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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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lächelte und hatte plötzlich wieder den würzigen Geschmack seiner Enchilada auf der Zunge. Wirklich süß von ihm. Bruce Hunter hatte nicht gelogen, als er behauptete, er hätte ihre Akte gelesen. Mexikanisches Essen. Jet schüttelte den Kopf, und ihr Lächeln wurde weicher. Er war … süß.
    Sie fragte sich, wie es wohl sein mochte, ihn zu küssen.
    »Ihr allesamt.«
    Jet blinzelte. Die angenehme Benommenheit, die von der Vorstellung erzeugt wurde, wie Bruce sie küsste, war auf einmal wie weggeblasen. »Wie bitte?«
    »Nicht bloß Sie. Jeder einzelne von euch Außermenschlichen kann jeden Augenblick hochgehen.«
    »Und dann was … explodieren? Einen Nervenzusammenbruch haben? Einen Schlaganfall?«
    »Ja.«
    Sie zog eine Augenbraue hoch, was er aber nicht sehen konnte, und fragte Moores Rücken: »Und, was wird es bei mir sein? Wenn das stimmt, dann würde ich gerne wissen, worauf ich achten muss. Welche Symptome es gibt. Ich bin nämlich gerne auf alles vorbereitet.«
    »Es ist bei jedem von euch unterschiedlich. Je nach der genetischen Struktur.« Er riskierte einen Blick über die Schulter. Sie konnte die Angst in seinen Augen sehen, ja … aber da war auch noch etwas anderes. Ungläubigkeit? Oder etwa, das Licht möge ihr helfen, Mitleid? Nein, das konnte nicht sein.
    Und sie wurde das nagende Gefühl nicht los, dass er ihr bekannt vorkam.
    Er sagte: »Sie wollen mir also wirklich erzählen, Sie kennen keinen von Ihrer Sorte, der nicht irgendwann aus unerklärlichen Gründen plötzlich anfing, geistig oder körperlich durchzudrehen?«
    Eine Erinnerung aus dem zweiten Ausbildungsjahr tauchte vor ihrem geistigen Auge auf. Sie sah Dawnlighter, die aus Nase und Ohren blutete. Die Feuerbälle auf Jet abschoss, weil sie ein dreckiger Schatten war, und auf Iri, weil sie es wagte, ein weißes Kostüm zu tragen, so wie sie selbst …
    Jet stolperte, fing sich aber blitzschnell, um nicht in die trübe Brühe zu fallen. »Natürlich«, erwiderte sie gekünstelt. »Aber das sind doch nur bedauerliche Nebenwirkungen. Wir haben nun mal einen Beruf, der äußerst hohe Anforderungen stellt.«
    »Das stimmt«, räumte er ein, und seine Stimme klang finster. »Läuft auf Selbstmord hinaus. Oder Mord. Kommt ganz darauf an, wie viele Menschen um euch herum sind, wenn euer letztes Stündlein schlägt.«
    Jet schluckte den Kloß hinunter, den sie plötzlich im Hals spürte. Was Moore da sagte, schien auf Furcht einflößende Weise zu stimmen. Und es hatte nichts mit Logik zu tun, sondern vielmehr mit einem Urinstinkt, der die Funktionsweise des gesamten Universums erklärte. So was wie ein kollektives Gedächtnis der außermenschlichen Rasse vielleicht. Die Sonne bringt Licht; die Götter bringen Zerstörung.
    Jetzt reiß dich mal zusammen, junge Frau!
    Jet zwang ihr Gesicht, einen ganz und gar leidenschaftslosen Ausdruck anzunehmen, und sagte: »Angesichts der Tatsache, dass Sie zugegeben haben, über keinerlei Beweise für Ihre Behauptung zu verfügen, sind Sie geradezu widerlich selbstsicher.«
    »Ich sehe Dinge.« Moore blickte wieder stur geradeaus und ging weiter. »Akten, die niemals existierten. Aufzeichnungen von Gesprächen, die niemals stattfanden. Alles, was jemals im Datensystem von Corp gespeichert war, habe ich gesehen, bevor es vernichtet wurde. Und ich kann eins und eins zusammenzählen.«
    Der Mann schien echte Probleme zu haben. Nur zu verständlich, schließlich konnte der Verlust eines engen Verwandten durchaus Rachegelüste auslösen. Und wenn sie das auch nicht billigte, so konnte sie es doch zumindest verstehen. »Wenn wir Außermenschlichen wirklich lebende Zeitbomben wären, wie sie das vorhin so überaus charmant ausgedrückt haben, dann würde Corp doch sicher an der Lösung dieses Problems arbeiten. Denken Sie nicht, Mister Moore?«
    Bei diesen Worten drehte sich Moore zu ihr um und sah sie an. »Was glauben Sie denn, wer Sie überhaupt zu dem gemacht hat, was Sie sind?«
    Das Herz rutschte ihr in die Hose, und ihre Knie wurden weich.
    Nein. Er lag falsch. Und Kidder ebenfalls.
    Moore wandte sich wieder um und ging weiter. Unter seinen entschlossenen Schritten spritzte die dreckige Brühe nach allen Seiten. »Das ist der Punkt. Deshalb war es mir so wichtig, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Es geht nicht nur darum, die Menschen aufzuklären. Unsere sogenannten Heilsbringer müssen es auch erfahren.«
    Eine Welle von Zorn brannte die eiskalte Angst weg, die Jets Glieder die ganze Zeit gelähmt

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