Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

dir gefällt, Boxer«, entgegnete Iridium. »Und hör gefälligst auf mit der Spielerei! Das macht mich nervös.«
    »Was du nicht sagst.« Boxer lugte über die Kante ihres schwebenden Landedecks. »Wir sitzen hier illegal auf einem Luftlandeplatz herum. Wie Hühner auf der Stange. Wir warten auf einen Typen, der Elektrizität aus seinen Händen schießt – und angeblich auf der Seite des Gesetzes steht –, um seine wahren Absichten zu durchleuchten. Und wie ich dich kenne, wirst du mindestens einen seiner Vorfahren beleidigen. Ich versteh nicht im Geringsten, warum du nervös sein solltest, Iri. Ganz und gar nicht.«
    »Halt die Klappe.« Das Landedeck schaukelte sanft im Fahrtwind eines vorübergleitenden Busses. Iridium sah bewusst nach oben, auf die Abgasschicht, die über ihnen lag, und nicht hinunter auf die Straße, die 150 Meter unter ihnen verlief. Ihr Vater würde sie umbringen. Aber Taser hatte etwas Merkwürdiges an sich. Irgendetwas, das ihr sagte, es wäre eine verdammt schlechte Idee, ihn nicht auf ihre Seite zu ziehen … Eins zumindest hatten sie ja gemeinsam: Beide mochten sie Corp nicht. Es konnte hilfreich sein, über etwas Rückendeckung zu verfügen, wenn dieser mysteriöse Iwanoff die Lieferung übergab.
    »Er ist unpünktlich.« Boxer klappte verärgert seine Taschenuhr zu und steckte sie in seine limettengrüne Weste.
    »Ja, scheint so eine Angewohnheit von ihm zu sein.«
    »Ihr sprecht wohl gerade über meine elegante Erscheinung, stimmt’s?«
    Iridium drehte sich um. Taser stieg von einem kleinen schwarzen Luftgleiter ohne Lizenzaufkleber und Sichtmarkierungen und deutete mit einer Kopfbewegung auf Boxer. »Du hast mir nicht gesagt, dass du eine Anstandsdame mitbringst, Darling.«
    »Irgendjemand muss ja dafür sorgen, dass du nicht frech wirst«, sagte Boxer und tätschelte seine Plasmapistole.
    Die Gläser von Tasers Schutzbrille leuchteten irisierend auf und stellten sich scharf. »Dich kenn ich doch.«
    »Das glaube ich kaum«, antwortete Boxer und schob mit einem Finger seinen Filzhut hoch.
    »Du bist der dritte der Taft-Brüder.« Taser warf den Kopf hoch. »Na so was. Ich hörte, du seist tot.«
    Boxer presste die Kiefer aufeinander. »Bist wohl ein Fan?«
    Taser schnaubte. »Wohl kaum. Schön zu sehen, dass du eine nette Beschäftigung gefunden hast.« Der leere Blick seiner Brillengläser richtete sich wieder auf Iridium. »Sorgt sie dafür? Für deine Beschäftigung, meine ich.«
    Iridium schnipste mit den Fingern in Tasers Gesicht, und ein Prisma blitzte auf. Es erzeugte einen Kurzschluss in seinen Brillengläsern. Sie sprühten Funken und schlossen sich. »Könnten wir uns bitte wieder konzentrieren?«
    Boxer schniefte. »Viel Glück mit dieser Kanalratte, Iridium. Wir sehen uns zu Hause.« Er tippte an sein Armband und rief ein Taxi. Es schwebte heran und hielt neben dem Landedeck. Ohne ein weiteres Wort stieg Boxer ein.
    Das Taxi schwirrte davon, und Taser grinste. »Bezahlst du mir die Brille?«
    Iridium täuschte einen Schock vor. »Du willst mir also weismachen, dass du tagsüber kein reicher Playboy bist? Ich bin ja so desillusioniert.«
    Taser rüttelte an den Brillengläsern, und sie öffneten sich wieder. Hinter ihnen sah Iridium für einen kurzen Moment helle Augen aufblitzen. »Warum hast du mich wirklich hier heraufkommen lassen? Ich will ganz ehrlich sein – eine Frau, die nur ein bisschen rumspielen will, ist nicht gerade das, was mich antörnt.«
    »Wie steht es denn mit einer Frau, die deinen Hintern von einem Landedeck schmeißt?«
    Taser schüttelte den Kopf. »Das hatten wir doch schon, weißt du nicht mehr? Am Ende gibt’s nur wieder Tränen, Iri.«
    Iridium presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. »Nur meine Freunde nennen mich so.«
    »Dann sag mir doch einfach, warum du mich herbestellt hast. Dann können wir an der Stelle weitermachen.«
    Die Lichter der Großstadt blinkten sanft von unten herauf und beleuchteten Iridium, als sie sich von Taser abwandte. »Ich werde demnächst meine Beziehungen zu den Gangs in Wreck City beenden. Ich möchte, dass du aufhörst, dich mit den Undergoths rumzuärgern, und stattdessen ein Bündnis mit mir eingehst.«
    Taser lachte. »Du und ich gegen den Rest der Welt? Sehr romantisch, Iridium. Hätte ich gar nicht von dir gedacht.«
    »Nein«, erwiderte Iridium. »Du und ich gegen Corp.«
    Taser legte den Kopf schief. »Aber ich bin ein Fan, schon vergessen?«
    »Wenn du wirklich einer von diesen