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Projekt Babylon

Titel: Projekt Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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geöffnet. Mit seinem Buch hatte er versucht, dem Treiben dieser Dämonen ein Ende zu setzen, das Thema abzuschließen. Aber er merkte in den letzten Tagen mehr denn je, dass er sich viel zu tief hineinbegeben hatte, als dass man ihn vergessen und er davon loskommen könnte. Die Worte des Satanisten Ash kamen ihm in den Sinn, als dieser Nietzsche zitiert hatte: » Wenn Sie lange genug in den Abgrund blicken, dann blickt der Abgrund zurück in Sie! «
    Nun war er hier im Languedoc, einem ehemaligen Zentrum der Macht. Hatte er sich wirklich nichts dabei gedacht, als sie zum ersten Mal die Schriftzeichen in der Höhle gesehen hatten? Hatte er wirklich die Rose nicht erkannt, hatte er wirklich die Herkunft des lateinischen Spruchs vergessen, der, wie er sehr wohl wusste, auch den Titel der Chymischen Hochzeit des Christian Rosenkreuz ziert?
    Er hatte es einfach nicht sehen wollen. Aber nun waren sie wieder alle um ihn versammelt. Die Freimaurer, die Rosenkreuzer, die Satanisten. Und es wurde klar: Die Ketzer des Mittelalters und die Templer hatten ihn ebenfalls wieder eingeholt. Er hatte gedacht, es sei nur ein Auftrag der UN, aber wie es jedem geschah, der sich in die Vergangenheit des mystischen Mittelalters stürzte, war er nun tatsächlich auf der Suche nach dem Heiligen Gral, und die Legenden und Mythen der Vergangenheit erhoben sich um ihn herum und drohten, wahr zu werden.
    Sosehr es ihn erregte, dass sie nun neue Verbindungen entdeckten und möglicherweise einem der großen Geheimnisse der Welt auf der Spur waren, sosehr beunruhigte es ihn, dass sie so unmittelbar darin verwickelt waren. Denn der Gral war niemals einfach zu erlangen. Als Sinnbild für die Erkenntnis war der Gral zwar nur denen zugänglich, die reinen Herzens sind. Aber er war auch schon immer das hehre Ziel aller, die nach Macht dürsteten. Es war daher zu erwarten, dass der Gral nicht ohne Kampf erreicht werden konnte, und Peter, der noch eben in seinem Elfenbeinturm das Feld überblickt hatte, fand sich nun unmittelbar an der Front wieder. Und das behagte ihm überhaupt nicht.

    Sie trafen sich um neun in ihrer Bürosuite. Peter war schon da, als Patrick und Stefanie eintraten. Er hatte den Arm freundschaftlich um ihre Hüfte gelegt, und Peter argwöhnte, dass sich die beiden gestern Abend vielleicht noch ein Stück näher gekommen waren.
    »Guten Morgen, Peter«, grüßte der Franzose. »Wir haben Sie vermisst. Wollten Sie nicht frühstücken?«
    »Ich war sehr früh wach und habe schon gegessen.«
    »Wie schade«, sagte Stefanie, »die Croissants waren sogar noch warm.«
    Peter lächelte freundlich, sagte aber nichts.
    »Ich bin wirklich gespannt, was jetzt herauskommt«, sagte Patrick und setzte sich wieder auf seinen Platz auf die Fensterbank, um zu rauchen. »Lassen Sie uns mal auspacken, was wir gestern herausgefunden haben!«
    »Ja«, sagte Stefanie, »ich fange einfach mal an.« Sie setzte sich auf einen Stuhl am Konferenztisch, nachdem sie einige Papiere herübergeholt und ausgebreitet hatte.
    »Ich habe noch mehr Inschriften übersetzt. Erinnern Sie sich, wie ich die Vermutung äußerte, dass es sich hier um zwei verschiedene Arten von Texten handelte? Also, diese Vermutung scheint richtig gewesen zu sein. Die meisten der Texte habe ich nun durch, und sie fügen sich alle in dasselbe Muster. Die Urtexte, also diejenigen, die ursprünglich und mit viel Sorgfalt an die Wände der Höhle angebracht worden waren, sind allesamt entweder Schöpfungsmythen, oder sie setzen sich mit dem Thema der Schöpfung auseinander. So erzählen die Mayaglyphen Geschichten, die wir aus dem Popul Vuh kennen. Und wie ich vermutete, schildern die Keilschriftzeichen tatsächlich die Geschichte des Gilgamesch.« Während sie sprach, deutete sie auf die verschiedenen Abschriften auf den Papieren vor sich. »Ganz interessant dabei ist eine Kleinigkeit, die mir aufgefallen ist. Ich weiß aber nicht, ob sie irgendeine Bedeutung hat. Peter, Ihnen sind die Ähnlichkeiten in den Schöpfungsmythen vieler verschiedener Kulturen sicher bekannt, oder?«
    »Ja, natürlich.«
    »Wie würden Sie sie zusammenfassen?«
    »Nun, ein Überwesen, das die Welt schafft, die Gestirne und die Lebewesen. Menschen, die sich auflehnen, eine Läuterung, eine Sintflut oder eine ähnliche Katastrophe. Es gibt sehr viele ständig wiederkehrende Symbole.«
    »Ja, aber nicht bei allen Kulturen. Es gibt auch Ausnahmen.«
    »Sicher.«
    »Nun, in der Höhle gibt es keine Ausnahmen.«
    »Wie

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