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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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»Therapie.«
    Jet stockte der Atem. »Nein«, flüsterte sie. »Nein, das dürfen sie nicht tun. Das dürfen sie ihr nicht antun.« Sie sah Dawnlighter vor sich, dieses künstliche Abziehbild einer Superheldin; sah Frostbite in seiner ganzen ohnmächtigen Wut. »Nicht Iri.«
    »Ja«, schnappte Night, und einen grauenvollen Moment lang spülte sein Zorn über Jet hinweg und löschte ihr eigenes Entsetzen aus. »Verflucht!« Er hieb mit der Faust gegen die Wand. Über ihren Köpfen gingen die Lampen aus.
    Jet bemühte sich verzweifelt, nicht in Tränen auszubrechen. Ihre Brillengläser irisierten und stellten sich auf Nachtsicht um. Nur keine Panik. Sie hatte ja ihre Brille. Sie hatte ihren Ohrknopf. Sie war sicher vor dem Schatten.
    »Sir«, sagte sie und berührte Nights Arm. »Können Sie nicht Berufung einlegen? Irgendwie eingreifen?«
    Er riss seinen Arm weg. »Denkst du vielleicht, das habe ich nicht versucht? Sie wollten nichts davon hören. Gibt schlechte Presse, sagen sie. Die ganze Arbeit, die ganze Zeit – alles umsonst. Weil die sich vor den Medien fürchten. Den Medien!« Er bellte das Wort heraus und schlug noch einmal mit der Faust gegen die Wand.
    »Aber die Therapie wird sie töten«, sagte Jet. Ihre Stimme nur noch ein Flüstern.
    »Nein, sie wird es überleben«, knurrte Night wütend. Als ob ihn die Vorstellung von einer leeren Hülle, die wie Iri aussah, genauso entsetzen würde wie Jet. »Hätte sie sich nicht einmal an die Vorschriften halten können? Nur dieses einzige Mal? Hätte sie nicht den gefühllosen Soldaten spielen können, als es drauf ankam? Zur Hölle mit ihr! So eine dumme, kleine Schlampe!«
    »Diese Schlampe ist meine Freundin«, fuhr Jet ihn an. In diesem Augenblick vergaß sie völlig, wie ehrfurchtgebietend seine Macht war, wie furchteinflößend sein Zorn. »Ich werde nicht einfach so dastehen und zuhören, wie Sie sie beleidigen!«
    Night erstarrte. Sein im Schatten liegendes Gesicht wurde zur wütenden Maske. Und dann, völlig widersinnig, begann er zu lachen. »Und was kannst du dagegen tun, Joan? Wie kommst du darauf, dass du dich dem Willen der Akademie und der Macht von Corp widersetzen kannst?«
    »Ich werde nicht zulassen, dass sie sie zerstören.« Es war ein Schwur. Jet machte auf dem Absatz kehrt und marschierte aus der Tür. Sie lief schnell, um die kalten Männer in ihren gut sitzenden Anzügen einzuholen.
    Als sie sie erreichte, wollten sie ihr zuerst gar nicht zuhören. Aber sie war schließlich Jet, der Liebling der Akademie, und, noch wichtiger, der Presse. Also hörten sie sie schließlich doch an.
    Und ihren verrückten Vorschlag.
    Und nach einer kurzen Bedenkzeit stimmten sie ihrer Forderung zu.

KAPITEL 57
    IRIDIUM
     
    Für einen Helden sind Grautöne inakzeptabel. In Fragen der Gerechtigkeit gibt es nur zwei Möglichkeiten: Schwarz oder Weiß.
    Captain Colossal, Angehöriger der Schwadron für den Bezirk New York Metropolis
     
    Iridium blieb einen Tag und eine Nacht mit Handschellen an die Wand ihrer Zelle gefesselt. Dann glitt die Tür auf, und sie sah sich zwei Beamten des Eindämmungsteams gegenüber. »Mach sie los«, sagte der Mann zu seiner Begleiterin. »Wisch ihr das Blut ab. Da draußen sind jede Menge Kameras.«
    »Wen kümmert schon irgend so eine Abtrünnige?«, murrte die Frau. Dann begann sie, Iridiums Gesicht und Hals mit einem Hygienetuch abzureiben.
    »Die Schattenhexe hat die Presse informiert«, sagte der Mann. »Nicht zu fassen, oder?«
    Iridium blinzelte. Jet hielt eine Pressekonferenz ab?
    Sie wusste nicht, warum sie das so überraschte … Natürlich würde Jet die Gelegenheit nutzen, sich zu verkaufen. Alles Branding. Die neue Heldin von New Chicago, Beschützerin mittelmäßiger Vergewaltiger gegen große, böse Abtrünnige.
    Der Eindämmungsbeamte warf Iridium einen blauen Gefängnisoverall vor die Füße. »Ich öffne jetzt die Handschellen, und du ziehst dich um. Dann bist du fertig für den Transport in deine Zelle im Blackbird.«
    »Gefängnis?«, fragte Iridium entgeistert. Doch innerhalb einer Sekunde hatte sie sich wieder im Griff. Die sollten auf keinen Fall mitkriegen, wie sehr es sie schockte, dass sie nicht einfach nur eine Etage höher gebracht werden sollte, wo man ihr für den Rest ihres Erdenlebens Löcher ins Gehirn bohrte.
    »Du verdienst Schlimmeres«, sagte der Mann. Die Tür ging zischend wieder zu. Einen Augenblick später öffneten sich Iridiums Handschellen. Sie ließ die Arme sinken. Ihre Muskeln

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