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Projekt Babylon

Titel: Projekt Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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zwangsläufig mit denen des Bürgermeisters decken. In gewisser Weise war es auch ein Angebot von ihm.«
    »Vielleicht können wir uns das noch zu Nutze machen.«
    Stefanie schloss die Tür der Suite auf. »Vergessen wir für einen Augenblick den Förster. Nachdem Sie beide mich vorhin den fragwürdigen Offenbarungen Ihrer Parisreise, der Geschichten um die Abstammung der Freimaurer und Herrn von Weimars Suche nach den Lutherarchiven ausgesetzt haben, möchte ich Ihnen jetzt auch etwas zeigen.«
    Sie führte sie an den Tisch, auf dem sie verschiedene Papiere ausgebreitet hatte. Es waren Zeichnungen, Ausdrucke und Zahlenreihen. Sie deutete auf die einzelnen Teile, während sie erklärte.
    »Hier sehen Sie eine präzise Skizze der Symbole auf dem Fußboden vor dem Durchgang. Die kleineren Zeichen sind in vier Gruppen so um die großen Ringe in der Mitte angeordnet, dass alles zusammen fast ein großes Quadrat bildet. Es sind zwölf unterschiedliche Symbole, von denen sich jedes dreimal wiederholt. Insgesamt sind es also sechsunddreißig mehrfach dargestellte Zeichen.«

    »Was ist das für ein Zeichen oben rechts?«, fragte Patrick.
    »Das siebenunddreißigste fällt deutlich heraus, nicht wahr? Es taucht nur einmal auf«, erklärte Stefanie, »und außerdem stört es die Symmetrie der Anordnung. Vielleicht ist es eine Art Schlüssel, ich habe keine Ahnung.«
    »Was meinen Sie mit Schlüssel? «, fragte Peter. »Glauben Sie, die Symbole enthalten eine verschlüsselte Nachricht?«
    »Möglicherweise, ja. Bei den Zeichen handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht um einen Text. Es sind zu wenig verschiedene Symbole, um für bestimmte Buchstaben oder Silben zu stehen. Damit ließe sich kein Text verfassen. Oder nur ein sehr kurzer. Die Tatsache, dass jedes Symbol genau dreimal vorkommt, legt außerdem den Schluss nahe, dass die Anordnung konstruiert wurde.«
    »Die einzelnen Zeichen«, fragte Patrick, »konnten Sie sie schon deuten? Sie sehen irgendwie mystisch aus, mittelalterlich.«
    »Es sind alchimistische Symbole, nicht wahr?«, sagte Peter.
    Stefanie sah ihn einen Augenblick erstaunt an. »Ja, Sie haben vollkommen Recht.« Dann deutete sie auf ein paar Ausdrucke lateinischer Texte, die ähnliche Zeichen enthielten. »Das ist ein besonders interessanter Aspekt. Alle diese Zeichen wurden in verschiedenen alchimistischen Werken verwendet. Allerdings erst ab dem sechzehnten Jahrhundert!«
    »Die Malereien im vorderen Teil der Höhle waren etwa aus dem dreizehnten Jahrhundert«, sagte Patrick. »Entweder ist der Fußboden vor dem Durchgang also gar nicht so alt wie der Rest der Höhle, sondern wurde erst dreihundert Jahre später bearbeitet, oder die Alchimisten haben in ihren Werken auf ein viel älteres Wissen zurückgegriffen. Sie haben möglicherweise Symbole benutzt, die sie gar nicht selber erfunden, sondern die sie irgendwo aufgeschnappt hatten – vielleicht sogar in dieser Höhle...«
    »Ja, es könnte gut sein, dass die Zeichen überhaupt nichts mit denen der Alchimisten zu tun haben, sondern rein zufällig dieselben sind.«
    »Es mag ja nur ein schwacher Anhaltspunkt sein«, sagte Peter, »aber was bedeuten sie denn bei den Alchimisten? Haben Sie Erklärungen für die Zeichen gefunden?«
    Stefanie nickte. »Das hier ist das Symbol für Schwefel, dies hier das für Blei.«
    »Wenn es alles chemische Elemente sind«, überlegte Patrick, »dann sind vielleicht ihre Ordnungszahlen im Periodensystem der Elemente ein mathematischer Code. Oder vielleicht ihre chemische Formel.«
    »Na, das klingt aber ein wenig nach Science-Fiction«, sagte Peter, »finden Sie nicht?«
    »So abwegig finde ich die Idee nicht«, sagte Stefanie, »wir haben ja überhaupt keine Ahnung, womit wir es hier zu tun haben. Die Leute, die die Höhle im vorderen Teil beschriftet haben, verfügten auch über unmöglich scheinendes Wissen. Und wer weiß, welches Phänomen – oder welche Technologie – hinter dem merkwürdigen Durchgang steckt? Aber Ihre Idee wird leider trotzdem nicht funktionieren. Chemische Elemente sind die Ausnahme, wenn wir davon ausgehen, dass die Zeichen tatsächlich dieselben Dinge bezeichnen, die die Alchimisten damit beschrieben. Dieses Zeichen hier steht für Essig, das hier für Lauge. Beides scheint mir äußerst wenig wissenschaftlich, zumindest gibt es keine Formel oder Ordnungszahl dafür. Dafür ist hier ein Zeichen, das verwendet wurde, um den Vorgang der Sublimation zu beschreiben. Das ist, wenn ein

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