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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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Sie wusste nur sehr wenig über die Fertilitätsklinik vom Ende des 20. Jahrhunderts. Die Akademie förderte Nachforschungen in dieser Richtung nicht gerade. Und von Corp Informationen über die Klinik zu erhalten, deren Name untrennbar mit der ersten Welle von »Superhelden« in der Menschheitsgeschichte in Verbindung stand, war nahezu unmöglich. Schüler, die die Absicht hegten, mehr darüber zu erfahren, wurden sanft gedrängt – oder auch gezwungen –, ihr Interesse anderen Themen zuzuwenden.
    Bis zu Lynda Kidders Artikelserie mit dem Titel »Origins«, Ursprünge, hatte Jet nur gewusst, dass Corp die Firma Ikarus Biological um die Wende zum 21. Jahrhundert herum gekauft hatte. Sämtliche öffentlich zugänglichen Informationen über die Anlagen von Ikarus Biological vor dem Kauf durch Corp waren verschwunden. Einzig ein kurzer Absatz über den Zweck der Klinik und ihren Gründer existierte noch. Sonst nichts. Die Aufzeichnungen fielen nicht mehr unter die Rubrik »streng vertraulich« oder »streng geheim« oder »Zugang bei Todesstrafe verboten«.
    Nein. Sie waren vernichtet worden. Gelöscht aus sämtlichen privaten und öffentlichen Datenbanken.
    Dieses interessante Puzzleteil stammte aus den Dokumenten, die Night ihr gestern geschickt hatte. Es ging ihr nicht mehr aus dem Kopf, während sie sich weiter in Kidders gemütlicher Wohnung umsah, um jedes noch so kleine Detail aus dem Leben der vermissten Frau in sich aufzunehmen. Als sie die kleine Sammlung von Katzenfigürchen entdeckte – Kätzchen, wie entzückend! –, fragte sie sich, wie es Kidder wohl gelungen sein mochte, irgendwelche glaubhaften Hinweise auf Ikarus zu finden.
    Sie atmete frustriert aus. Lediglich die Angestellten von Corp hatten Zugang zu diesen Informationen. Daher musste jemand bei Corp Kidder Insider-Informationen zugespielt haben.
    Kurz nach dem Start der Origins-Serie hatte Corp seine Verärgerung darüber offen gezeigt: eine Pressemitteilung, die in aller Öffentlichkeit die Ergebnisse der Untersuchung abstritt, einige gut platzierte Lesermeinungen im Netz, kurze Erklärungen in den Abendnachrichten. Offensichtlich passte es Corp ganz und gar nicht, dass Kidder in den Ursprüngen der Außermenschlichen herumschnüffelte.
    Warum also sollte Corp Kidder diese Informationen überhaupt gegeben haben?
    Jet stellte sich die furchtloseste Reporterin von New Chicago bei ihrer Recherche vor. Wie sie frech mit einem Mikrofon vor der Nase von Superintendent Moore von der Akademie herumwedelte. Oder vor Dawnlighter, die gerade von einem ihrer Werbeauftritte für die Kosmetikindustrie kam. Wie sie Anworten forderte auf die Frage, woher denn die Superhelden eigentlich gekommen und wieso sie überhaupt aufgetaucht seien. Schließlich konnte man nicht einfach in eine Bibliothek gehen und sich ein Buch mit dem Titel Wo komme ich her? Sonderausgabe für Außermenschliche ausleihen.
    Und Kidder gehörte nicht zu denen, die sich leicht einschüchtern ließen. Wie also brachte man eine Enthüllungsreporterin zum Schweigen?
    Man gab ihr ein paar Informationen.
    Vielleicht hat man sie auf eine falsche Fährte gelockt, überlegte Jet. Oder ihr belangloses Hintergrundmaterial zugespielt, das das Exekutivkomitee vorher sorgfältig geprüft und für ungefährlich befunden hat. Ihr ein paar Antworten hingeworfen, liebevoll das Köpfchen getätschelt und einen guten Tag gewünscht.

Aber Kidder ließ sich wohl kaum mit ein paar mageren Informationen abspeisen. Sie strebte nach der Wahrheit oder – weitaus wahrscheinlicher – nach der mit ihrer Enthüllung verbundenen Aufmerksamkeit. Ein Blick auf all die Reliquien, die ihre Wohnung schmückten, war Beweis genug dafür.
    Hatte die Reporterin ihren Job vielleicht zu gut gemacht? Hatte sie etwas über die Außermenschlichen herausgefunden, von dem Corp nicht wollte, dass sie es erfuhr?
    Jet spürte, wie sich hinter ihren Augen Kopfschmerz breitmachte. Sie durchsuchte weiter das Apartement, und während sie sich die Einzelheiten von Kidders Leben ansah, arbeitete ihr Gehirn auf Hochtouren. Jet konnte keine tieferen Nachforschungen zu Kidders möglicher Quelle bei Corp anstellen. Erstens war Night davon überzeugt, dass jemand von Corp hinter Kidders Verschwinden steckte, und zweitens hatte absolut niemand außer den Mitgliedern des Exekutivkomitees Zugang zu den Unterlagen von Corp.
    Es sei denn, man fand ein Schlupfloch.
    »Sie ist dir mit dem Hintern ins Gesicht gesprungen«, hatte eine männliche Stimme

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