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Projekt Babylon

Titel: Projekt Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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sein Magen verkrampfte sich zu einem Klumpen. Bebend suchte er Halt an der Felswand, beugte sich zur Seite und erbrach sich mit schmerzhafter Heftigkeit auf den Boden und über seine Schuhe.
    »Scheiße«, brummte er nach einer Weile. Und als er sich wieder beruhigt hatte, sagte er: »Also, bringen Sie mich runter.«
    Quälend langsam gelang ihnen der Abstieg. Peter ging voran, so dass er den anderen abfangen konnte, wenn dieser den Halt verlieren sollte. Aber der Franzose hielt sich eisern am Sicherungsseil fest und schien jeden Fuß mit äußerster Sorgfalt aufzusetzen. Er musste sich arg zusammenreißen, um gegen die immer wieder aufkommende Übelkeit und den dröhnenden Kopfschmerz anzukämpfen. So war es weniger Behutsamkeit, als einfach seine Unfähigkeit, sich überhaupt schneller fortzubewegen.
    Peter fuhr sie ins Hotel. Als der Arzt kam, den Peter bestellt hatte, war Patrick bereits wieder tief eingeschlafen. Peter schilderte Patricks Symptome so gut er konnte, angeblich ohne den genauen Auslöser des Anfalls zu kennen. Doch Puls und Blutdruck waren in Ordnung, Fieber war nicht feststellbar. Der Arzt riet Peter, den Kranken, der sich offensichtlich in einem schweren Erschöpfungszustand befand, zunächst schlafen zu lassen. Da es keine physische Einwirkung gegeben hatte, deuteten die Kopfschmerzen auf eine psychische Störung hin, einen Migräne- oder Epilepsieanfall. Um etwas Schwerwiegendes wie einen Schlaganfall oder gar einen Hirntumor auszuschließen, wollte der Arzt am nächsten Tag wiederkommen, um den Zustand des Kranken zu überprüfen und gegebenenfalls eine Verlegung nach Montpellier zu veranlassen.

Kapitel 7

    30. April, Herrenbaus bei Morges, Schweiz

    Neben dem Tintenfass aus Messing lag eine mit einer goldenen Spitze bestückte Gänsefeder auf einer kleinen hölzernen Ablage. Neben der ledernen Schreibunterlage ruhte der Arm eines Mannes in einem dunklen Jackett. Den weißen Hemdsärmel zierte ein kostbarer Manschettenknopf, auf dem Mittelfinger steckte ein schwerer rotgoldener Siegelring. Der Schreibtisch war krude aber mächtig, eine Antiquität, die vor einigen Jahrhunderten in einem Schloss gestanden haben mochte. Davor standen ein Mann und eine Frau, beide deutlich jünger als der Beringte.
    »Wie schätzt ihr es ein, meine Freunde?«, fragte der Herr hinter dem Schreibtisch.
    »Es ist die beste Gelegenheit seit langer Zeit. Ihr solltet weniger misstrauisch sein, Steffen«, antwortete die Frau.
    »Ich denke ebenso wie Johanna«, warf der jüngere Mann ein. »Wir sollten nicht frühzeitig abbrechen.«
    »Es ist in der Tat noch sehr früh«, stimmte der Herr zu, stand auf und strich sich über seinen weißen Bart, während er auf den Genfer See blickte. »Es sind mehr Menschen involviert als jemals zuvor. Die Gefahr ist somit auch größer als jemals zuvor.«
    »Es sind aber auch gelehrtere Leute als jemals zuvor«, sagte Johanna.
    »Sicher, sie werden immer gelehrter, aber sind sie auch intelligenter, weiser geworden?«
    »Wenn wir sie auf den richtigen Weg bringen, können wir es herausfinden«, sagte der jüngere Mann. »Und uns bleibt noch genügend Zeit, abzubrechen.«
    »Die ersten Schritte waren nicht sehr ermutigend. Und ihr wisst, wie es ist: Mit fortschreitender Zeit wird es immer schwieriger, alles ungeschehen zu machen. Ich hoffe, du behältst Recht, Joseph.« Steffen trat vom Fenster zurück. »Aber einverstanden. Damit ist die Entscheidung klar. Vielleicht bringen schon die nächsten Tage Gewissheit.«

    2. Mai, Hôtel de la Grange, St.-Pierre-Du-Bois

    »Es freut mich zu sehen, dass Ihr Appetit keinen Schaden genommen hat.« Peter war mit seinem Fisch bereits fertig, aber Patrick hatte sich eine zweite Hauptspeise bestellt und trank dazu auch bereits die zweite Flasche Rotwein. Einen schweren Domaine de Villemajou, der, wie er erklärte, angeblich wunderbar zu seinem deftigen Braten passte.
    »Hat denn sonst etwas Schaden genommen?«, fragte er belustigt.
    »Das müssen Sie mir sagen, es sieht jedenfalls nicht danach aus.«
    »Abgesehen vom Hunger fühle ich mich wirklich gut erholt. Ist aber auch kein Wunder, wenn Sie mich zwei Tage am Stück schlafen lassen.«
    »Sie hatten es tatsächlich nötig. Der Arzt konnte nichts weiter feststellen außer einer hochgradigen körperlichen und geistigen Erschöpfung.«
    »Ich kann mir immer noch nicht erklären, wie Sie mich geweckt haben. Sie haben einen Akupressurpunkt benutzt?!? Wenn ich schon nicht an solchen Hokuspokus glaube,

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