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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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kreischten auf vor Schmerz.
    Nachdem sie in die Gefängnisuniform aus grobem Baumwollstoff gestiegen war, öffnete sich die Tür erneut.
    »He!«, schrie Iridium gellend. »Ich bin noch nicht fertig!«
    Doch statt des Eindämmungsteams stand Jet im Eingang ihrer Zelle.
    Iridium bleckte die Zähne. »Du.«
    »Ich habe nicht viel Zeit«, drängte Jet. »Ich habe dafür gesorgt, dass deine Wärter nach draußen gerufen werden, um zu helfen, die Massen im Zaum zu halten. Aber sie werden bald zurück sein.«
    »Hast du dich hierherbequemt, um dich damit vor mir zu brüsten?«, höhnte Iridium und zog den Reißverschluss des Overalls über ihrem BH zu.
    »Callie …« Jet schlug die Hände vors Gesicht. »Warum musste das so kommen? Warum konntest du nicht das Richtige tun?«
    »Weißt du, Jet«, entgegnete Iridium und verschränkte die Arme. »Ich habe das Richtige getan. Ich bin mir ganz sicher. Und weißt du, warum? Weil ich die ganze Zeit, während ich hier in dieser Zelle saß, nicht das kleinste Fünkchen Bedauern für Paul Collins empfunden habe.«
    »Du hast ihnen allen recht gegeben«, sagte Jet bedauernd. »Du hast ihnen gezeigt, dass du genau wie dein Vater bist.«
    »Das beruht auf Gegenseitigkeit«, gab Iridium zurück. »Du hast ihnen auch recht gegeben.«
    Hinter ihren Brillengläsern kniff Jet die Augen zusammen. »Wie bitte?«
    »Du hast ihnen gezeigt, dass du ein Schoßhündchen bist. Ein Papagei, der alles nachplappert, wenn es nur der offiziellen Linie entspricht. Egal, was passiert. Die ihre Freunde für Einschaltquoten verkauft. Und die niemals, niemals wirklich Rückgrat haben wird oder eine eigene Meinung.« Iridium ging einen Schritt auf Jet zu. Sie spürte, wie ihre Kraft in ihr hochkochte. »Und deswegen tut es mir nicht leid. Überhaupt nicht.«
    »Du irrst dich …«, begann Jet, aber da griff Iridium schon an.
    Sie schleuderte Jet eine Lichtkugel mitten ins Gesicht. Die Gewalt des Treffers riss der anderen die Schutzbrille vom Kopf. Sie flog in hohem Bogen durch die Luft. Jet sackte mit einem lauten Ächzen in sich zusammen. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich rot der Umriss ihrer Brille ab.
    »Ich bin nicht wie mein Vater«, flüsterte Iridium. »Ich bin besser als er. Du wirst mich niemals kriegen, Joannie.«
    »Das … kannst … du … nicht tun«, stöhnte Jet.
    »Und ob ich das kann. Ich denke, ein Haufen unschuldiger Reporter wird die Schwadron von voreiligen Aktionen abhalten«, sagte Iridium. In diesem Moment schrillte der Alarm los.
    »Iri«, rief Jet ihr nach, aber Iridium beachtete sie gar nicht.
    Sie trat aus ihrer Zelle.
    Das war der entscheidende Augenblick. Wenn Jet schnell genug war, entschlossen und clever, wie man es sie die ganze Zeit über versucht hatte zu lehren … Sie brauchte nur einen Creeper auszuschicken. Iridium war erschöpft, umgeben von feindlich gesinnten Außermenschlichen. Das war Jets Chance.
    Doch die Dunkelheit kam nicht.
    Iridium drehte sich ein letztes Mal um. »Hab ich’s mir doch gedacht. Ich seh dich, Jet.«
    Iridium schlug die Zellentür vor der Nase ihrer früheren Freundin zu und lief hinaus, dem Licht entgegen.

KAPITEL 58
    JET
     
    Helden brauchen immer jemanden, der für sie den Schurken spielt. Ansonsten hätte ja niemand Verwendung für sie.
    Erklärung von Lester Bradford anlässlich der Urteilsverkündung in seinem Prozess wegen Kapitalverbrechen
     
    Jet starrte vom Dach der Akademie in die Ferne, auf den gerade beginnenden Sonnenaufgang. Sie war die ganze Nacht dort oben gewesen und hatte die Sterne betrachtet, deren Funkeln nur hin und wieder durch den dicken Schleier von Abgasen drang, der New Chicago einhüllte. Aber wie strahlend hell die kleinen Nadelstiche auch sein mochten, sie kamen nicht gegen die Dunkelheit an.
    Schatten waren die unangefochtenen Herrscher der Nacht.
    Aber jetzt brach die Dämmerung an, und ein neuer Tag erwachte … und Jet würde sich für ihre Tat verantworten müssen. Es war ihr Vorschlag gewesen – ihre Forderung –, dass Iridium ins Gefängnis gebracht werden sollte statt in die Therapie. Es war ihre Schwäche gewesen, die es Iridium ermöglicht hatte, aus der Akademie zu entkommen und ihrer gerechten Strafe zu entgehen.
    Nach allem, was Corp wusste, sah es so aus, als hätte Jet Iris Flucht von dem Moment an geplant, als ihre Freundin Paul Collins getötet hatte.
    Wütend feuerte Jet einen Schattenstoß ab. Er flog in weitem Bogen über den nächtlichen Himmel und verdeckte einige Sterne, die sich gerade

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