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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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raushalten. Du wirst den Verlust durch deine Gaunereien schon wieder wettmachen«, fuhr sie fort und wedelte dabei mit einem Bündel Geldscheine. »So wie jeder halbseidene Geschäftemacher.«
    »Mmmmph«, kam es zustimmend von unten.
    Iridium ging zur Tür, an der ein altmodisches Holoschild mit der Aufschrift GESCHLOSSEN hing. Daneben das traurige Gesicht eines Clowns, der große blaue Holotränen weinte. Sie warf einen letzten mitleidigen Blick auf den Ladenbesitzer. »Genau deswegen hasse ich es, so etwas zu tun.«
    Mit der Faust schlug Iridium das Glas über dem Notrufkästchen ein und legte den Hebel um. Sofort begann die Alarmsirene zu kreischen. Der verschwommene Bildschirm leuchtete blau auf und eine Roboterstimme verkündete: »Hier ist die Polizeibehörde von New Chicago. Sie werden gerade Opfer eines Raubüberfalls oder eines anderen schweren Verbrechens. Bitte bewahren Sie Ruhe. Hilfe ist unterwegs.«
    Iridium stopfte die Geldscheine in einen toten Briefkasten und kletterte die Feuerleiter hoch. Kurze Zeit später stand sie auf dem Dach des schmalen, hohen Gebäudes aus Fertigteilen. Fast das gesamte Planquadrat 16 bestand aus Blöcken solcher Häuser, die Dächer übersät mit Rauschgiftspritzen und Taubenkot. Dazwischen wirbelten Holozeitungen und Werbezettel umher, abgeworfen aus der Luft. Iridium setzte sich auf den Stromverteilerkasten und wartete.
    Jeder Gerechtigkeitsfanatiker, der seinen Namen auch nur halbwegs verdiente, würde über kurz oder lang hier auftauchen. Würde herumschnüffeln und versuchen herauszufinden, wer die verdammte Frechheit besaß, die Pfandleihe eines Hehlers auszurauben, der eine Abmachung mit einer Bande von Schutzgelderpressern hatte. Noch dazu mitten in einem Gebiet, das von einer stadtbekannten Verbrecherin kontrolliert wurde.
    Iridium gähnte und sah prüfend auf ihr Armband. Gerade wollte sie es aufgeben und sich auf den Weg machen, um einen mexikanischen Imbiss zu finden, der noch geöffnet hatte. Da strich ein winziger Lufthauch über die Haare an ihrem Hinterkopf.
    »Wartest du auf mich?«, fragte eine Stimme.
    Iridium drehte sich um. »Ehrlich gesagt, ja. Und nebenbei bemerkt: Deine Reaktionszeit ist ziemlich beschissen. So eine müde Vorstellung gibt dir nicht das geringste Recht, dich als Hüter der Gerechtigkeit zu bezeichnen.«
    Der selbst ernannte Ordnungshüter lächelte, oder zumindest kräuselte sich seine Kostümierung in der Mundgegend. Er hatte einen schwarzen Strumpf über den Kopf gezogen und trug eine flache schwarze Schweißerbrille. Dazu volle Kampfausrüstung. Sie bestand aus Keramikplatten und leichten Kevlar-Gurten, die er nur von Corp haben konnte. Nicht das kleinste Stückchen Haut war zu sehen. Auf der Brustplatte prangte sein Zeichen – ein aufgesprayter Blitz.
    »Willst du bloß ein Schwätzchen halten, Süße? Oder kommst du freiwillig mit?«
    Iridium warf den Kopf hoch. »Aha, verstehe. Du bist ein Fan von diesen billigen Cowboyfilmen. Wundert mich nicht. Typen wie du sind immer überzeugt, sie sollten ein weißes Pferd haben.«
    »Darling, siehst du hier irgendwo ein Pferd?«
    »Nein. Aber ich muss zugeben, ein Pferd würde deiner Erscheinung das gewisse Etwas verleihen.«
    »Gib einfach das Bargeld zurück«, sagte der Ordnungshüter, »und wir beide können diesen netten, ruhigen Abend weiter genießen.«
    »Gegenvorschlag: Du lässt die Undergoths in Ruhe und kannst diesen netten, ruhigen Abend ohne Verbrennungen dritten Grades weiter genießen.« Iridium verschränkte die Arme. »Du hast dir eine verdammt schlechte Stelle ausgesucht, um dein Geschäft zu eröffnen, Freundchen. Und jetzt pack deine Siebensachen und scher dich irgendwohin, wo kostümierte Freaks wie du, die für Corp die Drecksarbeit machen, willkommen sind.«
    Sie war sich nicht ganz sicher, aber irgendetwas schien sich hinter seinen Brillengläsern abzuriegeln und zu verdunkeln. Im selben Moment stellten sich ihre Nackenhaare auf, und sie schmeckte hinten auf der Zunge verbranntes Ozon.
    »Ich arbeite nicht für Corp«, krächzte ihr Gegenüber.
    »Offensichtlich«, gab Iridium zurück. »Denn wenn es so wäre, dann hättest du inzwischen gelernt, wie man sich richtig anzieht. Und du würdest dich nicht mit einer Gang auf ihrem eigenen Territorium anlegen ohne vier oder fünf genauso gut angezogene Freunde, die dir den Rücken decken.« Corp interessierte sich weder für die Gangs noch für sonst irgendjemanden in Wreck City. Besitzer abbruchreifer Mietshäuser

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