Projekt Babylon
und so abgeschieden, dass eine vertrauliche Unterredung möglich war, ohne von anderen Gästen überrascht zu werden.
»Zunächst einmal«, begann Nathaniel, »möchte ich mich bei Ihnen noch mal für unser verspätetes und martialisches Eingreifen gestern Nacht entschuldigen. Wir hatten gehofft, dass es niemals so weit kommen würde. Wir haben die Situation und ehrlich gesagt auch Ihre Hartnäckigkeit unterschätzt. Nun ist allerlei Unheil angerichtet worden, und wir müssen retten, was zu retten ist...« Er registrierte die irritierten Blicke seiner Gesprächspartner. »Wie Sie sich denken können, geht es um die Höhle, die Sie entdeckt haben. Sie haben sie zu Recht als ein ›Archiv des Wissens‹ identifiziert, und Sie haben bereits mehr herausgefunden, als wir zulassen wollten.«
»Wer sind Sie?«, fragte Patrick.
»Mein Orden, der ›Tempel Salomons‹, bewacht die Höhle seit rund eintausend Jahren. Es ist ja kein Zufall, dass sie hier, mitten im modernen Frankreich, scheinbar noch nicht entdeckt wurde. Unsere Arbeit und ihre eigene Macht trugen wesentlich dazu bei. Bis Sie kamen.«
»Die Malereien sind aus dem Mittelalter«, sagte Peter. »Wurde die Höhle damals gebaut? Und wenn ja, von wem?«
»Sie wissen bereits mehr, als irgendeinem Fremden bekannt sein dürfte. Meine Aufgabe ist es, Sie von der weiteren Erforschung der Höhle abzuhalten. Was Sie gestern erlebt haben, ist nur der Beginn einer Lawine, die Sie losgetreten haben.«
»Wollen Sie uns drohen?«
»Keineswegs. Von uns besteht keine Gefahr. Aber es stehen bereits neue Interessenten bereit, die mit Ihnen um die Höhle wettstreiten werden. Es wird zu keinem guten Ende kommen, und dabei werden Sie und alle anderen die Verlierer sein. Denn die Höhle selbst wird niemand erringen. Sie birgt eine viel zu große Gefahr, als dass wir das zulassen könnten.«
»Welche Interessenten meinen Sie?«
»Den Bürgermeister von St.-Pierre-Du-Bois, Fauvel. Was meinen Sie, weshalb er Sie so plötzlich und dringend loswerden wollte?«
»Sie haben das veranlasst?«
»Sagen wir, er hat einen unangenehmen Besuch bekommen, der ihn dazu anregte, Sie fortzujagen. Hätte alles geklappt, hätten Sie niemals von uns erfahren. Da Sie dennoch nicht gegangen sind, hat er jetzt eine Truppe Söldner angeheuert, die Sie mit Waffengewalt vertreiben soll.«
»Das ist doch absurd!«
»Ja, natürlich ist es das.« Nathaniel beugte sich vor. »Aus diesem Grund konnten wir es auch nicht vorhersehen. Dennoch ist es so, und wir müssen und können Sie nur warnen. Die Dinge geraten außer Kontrolle, wie Sie zweifellos gemerkt haben.«
»Mit unserer Rückendeckung aus Genf und unseren Rangern im Wald sollte das kein echtes Problem darstellen«, sagte Patrick.
»Und hat Ihnen das gegen die Sekte von Belial geholfen? Unterschätzen Sie nicht, welche Kräfte Sie befreit haben, Messieurs. Weltliche, aber auch religiöse, esoterische, okkulte. Sie müssen die Untersuchungen an der Höhle unverzüglich beenden! Der Tempel Salomons möchte kein Leid verursachen, doch wir können Sie auch nicht weiter beschützen.«
»Wer sind Sie überhaupt?«, wollte Patrick wissen. »Erzählen Sie uns lieber, welche Rolle Sie dabei spielen!«
Nathaniel lehnte sich zurück. »Ich weiß, dass Sie das interessieren muss, aber ich darf Ihnen keine Einzelheiten offenbaren. Und schlussendlich ist es auch nicht wichtig. Für Sie genügt es zu wissen, dass wir die Höhle schützen und verhindern müssen, dass sie entdeckt wird.«
»Aber warum wollen Sie das?«, fragte Peter.
»Und wer gibt Ihnen die Befugnis, darüber zu entscheiden?«, warf Patrick ein. »Oder gehört Ihnen die Höhle etwa?!«
»Nein, uns gehört sie nicht. Sie gehört niemandem. Nicht, solange die Menschheit nicht reif genug für eine solche Macht ist. Bis dahin bewachen wir sie. Und wir handeln im Sinne und mit dem Segen der Gründer der Archive.«
»Welche Gründer?«
»Dem ›Kreis von Montségur‹«, antwortete Nathaniel.
»Sie meinen das Symbol auf dem Boden der Höhle? Was hat es damit auf sich?«
»Ich meine nicht das Symbol. Der »Kreis von Montségur‹ ist ein arkaner Bund, älter als wir alle zusammen, älter als Jerusalem, älter als Ägypten und Babylon.«
»Der ›Kreis von Montségur‹ ist gar nicht der Name für das Symbol, sondern für einen mystischen Orden!« Peter schüttelte den Kopf. »In dieser Richtung haben wir nicht nach Antworten gesucht.«
»Natürlich nicht«, sagte Nathaniel. »Und dort gibt es
Weitere Kostenlose Bücher