Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
Vom Netzwerk:
ab. Aber bis auf wenige Ausnahmen werden sie durch unsere Konditionierung dazu befähigt, mit den Anforderungen des Heldseins klarzukommen. Unterstützende Beratung und Betreuung wird zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Berichtes nicht für notwendig erachtet.
    Interner Bericht an das Exekutivkomitee
     
    Iridium setzte sich Frostbite gegenüber hin und deutete mit dem Kinn auf die zusammengekrümmte, stumme Gestalt am anderen Ende der Kantine. »Irgendeine Veränderung?«
    Frostbite vereiste sein Blaubeer-Sorbet, das bereits matschig wurde, und sog an seinem Trinkhalm. »Großes Nein. Keine Tränen, kein Lächeln. Sitzt nur da und starrt vor sich hin. Irgendwie ein bisschen unheimlich, das Ganze, ehrlich. Wie lange ist das Jetzt her, zwei Wochen?«
    »Ihre Trauer drückt sie nieder«, sagte Chen. »Man kann es an Ihrer ganzen Körperhaltung sehen, an ihrem Gang.«
    »Ich versuch’s noch mal.« Iri nahm ihr Tablett und schlängelte sich zwischen den Tischen durch. Dann nahm sie gegenüber von Jet Platz. »Hey, Fremde. Wir haben dich beim Essen vermisst.«
    Jet schob ihr gebratenes Gemüse von einer Seite zur anderen, aß aber keinen Bissen. »Ich will einfach nur allein sein.«
    »Verstehe. Aber es sind jetzt schon zwei Wochen«, zitierte Iridium Frostbites Worte. »Möchtest du vielleicht darüber reden?«
    Jet hob den Blick. Er war völlig leer. »Worüber?«
    Iridium seufzte. »Samson sterben zu sehen, war schrecklich, wirklich schrecklich –«
    »Helden lassen sich vom Tod nicht aufhalten«, unterbrach Jet sie barsch. »Sie tun aufrecht weiter ihre Pflicht. Für Corp und für die Menschen.«
    Iridium verdrehte die Augen. »Hat Night das etwa gesagt? Wollte er dich damit beruhigen?«
    »Es ist die Wahrheit. Je eher du das begreifst, Iridium, desto besser für dich.«
    Iridium schnappte sich die Schokoladenmilch von Jets Tablett und kippte sie ihr über die Kleidung.
    Jet schrie auf und sprang vom Tisch weg. Sie funkelte Iridium zornig an und fauchte: »Wofür war das denn?«
    »Damit du endlich aufwachst!«, brüllte Iridium. »Hör auf, so zu tun, als wäre Samsons Tod dir egal! Ich hör dich nachts weinen, Jet. Ich höre deine Albträume. Sein Tod war sinnlos, also Schluss mit dem Theater!«
    Jet hob das Kinn. »Der Tod gehört zum Leben, wenn man ein Held ist. Er bestärkt uns nur in unserer Entschlossenheit.«
    »Wir sind keine Helden«, erwiderte Iridium zähneknirschend. »Noch nicht. Unser Kumpel – dein Freund – ist ohne jeden vernünftigen Grund gestorben. Wie kannst du nur so dastehen und behaupten, es macht dir nichts aus?«
    Jet erschauerte. Und dann konnte Iridium förmlich sehen, wie sie ihre Gefühle versteckte. Es war ein entsetzlicher Anblick.
    »Was geschehen ist, ist geschehen«, sagte sie kalt. Sie klang beinahe wie Night. »Wenn du glaubst, dass wir keine Helden sind, ist das allein deine Sache. Mich jedenfalls hat vor Kurzem Corp angesprochen.«
    »Wegen der leidenschaftlichen Rede, die du auf Samsons Beerdigung gehalten hast.«
    Jets Augen verengten sich zu Schlitzen. »Pass auf, was du sagst, Iridium. Als Tochter eines berüchtigten Verbrechers musst du extrem hart arbeiten, um Sponsoren zu finden und dir ein Image aufzubauen.«
    »Zum Teufel mit dem Image!«, fauchte Iridium. »Soll ich dir mal sagen, was dein Image ist? Das kleine Mädchen mit dem verrückten Vater.« Sie wusste, es war gemein von ihr, Jet so etwas an den Kopf zu werfen und ihr wehzutun. Aber sie hörte nicht auf. Sie hoffte, Jet würde weinen, sie schlagen, ihre Schatten herbeirufen und die Kantine in Schutt und Asche legen – irgendetwas tun, das zeigte, dass sie keine Gehirnwäsche bekommen hatte.
    Wäre Iridium nicht absolut sicher gewesen, dass dies nicht sein konnte, hätte sie Stein und Bein geschworen, dass Jet in der Therapie gewesen war.
    »Immer noch besser als das Image von dem unreifen Kind mit dem kriminellen Vater«, erwiderte Jet mit derselben toten Stimme. Der »Hier-gibt-es-nichts-zu-sehen« -Stimme. Sie nahm eine Serviette und begann, die Schokoladenmilch von ihrem Dress zu tupfen. »Ich bin morgen auf einer Pressekonferenz der Schwadron. Und laut Night will jemand von der Stadt mit mir darüber reden, ob ich in den öffentlichen Dienst eintreten möchte.« Sie warf die Serviette auf das Tablett. »Ich bin für die nächste Woche von der praktischen Ausbildung befreit. Du musst dir eine neue Partnerin suchen, bis ich zurückkomme.«
    Sie griff nach ihrem Tablett – das Essen war noch

Weitere Kostenlose Bücher