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Projekt Babylon

Titel: Projekt Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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meinen Sie das?«
    »Es sind ausschließlich solche Mythen vertreten, die von einer Sintflut und einem Neuaufbau berichten. Das ist eine Gemeinsamkeit, die vorher noch nicht klar war.«
    »Meinen Sie, das könnte eine Bedeutung haben?«, fragte Patrick.
    »Möglich«, sagte Peter. »Wir hatten ja überlegt, ob die Texte durch ihre Gemeinsamkeit nicht vielleicht auf etwas Besonderes hinweisen wollen. Beim Thema Sintflut muss ich spontan an zwei Dinge denken: zum einen an Renée Colladon, die uns eine Menge über die mythologischen Ursprünge der Freimaurer erzählt hatte. Sie wies darauf hin, dass die Weisheiten der Freimaurer nach der Sintflut auf zwei Säulen gefunden und über Noah und die semitischen Stämme verbreitet wurden.«
    »Sie wollten doch von dieser Arche-Noah-Geschichte nichts wissen«, sagte Patrick.
    »Richtig. Aber vergessen habe ich sie deswegen nicht. Wer weiß, vielleicht kommen wir ja doch noch mal darauf zurück. Aber der zweite Punkt ist möglicherweise viel wichtiger. Ich muss nämlich an den verschlüsselten Text denken, den wir bei dem Symbol gefunden haben:

    Dies ist die Kraft, durch die Welten erschaffen wurden.

    Dies ist die Gefahr, durch die Welten vernichtet wurden!

    Vielleicht ist das auch eine Beschreibung einer Sintflut. Vielleicht ist dies der Zusammenhang zwischen dem Symbol, dem Durchgang und den Texten an den Wänden?«
    »Sie meinen, hinter dem Durchgang befindet sich die Macht, die die Sintflut ausgelöst hat?« Patrick kam an den Tisch. »Also, das müsste ja schon etwas Gewaltiges sein. Etwas, das andererseits – richtig eingesetzt – die Macht hat, zu erschaffen? Klingt wie eine Technologie, die als Fluch oder als Segen eingesetzt werden kann. Eine Waffe möglicherweise...«
    »Oder Wissen «, warf Peter ein.
    »Wie bitte?«
    »Peter hat Recht«, sagte nun Stefanie. »Wir haben die Höhle doch schon als Höhle des Wissens betrachtet. Und denken Sie an die anderen Texte, die Graffititexte. Sie weisen in irgendeiner Form immer auf die Unwichtigkeit des Menschen hin. Sie sprechen von der Nichtigkeit unseres Wissens, von den wirklich großen Rätseln des Lebens.«
    »Der Durchgang könnte somit etwas wie den Baum der Erkenntnis verkörpern«, sagte Peter.
    »Baum der Erkenntnis?« Patrick lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Die Geschichte aus der Bibel? Adam und Eva und so?«
    »Richtig.«
    »Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich nicht sonderlich bibelfest bin, Herr Professor, aber können Sie mir die Story noch mal kurz zusammenfassen?«
    »Gott hatte Adam und Eva verboten, die Früchte eines bestimmten Baums zu essen. Der Baum der Erkenntnis. Eine Schlange erschien Eva und erklärte ihr, dass der Genuss der Früchte sie gottgleich machen würde.«
    »Also haben sie beide vom Apfel abgebissen und wurden aus dem Paradies rausgeschmissen.«
    »Nicht Apfel«, korrigierte Peter.
    »Wie?«
    »Es war kein Apfel. In der Bibel steht kein Wort von einem Apfel, sondern nur von einer Frucht. «
    Patrick grinste breit. »Na, dann war's vielleicht eine Banane, und sie haben auch gar nicht davon gegessen, sondern damit...«
    » Patrick! «, entfuhr es Stefanie.
    Der Franzose lachte. »Ist ja schon gut, Entschuldigung!«
    »Jedenfalls«, fuhr jetzt Peter unbeirrt fort, »ist ›Erkenntnis‹ dabei in zweierlei Hinsicht zu verstehen. Zum einen suggeriert ihnen die Schlange als Verkörperung der teuflischen Verführung, dass sie die Erkenntnis in Form der Weisheit Gottes erlangen würden. Andererseits gelangen die beiden danach tatsächlich zu einer Erkenntnis, wenn auch in einer ganz anderen Form. Sie stellen nämlich fest, dass sie nackt sind, und bemühen sich um Bekleidung. Diese Erkenntnis der Nacktheit, dieses Schamgefühl, wird als Verlust des Selbstwertgefühls, als Erkennen der eigenen Verletzlichkeit und Nichtigkeit gedeutet. Eine merkwürdige Parallele zu den Graffititexten in der Höhle, die ja denselben Tenor haben.«
    Patrick, der noch immer leicht schmunzelte, bemühte sich nun, einen ernsteren Ton zu finden. »Also gut, Peter, es hat mir zwar Spaß gemacht, und ich möchte die Bibelgeschichte natürlich nicht lächerlich machen. Andererseits verstehe ich nicht, wie sehr Sie sich auf einmal für Schöpfungsmythen interessieren und andererseits kritisieren, dass ich Eldorado suchen möchte. Ich wage zu behaupten, dass meine Expedition ein deutlich besseres geschichtliches Fundament hat.«
    »Nun machen Sie es doch nicht an der

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