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Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Titel: Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge , Jackie Kessler
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nicht stimmte. »Was genau hast du gehört, Hai?«
    »Er war der Schlimmste von uns, weißt du«, murmelte Hai. »Hatte schreckliche Angst vor seinem eigenen Schatten …« Wieder verlor er sich in Gekicher. »Ein gewalttätiger Irrer, dem eine nette, kleine Ablenkung verpasst wird, damit er bei Verstand bleibt und die Schwadron ihn benutzen kann. Bis er sein Spielzeug kaputt macht und sie ihm ein neues basteln. Ich weiß es, Lester. Ich war dort.«
    »Das könnte ebenso gut eine von deinen Lügen sein«, sagte Lester. »Und ich werde jetzt gehen, nach Hause, zu meiner Frau und meinem Kind.« Sein Puls war wieder da, hämmerte. Und nicht, weil er dachte, Hai würde lügen, sondern weil in seiner Stimme eine Kälte und Rauheit lag, die nur eines bedeuten konnte: dass er die reine Wahrheit sagte.
    »Du sorgst dich wirklich um deine Familie«, sagte Hai. Seine Stimme klang gedämpft durch die vorgehaltenen Hände. »Corp wird das nicht dulden. Liebe wirft keinen Gewinn ab. Loyalität macht keine Schlagzeilen.«
    Er presste eine Handfläche gegen die Scheibe. »Du warst der Beste von uns, Les. Verschwinde, solange du noch kannst.«
    »Die Besuchszeit ist um«, verkündete die Roboterstimme. »Aufstehen und fertig machen zur Sicherheitskontrolle.«
    »Gib acht auf die Schatten!« schrie Hai, als er im Griff der Roboterwachen wegstolperte. »Sieh dich vor der Dunkelheit vor! Brich mit ihnen, Les … tu das, was ich nicht konnte!«
    Die Tür fiel ins Schloss und schnitt seine Schreie ab, und dann war Lester allein mit seinem Spiegelbild in der Glasscheibe. Es war, als hätte Hai Gibbons aufgehört zu existieren.

KAPITEL 41
    VICTORIA
     
     
    Diese besonderen Kinder werden eine Ausbildung erhalten, die ganz auf ihre einzigartigen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Man wird sich um sie kümmern, sie anleiten und ihnen beibringen, ihre Fähigkeiten zum Wohle der gesamten Menschheit zu nutzen.
     
    - Leitsätze der von Corp-Co gegründeten Akademie für außergewöhnlich begabte Jugendliche, 2018
     
     
    »Noch etwas Wein?« Holly hielt ihr die Flasche hin, aber Valerie deckte die Hand über ihr Glas.
    »Nein, Süße. Vielen Dank.«
    Holly zuckte die Achseln und goss sich ihr eigenes Glas randvoll, bis die Flasche leer war. Jamie, einer ihrer beiden unheimlichen Runner mit demselben Namen, stürzte eifrig herbei und trug sie hinaus.
    Valerie knabberte am Rest ihres Kekses und hatte dabei ein Auge auf Callie, die mit Joan, Hollys Tochter, auf dem Fußboden saß. Die beiden spielten mit Puppen. Alles lief prima. Aber dann beschloss Joan, dass sie unbedingt Callies Babypuppe haben musste, und riss sie ihr weg.
    Callie brach in Tränen aus, und ein naheliegendes Lichtband bekam einen Kurzschluss.
    »Nein, nein, Liebling!« Valerie sprang auf, um die beiden Mädchen zu trennen. »Wir setzen unsere Kräfte nicht gegen andere Leute ein, schon vergessen?«
    Callie zeigte auf die Puppe. »Das ist meine!«
    »Ich weiß«, gurrte Valerie besänftigend. »Und ich weiß auch, dass Joan sie dir zurückgeben wird. Stimmt’s, Joan?«
    Joan presste die Puppe fest an sich. »Ich will aber die Püppi haben!«
    Valerie holte tief Luft und setzte sich ihre schluchzende Tochter auf die Hüfte. »Wie wärs mit ein bisschen Hilfe, Holly?«
    »George und ich kaufen dir eine neue.« Holly leerte ihr Glas in einem Zug. »Aber die hier musst du Joan lassen. Sonst bekommt sie einen Wutanfall.«
    Mit der freien Hand massierte Valerie ihre Schläfe, um das heftige Pulsieren zu besänftigen, das sie Mamas kleine Migräne zu nennen pflegte. »Callie, meine Süße, hör auf zu weinen, ja? Tu’s für Mami, bitte.«
    Sie setzte sich wieder hin und ließ Callie mit Hollys versilbertem Besteck spielen. »Holly. Les und ich lassen nicht zu, dass Callie so viel Spielzeug hat. Das weißt du doch.«
    »Na gut. Du bekommst sie zurück. Sobald Joan ein Nickerchen macht, werde ich die verdammte Puppe ihren niedlichen kleinen Händchen entreißen und Jamie damit zu dir schicken.«
    Bei dem Fluch verfinsterte sich Valeries Gesicht. Holly betrank sich. Schon wieder. »Du musst ihr Grenzen setzen. Kinderbenehmen sich daneben, weil sie wollen, dass man ihnen Grenzen setzt.«
    »Ich weiß, wie ich mein Kind zu erziehen habe«, schnappte Holly.
    »Natürlich. Aber du und George –«
    »George ist beschäftigt«, unterbrach Holly sie barsch. »Ich kümmere mich um Joan. Die häuslichen Dinge sind meine Angelegenheit.«
    »Du hast aber auch noch einen richtigen Job!«, wandte

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