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Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Titel: Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge , Jackie Kessler
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einen Mann, der genug Einfluss und zielstrebige Arroganz besaß, das zu tun. Der glaubte, es ganz allein mit dem ehemaligen Helden von New Chicago aufnehmen zu können, dem Sieger über die Ominösen Acht, dem Bezwinger von Doctor Hypnotic, dem Beschützer der Menschen.
    Er strich sich die Haare glatt – was nicht viel brachte angesichts seiner hochroten Wangen, der aufgeschürften Fingerknöchel und des zerrissenen Hemdes – und ging in die Küche.
    Callie hielt ihm ein Stück Kuchen hin. »Ich habe mir was gewünscht, aber ich kann dir nicht sagen, was, weil dann geht der Wunsch nämlich nicht in Erfüllung«, sagte sie feierlich. »Aber du kannst das erste Stück haben.«
    »Nein, nein«, sagte Lester. »Das ist für dich, mein Geburtstagskind. Alles für dich.«
    »Mister Ryan«, sagte Callies kleine Freundin – ihr Name war Tiffany oder Swarovski oder irgend so was Lächerliches – und runzelte die Stirn. »Sie haben aber einen komischen Akzent.«
    Valerie warf ihm über die Köpfe der Kinder hinweg einen bohrenden Blick zu.
    »Ich habe ein paar schlechte Neuigkeiten, Kinder.« Seine Stimme wurde brüchig, klang aber wenigstens ein bisschen mehr nach dem falschen Charlie Ryan, der schon seit seiner Geburt in New Chicago lebte. Reiß dich zusammen. Atme. Konzentrier dich wieder. Reiß dich zusammen, Lester! »Ich habe eine sehr wichtige Verabredung. Sieht also ganz danach aus, als ob die Party vorbei ist.«
    »Waruuum?«, jammerte Callie lauthals. »Ich will meine Geschenke aufmachen!«
    »Süße«, sagte Valerie scharf, »wirst du wohl deinem Vater nicht widersprechen!« Sie holte die Jacken und Partygeschenke der Kinder. »Kommt, Mädels. Zieht euch an.«
    »Du bringst sie nach Hause«, wies Lester sie an. »Es ist nicht nötig, ihre Eltern herzurufen.«
    Valerie, die Tiffany-oder-Swarovslci-oder-wie-auch-immer gerade in ihre Jacke half, hielt inne. »Was wirst du machen?«, wisperte sie leise.
    Lester nahm ihre Hand. Sie war ganz kalt und zitterte. »Was ich muss.«
    »Nein.« Valeries Augen füllten sich. Aber nicht mit Tränen, sondern mit Angst. »Ich kann das nicht ohne dich tun.«
    »Doch, du kannst. Du bist meine Valentine. Du bist die stärkste Frau, die mir je begegnet ist.«
    »Komm mit uns mit«, flehte Valerie. »Jetzt gleich. Die Pässe liegen unter dem Vordersitz … Wir müssen nie mehr zurückkommen.«
    »Du weißt, dass dafür keine Zeit bleibt.« Lester lächelte seine Frau sanft an. Sie war das Beste, was ihm in seinem ganzen Leben je passiert war.
    Aber alles Gute fand irgendwann einmal ein Ende. Zerfiel zu Staub.
    Valerie packte ihn und gab ihm einen harten, heftigen Kuss. »Mom, Dad«, beschwerte sich Callie. »Das ist ja eklig.«
    »Pass gut auf sie auf«, flüsterte Lester ganz nahe an Valeries Lippen. »Und, um Gottes willen, Weib. Lauf!«
    Valerie ließ ihn los und stellte die Kinder in einer Reihe auf. Dann ging sie mit ihnen im Gänsemarsch hinaus zum Landeplatz des Gleiters. Sie sah nur ein einziges Mal zurück.
    Während das Gekreische und Gekichere der Mädchen entschwand und der Gleiter sich mit einem sanften Brummen in die Luft erhob, stand Lester allein in der totenstillen Küche. Er lauschte dem tickenden Geräusch des Kühlautomaten und dem Geflüster der Hausroboter, die sich ans Aufräumen machten.
    Er zog seinen Ehering vom Finger und legte ihn auf den Küchentisch, gleich neben die Reste von Callies Geburtstagskuchen. Er band den lächerlichen Schlips ab und hängte ihn über eine Stuhllehne.
    In der Schublade neben der Spüle lagen einige Küchenmesser. Es waren nur kleine. Valerie benutzte sie, wenn sie mal selber Lust hatte zu kochen oder um Callie einen Imbiss zu machen.
    Lester schob sie sich in den Gürtel und ließ sein Hemd locker über die Hose hängen.
    Er wusste nicht, ob er die Messer benutzen wollte, um seiner Verhaftung zu entgehen, oder eher, um seiner lebenden Verhaftung zu entgehen. Aber ihr Gewicht gab ihm kühlen Trost, während er den Flur des spießigen kleinen Fertigteilhauses entlangschritt, über die bewusstlosen Männer des Eindämmungsteams hinwegstieg und die Eingangstür öffnete. Frostige, klare Luft strömte ins Haus.
    Lester blieb auf der Schwelle stehen und betrachtete die Gestalt, die auf dem Weg zur Straße stand. Ein träger Wind ließ ihren schwarzen Umhang und die Kapuze flattern.
    »Hallo, Arclight«, sagte Night.

KAPITEL 55
    NIGHT
     
     
    Im Fernsehen Bilder von Night auf dem Weg nach Blackbird gesehen. Hat versucht, die Welt

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