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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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während eines Interviews bei seiner Einlieferung in die Bundes-Justizvollzugsanstalt von Illinois
     
    Jet flog den Gleiter. Iridium saß auf dem Beifahrersitz und trommelte auf das Bedienfeld. Das war der Rhythmus, mit dem sie normalerweise zeigte, dass sie fürchterlich gelangweilt war.
    »Würdest du bitte damit aufhören?«, verlangte Jet. »Ich bin auch so schon nervös genug.«
    »Nervös?« Iridium prustete vor Lachen. »Das hier ist doch der reinste Kinderkram. Ich glaub’s einfach nicht. Das soll alles sein? Das reicht für den Abschluss? Damit kann man in den aktiven Dienst gehen? Zu Zeiten meines Vaters bestand die Prüfung noch darin, wirklich echte Verbrechen zu verhindern, weißt du?«
    Jet versteifte sich. »Die Stadt von Vandalismus freizuhalten, ist auch wichtig, Iridium.«
    »Wie auch immer«, murmelte Iri und betrachtete erneut die Anweisungen auf ihrem Datenpad. Patrouille im Planquadrat 23. Beseitigen Sie jedes Anzeichen für Vandalismus, Bandenaktivitäten und illegale Straßenkunst. Passieren Sie drei Kontrollstellen und melden Sie sich bis spätestens 14.00 Uhr zurück.
    Mit anderen Worten sollten sie durch bunte Reifen springen wie dressierte Seehunde. Und das waren sie ja auch.
    »Da«, sagte Jet und zeigte auf den Fahnenmast, der über dem Eingang des örtlichen Gemeindezentrums aus dem Gebäude ragte. Die Flagge war durch das Banner einer Bande ersetzt worden. »Das ist Kontrollpunkt eins.«
    Sie drückte ein paar Knöpfe, und der Gleiter wurde langsamer, bis er schließlich auf der Stelle schwebte. Jet dachte laut nach. »Ich denke, wir können um Landegenehmigung auf dem Dach bitten. Und dann fragen wir die Bürger, ob sie uns reinlassen, um die Fahne abzunehmen …« Sie scannte den Landeplatz des Gemeindezentrums. »Mist. Heute ist geschlossen. Wir müssen wohl den Hausmeister anrufen.«
    »Du lieber Gott.« Iridium verdrehte die Augen. »Ich kümmere mich darum. Flieg mal näher ran.« Sie öffnete ihre Luke. Dann zog sie ihren Ohrknopf heraus und warf ihn hinter sich in den Gleiter.
    Jet starrte sie entgeistert an. »Iri, was machst du denn da?«
    Iridium schwang sich zur Seite. Die Spitzen ihrer Schuhe hingen in der Luft, 20 Meter über der Straße. Sie packte das Ruder, das den Gleiter in der Luft stabil hielt, und zog sich daran aus dem Cockpit. Dann stand sie auf dem Trittbrett und hing halb in der Luft. »Nun mach schon, Jet!«, befahl sie. »Wir haben nur eine Stunde Zeit für das ganze Planquadrat. Und außerdem ist es hier draußen verflucht kalt.«
    »Das verstößt gegen die Vorschriften.« Jet kräuselte besorgt die Lippen. »Dafür könnte es Punktabzug geben.«
    »Und wenn wir die Aufgabe nicht vollständig lösen, dann sind wir durchgefallen«, gab Iridium zu bedenken. »Willst du wirklich für die nächsten 20 Jahre in Ops sitzen, zusammen mit all den anderen Nichtskönnern?«
    Jet seufzte. »Warte.« Sie steuerte den Gleiter so dicht an das Gebäude, dass seine Nase die Ziegelwand berührte. Iridium streckte sich, griff mit der freien Hand nach dem Fahnenmast und stellte ihre Füße fest auf den Sims. Er war vereist und bröckelte. Schon die Hälfte ihres Gewichts schien zu viel für ihn zu sein. Er gab nach.
    »Pass auf!«, schrie Jet, als Iridium versuchte, die Bandenflagge zu fassen.
    Iridium hörte noch das Grollen, mit dem ein Bus die Luft hinter ihnen durchschnitt. Er war viel zu schnell für eine Wohngegend. Eine Luftwelle traf den Gleiter, und er kippte zur Seite weg.
    Iridium schlug gegen die Ziegelwand. Ihre Füße verloren den Halt, und sie stürzte ab.
    Sie spürte, wie sie eine dicke Plane aus Plastik durchschlug, das Dach einer armseligen Hütte auf Straßenniveau. Dann wurde es um sie herum dunkel, und sie war vom Gleiter aus nicht mehr zu sehen.
    Iridium prallte von irgendetwas ab – einem altmodischen Benzinauto, das verlassen am Straßenrand stand – und landete unsanft auf dem mit Schneematsch bedeckten Gehweg.
    »Na super«, ächzte sie. Durch das Loch, das sie bei ihrem Sturz in die Plastikplane gerissen hatte, konnte sie Jet sehen, die über ihr mit dem Gleiter Kreise zog.
    »Iridium, alles in Ordnung?«
    »Ja, ich fühle mich großartig!«, schrie Iridium voller Sarkasmus zurück. »Lande das Ding und sammle mich ein. Ich bin total durchgeweicht!«
    »Ich kann nicht!« In Jets Stimme lag Panik. »Der Autopilot ist auf die Kontrollpunkte programmiert. Das hier ist ein gefährliches Planquadrat – keine Landung ohne Verstärkung!«
    »Dann

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