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Projekt Babylon

Titel: Projekt Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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Verhaftungsaktion nicht ganz so überraschend kam, wie man zunächst annahm. Man glaubt, dass der letzte Großmeister der Templer, Jacques de Molay, kurz zuvor noch wichtige Dokumente vernichtete und möglicherweise auch den sagenhaften Schatz der Templer verschwinden ließ, denn der wurde nie gefunden. Man nimmt an, dass er seinen Ordenshäusern eine Warnung und Instruktionen für die bevorstehende Verhaftung zukommen ließ. Was die Wissenschaftler bis heute beschäftigt, ist zum einen die Frage, wie es sein konnte, dass sich dieser einflussreiche und mächtige Orden einfach so ans Messer lieferte, ohne jede ernst zu nehmende Gegenwehr. Und zum anderen: Wie konnte es sein, dass man sie ausgerechnet der Ketzerei anklagen und verurteilen konnte, wo sie zwei Jahrhunderte lang als Sinnbild des christlichen Rittertums der strahlende Stern des Abendlandes gewesen waren? Man sagte ihnen plötzlich nach, sie würden das Kreuz bespucken, die heiligen Sakramente ablehnen, unheilige Praktiken vornehmen, sie seien homosexuell, würden mit Tieren verkehren, und sie würden Baphomet anbeten, einen Dämon, verkörpert durch einen abgetrennten Kopf.«
    Patrick sah erstaunt herüber. Das Thema interessierte ihn, besonders, nachdem er vom Schatz der Templer gehört hatte.
    »Die Templer hatten durch den intensiven Kontakt mit dem Islam und den anderen Kulturen des Morgenlandes sowie durch ihre Offenheit viel Wissen aufgesogen, das die Kirche niemals gebilligt hätte. Sie beschäftigten sich mit Heilkunde, neuen Wissenschaften und waren empfänglich für esoterische und religiöse Strömungen. Von daher kann es durchaus sein, dass die Templer einige ganz offen bibelfremde Ansichten übernahmen, die später auch von den Katharern vertreten wurden. Die Templer und die Katharer haben ja auch zusammengearbeitet, wozu ich später noch komme. Aber trotzdem ist es doch interessant, was für eine große Menge an okkulten Vorwürfen dem Orden gemacht wurde. Man muss sich fragen, ob man wirklich alles mit Irrtümern oder mit falschen Geständnissen aus der Folter der Inquisition abtun kann. Möglicherweise gab es tatsächlich etwas Besonderes an diesem Orden. Die Rätsel lauten: Was für Dokumente hat der Großmeister vernichtet? Warum gab es keine Gegenwehr? Und wo ist der Schatz abgeblieben? Die heutige Ansicht ist, dass der Erfolg und das besondere Ansehen der Templer nicht von irgendwo herkamen. Man vermutet, dass irgendetwas Ungenanntes sie auszeichnete. Ein Grund, sie zu bewundern, ihnen zu gehorchen, ihrer Sache Recht zu geben und ihnen zu vertrauen. Einer weit verbreiteten Vermutung zufolge wurden die Tempelritter als die Erben und Hüter des Heiligen Grals angesehen.« Er fing Patricks Blicke auf, der angefangen hatte zu grinsen. »Sehen Sie mich nicht so an. Es geht noch weiter. Ignorieren wir einmal den Heiligen Gral und denken wir meinetwegen an etwas anderes Heiliges, eine kostbare Reliquie, etwas, das als eine Rechtfertigung und Unterstützung von Gott höchstpersönlich ausgelegt werden könnte. Irgendetwas. Wären die Templer tatsächlich im Besitz einer solchen Reliquie gewesen, dann ließen sich ihr schneller Erfolg und ihr großes Ansehen leichter erklären. Die Menschen wären ihnen als Stellvertreter Gottes, als Streiter für das Gute, als Schwertarm des Messias gefolgt. Waren sie also möglicherweise tatsächlich im Besitz des Heiligen Grals? War das der Schatz der Templer? Vielleicht war der Schatz der Templer kein materieller Schatz, sondern eine Reliquie, ein Erbe, irgendetwas Heiliges? Im Mittelalter war das Sammeln von Reliquien sehr weit verbreitet: Erde aus dem Felsgrab, ein Fingerknochen des heiligen Bernhard, ein Splitter von Jesu Kreuz. Aber etwas so Banales hätte es wohl kaum sein können. Es hätte ein wahrer Schatz sein müssen. Jacques de Molay vernichtete vielleicht die letzten Hinweise auf die Natur dieses Schatzes. Die Templer fühlten sich möglicherweise so sehr im Recht, dass sie der Verhaftung völlig naiv entgegensahen, in der Meinung, sie seien unantastbar. Vielleicht gaben sie sich auch einfach fatalistisch und blind im Glauben an die gute Sache ihrem Schicksal hin, in der Hoffnung auf einen Tod als Märtyrer.«
    »Gibt es konkrete Vermutungen, was das für ein Schatz gewesen sein könnte?«, fragte Patrick.
    »Nur wenige und sehr diffuse. Einige reden wie gesagt vom Heiligen Gral, ohne näher darauf einzugehen, was das sein könnte.«
    »Ich dachte, der Heilige Gral sei der Becher oder die Schale

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