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Projekt Babylon

Titel: Projekt Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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grundsätzlich sind Füchse hier durchaus endemisch. Nur, dass sie seit den zwanziger Jahren ausgestorben waren. Wie Sie diesen Unterlagen entnehmen können, wurden hier vor acht Jahren mehrere Fuchspaare ausgewildert, um das biologische Gleichgewicht wieder herzustellen.«
    »Ich kenne die Unterlagen und auch das Auswilderungsprojekt.«
    »Natürlich.« Patrick nahm die Papiere wieder an sich. »Nun hat sich das biologische Gleichgewicht auf andere Weise gerächt.«
    »Die Unterlagen sind von mir gefälscht worden.«
    Patrick erstarrte und sah den Mann sprachlos an.
    Fernand Levasseur beugte sich vor. »Es hat nie ein Auswilderungsprojekt gegeben.«
    Peter fühlte, wie sich Ärger in ihm regte. Dies war es, worauf er sich nicht hatte einlassen wollen.
    »Sie haben Bürgermeister Fauvel kennen gelernt«, fuhr der Förster nun fort. »Er will die Wälder um St.-Pierre-Du-Bois so weit wie möglich für den Tourismus erschließen. Aus diesem Grund habe ich vor acht Jahren ein angebliches Auswilderungsprojekt inszeniert, um dabei ein Naturreservat zu schaffen und es seinem Zugriff zu entziehen.«
    Peter sah, wie Patrick eindringliche Blicke mit Stefanie austauschte.
    »Und somit bleibt es dabei. Es gab hier keine Füchse, und es gibt hier noch immer keine. Und deswegen gibt es auch keine Tollwut. Sie haben sich bei der Vorbereitung mit Ihrem Material leider vergriffen.«
    »So gut ich Ihre Beweggründe auch nachvollziehen kann, Monsieur Levasseur«, erklärte nun Stefanie, »ich muss Ihnen sagen, dass ich Ihr Vorgehen für höchst verwerflich halte!« Der Förster wollte etwas einwerfen, aber sie sprach unbeirrt weiter. »Nichtsdestotrotz hat dies nichts mit unseren Funden zu tun. Vielleicht sind die Füchse nicht ausgewildert worden. Na und? Vielleicht sind sie aus dem Zentralmassiv gekommen oder über die Pyrenäen aus Spanien. Sie sind jedenfalls hier, und wie sie hierher kommen und wohin sie gehen, das versuchen wir gerade erst herauszufinden.«
    »Madame Krüger«, sagte der Mann, »ich möchte Ihnen nicht gerne widersprechen, aber ich kenne im Umkreis von fünfzig Kilometern jeden Grashalm.« Er lachte wohlwollend auf, versah sie aber mit einem strengen Blick. »Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass es hier keine Füchse gibt.« Nun wandte er sich an alle drei. »Sie ersparen sich viel Ärger, wenn Sie offenbaren, was Sie hierher geführt hat, und was Sie oben am Vue d'Archiviste untersuchen.«
    » Vue d'Archiviste? «, fragte Peter. »Archivars Blick? Was ist denn das?«
    »Es ist der Name des Berges, den Sie abgesperrt haben.« Der Förster deutete auf die Mappe. »Das steht wohl nicht in Ihren Unterlagen? So nennen wir ihn im Volksmund. Und nun sagen Sie mir, welches Spiel Sie spielen!«
    »Ich finde es ausgesprochen unverschämt«, konterte Stefanie, »wie Sie uns derart offen der Lüge bezichtigen. Fühlen Sie sich gekränkt, weil wir etwas über Ihr ›Reich‹ wissen, das Sie selber nicht aufgedeckt haben? Wenn Sie Kooperation oder Informationen von uns wünschen, dann sollten Sie sich um einen anderen Tonfall bemühen!«
    Patrick musste ihr innerlich Anerkennung zollen. Sie spielte ihre Rolle ausgezeichnet und wusste, wie sie das Beste aus der Situation machen konnte. Außerdem, so fiel ihm auf, sah sie wirklich verdammt gut aus, umso mehr, wenn sie sich echauffierte.
    Der Förster stand unvermittelt auf und stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch, um sich zu ihnen herunterzubeugen. Seine Stimme war gedämpft aber nachdrücklich.
    »Madame, Messieurs. Ich entschuldige mich für meinen Tonfall und meine Wortwahl. Aber ich nehme meine Forderung nicht zurück: Ich möchte wissen, was Sie hier treiben, und ich werde es herausbekommen! Guten Tag.«

    »Ich fürchte, wir haben uns einen Feind gemacht«, sagte Peter, als der Mann gegangen und sie auf dem Weg in ihr Büro waren.
    »Hm... ja, er scheint ziemlich entschlossen«, stimmte Patrick ihm zu.
    »Hoffen wir, dass er sich nicht zu irgendwelchen Handlungen hinreißen lässt, die er vielleicht bereuen müsste.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Patrick. »Immerhin könnten wir ihn jetzt als Urkundenfälscher ebenso bloßstellen. Und dann ist er sein Naturreservat los.«
    »Man muss sich fragen, warum er so dumm war, uns auf diese Weise seine Schwäche offen zu legen.«
    »Ich denke«, sagte Stefanie, »es war keine Dummheit sondern Berechnung. Er wollte uns zu verstehen geben, dass er seine Interessen gewahrt wissen will, aber dass diese sich nicht

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