Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Titel: Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge , Jackie Kessler
Vom Netzwerk:
aber anzunehmen, dass sich das bald ändern wird. Und hier ist Tom mit dem Wetter.«
    Boxer wechselte erneut den Kanal, zu einer Wiederholung von Squad House. »Mein Bruder war auch mal in der engeren Auswahl, weißt du? Bevor er zum Gammler wurde.«
    Iridium war, als hörte sie Boxers Stimme von ganz weit her. Vor sich sah sie die sterilen Gänge des Blackbird, die schmalen Türen, an denen nicht die richtigen Namen der Insassen standen, sondern ihre Decknamen. Und sie hörte die Schreie, die dort endlos widerhallten, egal, wie viel Thorazin die Ärzte den Gefangenen auch spritzten.
    »Iri.« Boxer stieß sie mit dem Zeh an. »Hörst du mir eigentlich zu?«
    Iridium schob ihr Essen beiseite. »Ich muss dringend wohin.«

KAPITEL 5
    JET
     
     
    Die Konditionierung wird sicherstellen, dass die Angehörigen der Schwadron immer und jederzeit als Verteidiger des öffentlichen Wohls agieren. Und der Interessen von Corp-Co natürlich. Man beißt schließlich nicht in die Hand, die einen füttert.
     
    - Aus dem Tagebuch von Martin Moore, Eintrag Nr. 68
     
     
    Seit langer Zeit schon musste das Baseballstadion dem Alter Tribut zollen. Der einstige Rasen war eine Staubwüste, und die vermüllten Zuschauertribünen boten nur noch alten Geistern Platz. Jet versuchte sich vorzustellen, wie es gewesen sein mochte, dort draußen ein Baseballspiel zu sehen, dabei zu sein, wenn ein Ball so hart getroffen wurde, dass er über das Stadion hinausflog und sich irgendwo in der Smogschicht verlor. Ihrer Meinung nach war der Gedanke, irgendeinen professionellen Sport im Freien auszuüben, vollkommen absurd. Oder höchstens ein schrulliger Traum. Baseball außerhalb eines Gebäudes? Schlichtweg unvorstellbar.
    Und doch war dies hier Wrigley Field – das Original, das hier schon seit dem frühen 20. Jahrhundert stand, nicht der überdachte Astropark gleichen Namens drüben im Planquadrat 3. Jet flog über die Stelle, wo sich einst das Schlagmal befunden hatte. Wie mochte es sich wohl angefühlt haben, Babe Ruth bei seinem berühmt gewordenen Schlag zuzusehen?
    »Ich nehm dich mal mit zu einem Baseball-Spiel« hatte Sam gesagt, keine zwei Wochen bevor er im Dienst getötet wurde. »Wir beide werden uns einen Urlaubsschein fürs Wochenende besorgen, und dann schlagen wir im Planquadrat Downtown auf und sehen uns eine Live-Übertragung aus dem Wrigley an. Es wird dir gefallen!«
    Jet schössen die Tränen in die Augen, und sie musste blinzeln. Sie hatten niemals zusammen ein Spiel gesehen. Das dritte Ausbildungsjahr an der Akademie war unglaublich hart gewesen, und Jet hatte viel zu viel zu tun gehabt, um einen Urlaubsschein für ein ganzes Wochenende zu beantragen. Und Samson hatte sie nicht unter Druck gesetzt. Niemals.
    Licht, manchmal vermisste sie ihn so sehr, dass ihr selbst das Atmen Schmerzen bereitete.
    Jet holte tief Luft und stieß sie dann ganz langsam aus, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Für Sentimentalitäten würde noch genug Zeit sein, wenn sie sich erst mal die berühmte Pause gönnte. Während sie die Überreste des Schlagmals überflog, wiederholte sie flüsternd die legendären Worte des Baseball-Idols: »Jetzt passt mal gut auf!« Dann sauste sie Richtung Überdachung.
    Sie zischte an längst verrosteten Zuschauertribünen und bröckelnden Ziegelmauern vorbei, ließ die geborstenen Sitze und Tischplatten unbeachtet und flog hinein in das verlassene Klubhaus. Auf den ersten Blick sah es dort aus wie in jedem beliebigen alten Pub: eine Bar aus Holz mit dazu passenden Hockern; Sitznischen, die geduldig auf Gäste warteten; Plastik-Wandverkleidungen in Ziegeloptik; sogar ein gerahmtes, angeschimmeltes Plakat, das einen Baseballspieler in altmodischer Ausrüstung zeigte. Hinter der Bar kauerte ein ebenso antiker Kühlschrank – auf dem sogar ein Coca-Cola-Logo aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende prangte. Er war von hinten beleuchtet und gefüllt mit Wasserflaschen, Koffeindrinks und kalter Pizza.
    Sah man genauer hin, konnte man hinter einem Abschnitt des Bartresens das verräterische Glimmen von Computerbildschirmen erkennen. Ein konstantes Summen von Elektrizität verriet, das Meteorite und Frostbite sich in das Stromnetz von New Chicago Light & Heat eingehackt hatten. Frostbite zufolge handelte es sich allerdings keineswegs um Diebstahl, eher um eine Art Tauschgeschäft. Schließlich rissen er und die anderen sich hier den Arsch auf, um die Abtrünnigen in ihre Schranken zu weisen, und die gute, alte

Weitere Kostenlose Bücher