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Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Titel: Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge , Jackie Kessler
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Augen schwamm, musste eine optische Täuschung sein.
    »Ich konnte nicht schlafen«, sagte sie und musste über ihre eigene Einfältigkeit lächeln. Als er nichts erwiderte, redete sie weiter, um die Kluft zwischen ihnen zu überbrücken. Mit Nervosität hatte das rein gar nichts zu tun, wirklich. »Ich fand es nicht schön, im Dunkeln allein im Bett zu liegen.«
    Er lächelte sie an – das musste einfach ein Lächeln sein und kein höhnisches Grinsen. »Aber warum denn, mein Herz. In der Dunkelheit gibt es nichts, was nicht auch bei Licht da wäre.«
    Sie erwiderte sein Lächeln, gab vor, die Lüge in seinen Worten nicht zu bemerken.
    Gab vor, keine Angst zu haben vor dem Mann, den sie liebte.

KAPITEL 43
    NIGHT
     
     
    Es ist faszinierend, die Unterschiede zwischen Night und Blackout zu beobachten. Der eine wächst und gedeiht, während der andere verfällt. Warum verschont der Schatten den einen und ist ein Fluch für den anderen? Genetik? Statistik? Glück?
     
    - Aus dem Tagebuch von Martin Moore, Eintrag Nr. 22
     
     
    Nachdem die Reporter genug hatten und Krankenwagen und Polizei endlich abgefahren waren, packte Night Blackout an der Schulter und drehte ihn zu sich herum. Obwohl sein Bruder im Schatten kleiner und schmächtiger war als er, hatte Night einige Schwierigkeiten, ihn zu bewegen. Als ob der Schatten dem kleineren Mann zusätzliche Kraft verliehen hätte.
    »Was war das denn?«, zischte Night.
    Blackout starrte ihn mit verschleierten Augen an. »Eine Pressekonferenz, auf der wir bis ins letzte Detail erklärt haben, wie es uns gelungen ist, Calendar Man unschädlich zu machen.« Er lachte plötzlich auf, schrill und mädchenhaft. »Ich hasse, hasse, hasse den Kale-e-ndermann«, sang er falsch, »das ga-a-nze Jahr!«
    Night warf einen Blick in die Runde – nein, keiner von den anderen hatte etwas gehört. Grollend schob er Blackout in die schmale Gasse zwischen den Gebäuden. »Sei still! Oder sollen die denken, du bist auf Droge?«
    Blackout kreischte ein Lachen, Spucke flog aus seinem Mund.
    »Um Gottes willen, Mann, hör sofort auf damit!«
    Doch Blackout kreischte nur noch lauter, beugte sich vornüber, schüttelte sich vor Lachen, klopfte sich vor Begeisterung auf die Schenkel.
    Zähneknirschend überlegte Night, wie lange er sich das noch ansehen wollte. Blackouts geistige Stabilität hatte in den letzten Jahren ständig nachgelassen. Zuerst waren es nur Kleinigkeiten gewesen -Gedächtnisverlust, plötzliche Stimmungsumschwünge. Aber in letzter Zeit bekam Blackout zunehmend öfter Wutausbrüche oder brach im unpassendsten Moment in wildes Gelächter aus. Und er flüsterte, als würde er Selbstgespräche führen.
    Night wusste es natürlich besser. Würde Blackout nur Selbstgespräche führen, würde er, Night, sich weiter keine Sorgen machen. Gegen Schizophrenie konnte man etwas tun.
    Aber das hier war keine Schizophrenie.
    Night hatte zu Blackouts fortschreitender Labilität bisher nichts gesagt. Solange sein Bruder im Schatten seine Kräfte noch unter Kontrolle hatte, gab es nichts zu besprechen. Und alles, was er tat, um sie im Griff zu behalten, war akzeptabel … bis zu einem gewissen Punkt.
    Doch wie er so dastand und Blackouts hicksendes Kichern hörte, fragte sich Night, ob dieser Punkt jetzt wohl gekommen sei.
    Heute Morgen war er bei Blackout gewesen, um ihn zu ihrer gemeinsamen Patrouille abzuholen. Und da hatte er kurz Angelica gesehen. Die Frau verstand wirklich etwas von Make-up. Aber eine Stelle unterhalb des Auges war ihr entgangen. Night hatte zuerst nur auf den violett-grünen Fleck gestarrt. Dann aber war ihm aufgefallen – trotz der sorgfältigen Tarnung durch die ganze Schminke –, wie rot das dazugehörige Auge war, wie geschwollen das Lid. Als Angelica seine Reaktion bemerkte, hatte sie idiotisch zu kichern angefangen und das Auge leicht mit zitternden Fingern verdeckt. Allergische Reaktion, hatte sie behauptet, und mit bebenden Lippen ein mühevolles Lächeln zustande gebracht.
    Ja, ihr Auge schien allergisch auf Blackouts Faust zu reagieren. Das war ganz offensichtlich.
    Night hatte die nackte Verzweiflung gesehen, die in Angelicas Blick lag – wie sie ihn still darum bat, den Mund zu halten. Ob der Grund dafür ihre Liebe zu Blackout oder ihre Angst vor ihm war, wusste er nicht.
    Vielleicht hätte er etwas zu ihr gesagt oder sogar zu Blackout -Night missbilligte häusliche Gewalt, genau wie Corp-Co –, aber just in diesem Moment war ein kleines Mädchen ins

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