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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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widersprach der Junge. »Sie hat sich doch nur verteidigt. Sie sind es doch gewesen, der Hornblower zuerst befohlen hat, sie anzugreifen.«
    Bei diesen Worten richtet Lancer seinen Blick auf den Jungen. »Samson, stellst du etwa meine Unterrichtsmethoden in Frage?«
    Stille. Dann die Antwort: »In diesem Fall, ja, Sir.«
    »Er war mein Freund«, sagte Jet schluchzend. »Ich habe ihn geliebt. Und ich werde ihn schrecklich vermissen. Ohne ihn ist die Welt nicht mehr so gut, wie sie war, als er noch lebte.«
    Sie holte tief Luft. »Wir sind Helden. Auch dann, wenn wir uns nicht heldenhaft fühlen. Oder wenn wir Angst haben. Oder wenn wir einfach nur alles hinschmeißen und wegrennen möchten. Und uns wird beigebracht, dass der Tod uns nicht zu kümmern hat, dass er unser tägliches Risiko ist.« Jet machte eine Pause. Als sie weitersprach, war ihre Stimme hart wie Stahl. »Aber Joe ist einen völlig sinnlosen Tod gestorben. Das hätte nicht geschehen dürfen. Das war schrecklich und falsch. Und es gibt nichts auf der Welt, was es richtiger machen kann.«
    »Heute wird nichts passieren«, sagt Sam und legt einen Arm um Jets Taille. »Es ist ein guter Tag.«
    »Joseph Rogers hat immer gesagt, dass es einen Grund dafür gibt, warum wir Helden sind. Dass wir da sind, um anderen zu helfen. Nun, er hatte nicht die Chance, der Welt zu zeigen, was er alles als Samson hätte tun können. Aber er hat mir geholfen. Mehr, als ich in Worte fassen kann. Und dafür sage ich ihm: Danke, Joe. Danke, Samson.«
    »Ich liebe dich, Joannie«, sagt Sam. Und die Welt ist in Ordnung. Und sie kann sich nicht im Geringsten vorstellen, dass kaum eine Woche später alles in Trümmern liegen wird.
    »Ich danke dir dafür, dass du mein Freund gewesen bist«, sagte Jet sanft. »Dafür, dass du mir geholfen hast, als ich Hilfe brauchte. Dafür, dass du mich zum Lachen gebracht hast. Dafür, dass du mir den Rücken gestärkt hast. Dafür, dass du meine Hand gehalten hast.« Tränen strömten über ihr Gesicht, aber sie achtete nicht darauf. »Danke für deinen Mut und für deine Stärke. Danke für dein Lächeln und für deinen Humor. Danke, dass du ein wahrer, guter Held gewesen bist und ein noch besserer Freund.«
    Sie neigte den Kopf. »Leb wohl, Samson.«
    Jet wischte sich die Tränen vom Gesicht und ging von der Bühne. Niemand hielt sie auf, als sie die Aula verließ. Sie trat aus dem Gebäude, den Kopf hoch erhoben, und atmete die kühle Herbstluft ein. Sie meinte zu spüren, wie Samson ihre Schulter drückte. Doch er war es nicht.
    »Jet«, sagte Night, und seine Stimme klang überhaupt nicht kalt. »Es tut mir so leid für dich.«
    »Danke, Sir.« War das ihre Stimme? So merkwürdig flach? Als gehörte sie jemand anderem? »Das hätten Sie mir gestern sagen können.«
    Night antwortete ihr erst nach einer langen Pause. »Ja, das war sehr gefühllos von mir, und ich bedauere es sehr. Aber du standest unter Schock. Was ich gesagt habe, sollte dich wieder zur Besinnung bringen.« Er seufzte. »Sogar Helden machen Fehler.«
    Oh ja, ganz sicher.
    Night sagte: »Deine Worte des Gedenkens für Samson werden wahrscheinlich den ganzen Tag lang auf allen Kanälen laufen. Vielleicht sogar die ganze Woche. Das eben war das Beste, was du für Samson tun konntest. Und«, fügte er sanft hinzu, »für dich.«
    Sie konnte sich nicht überwinden, ihm zu danken. Es wäre nicht ehrlich gemeint gewesen.
    »Du hast mehr Stärke in dir, als du glaubst«, sagte er. »Die Rede, die du gerade gehalten hast, zeigt das ganz deutlich. Es wird heilen, Joan. Du wirst deinen Weg weitergehen.«
    »Vielleicht will ich ihn ja gar nicht weitergehen, Sir.«
    »Vielleicht nicht im Moment. Aber du wirst es tun. Du bist eine Heldin, Jet. Und wenn Samsons Tod nicht umsonst gewesen sein soll, dann lass dich von seiner Stärke leiten. Von seiner Überzeugung, dass man anderen helfen muss. Lass ihn dein Licht in der Dunkelheit sein.«
    Ihre zur Faust geballte Hand zitterte, und in diesem Moment wurde ihr bewusst, dass sie beinahe ausgeholt und Night geschlagen hätte. Zischend ließ sie ihren Atem entweichen und entspannte sich. »Ja, Sir.«
    »Und jetzt setz deinen Ohrknopf wieder ein, Jet, und lass uns zurück in die Aula gehen.«
    Das Comlink wieder im Ohr, ließ sich Jet von Night zurück in die Akademie führen, in die Sicherheit hinter den Mauern.

KAPITEL 35
    IRIDIUM
     
    In manchen Fällen verlangt die Ausbildung den Außermenschlichen in der Tat einen hohen psychischen Preis

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