich alles klären, da bin ich sicher. Da, sehen Sie, es kommt schon jemand, der mit uns sprechen will.«
Tatsächlich kam ein Soldat geradewegs auf sie zu und entfernte im Gehen seine Gasmaske. Als er herangetreten war, streckte er ihnen seine Hand entgegen.
»Sie müssen Stefanie Krüger und Patrick Nevreux sein. Es freut mich, dass Ihnen nichts geschehen ist. Leider waren wir nicht noch schneller, aber es hat ja gerade noch geklappt.«
»Wer sind Sie?«, fragte Patrick.
»Entschuldigen Sie, wie unhöflich. Mein Name ist Bruder Nathaniel, Ritter vom Tempel Salomons.«
Patrick stöhnte auf. »Ach, du Scheiße...«
Keine halbe Stunde später standen sie im Foyer des Hôtel des Cathares. Man hatte sie dort einquartiert und ihnen den Landrover vor die Tür gestellt. Am Morgen wollte man sich mit ihnen treffen, um mit ihnen ausführlich zu reden. Alle drei waren zu müde, um zu widersprechen. Außerdem brannten sie auf die versprochenen Antworten.
»Was für ein Tag!«, sagte Patrick. »Stefanie, fühlen Sie sich wohl? Werden Sie schlafen können?«
»Aber ja.«
»Ich meine, immerhin sind Sie vorhin beinahe... Na ja, zumindest sah es so aus... nicht, dass ich irgendwelche Details gesehen hätte...«
»So schüchtern kenne ich Sie gar nicht, Patrick. Vergewaltigt, meinen Sie? Ich wäre fast vergewaltigt worden? Machen Sie sich keine Gedanken. Es bestand zu keinem Zeitpunkt wirkliche Gefahr für mich.«
»Wie bitte?! Aber Sie waren doch völlig willenlos. Es hätte nicht viel gefehlt...«
»Ich weiß genau, wie viel gefehlt hat, Patrick. Und glauben Sie mir: Ich hätte mich im entscheidenden Augenblick unangenehm zur Wehr gesetzt.«
Patrick sah sie zweifelnd an. Die Lage hatte sicherlich anders ausgesehen, aber als sie die Worte nun sagte, wirkte sie überzeugend. Offenbar hatte sie das Spiel so lange mitgespielt, um nicht frühzeitig ihre Wehrhaftigkeit preiszugeben. Beim Gedanken daran, was Stefanie im rechten Moment mit Ashs Familienjuwelen angestellt hätte, überkam ihn ein Schauer. Er wechselte das Thema.
»Peter, was ist mit Ihnen? Wieder fit für eine wohlverdiente Mütze Schlaf? Sie sind so schweigsam, seit wir wieder draußen sind.«
»Ich verstehe nicht, wie Sie beide dieses Erlebnis so leicht wegstecken können. Wir sind Zeuge einer satanischen Anrufung geworden, ein blutiger Altar, eine gottlose Orgie und zu guter Letzt eine Manifestation, ein wahrhaftiger Dämon! Wissen Sie nicht, was das bedeutet?!«
»Was für eine Manifestation? Wovon reden Sie?«
»Die leuchtenden Gestalten, Belial in seiner Form zweier Engel auf dem Streitwagen, und dann diese höllische Bestie!«
Patrick sah dem Engländer in die Augen, um darin eine Veränderung zu sehen. »Sind Sie sicher, dass es Ihnen gut
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