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Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Titel: Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge , Jackie Kessler
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Hoffnung drängelten, einen Blick auf die Superfreaks zu erhaschen. Dem ersten Müllwagen folgte ein zweiter. Sie wartete, bis er die Fahrt verlangsamte und aus seinem Inneren ein Signalhorn ertönte. Es gab keinen Fahrer. Der gesamte Mülltransport in New Chicago wurde mit Hilfe von Robotern besorgt, und das erleichterte es ihr, an Bord zu klettern.
    Im Inneren des Wagens waren keine Wachleute. Es gab zwar ein recht eindrucksvolles Sicherheitssystem, aber niemanden, der es beobachtete.
    Wenn Iridium das Blackbird jemals bezwingen wollte, dann jetzt. Ihre Füße versanken bis zu den Knöcheln in wässrigem, stinkendem Schleim. Sie kauerte sich in dem leeren, robotergesteuerten Müllwagen zusammen, schloss die Augen und spürte, wie das Gefährt unter ihr dahinrollte.
    Iridium schwang sich aus dem Müllfahrzeug und landete in einem Haufen Unrat, der ihr bis über den Kopf reichte. Seit Tagen hatte niemand mehr die Roboterwagen beladen. Sie sah die Wand hinauf zu einer Kamera. Ein friedlich blinkendes Lämpchen zeigte an, dass sie eingeschaltet war. Aber kein Alarmsignal ertönte. Keine Wachen kamen auf sie zugestürmt, um sie zu betäuben.
    Iridium fand den Weg zu den Hauptkorridoren. Dutzende Male war sie sie als Dr. Sampson verkleidet entlanggegangen. Corp hatte die blonde Psychiaterin geschickt, damit sie sich um Arclight kümmerte, den schlimmsten und gefährlichsten aller Superschurken, die im Blackbird einsaßen.
    Jetzt, da ihre Augen nicht mehr von Dr. Sampsons violetten Kontaktlinsen getrübt waren, sah sie alles ganz anders, viel schärfer und klarer. Die Gefängnisleitung war der Auffassung, Arclight sei ein Monster, der schlimmste Schurke, der die Stadt seit Jahrzehnten heimgesucht hatte.
    Doch Iridium wusste, dass Lester Bradford kein Monster war. Vor seiner Zelle hielt sie kurz inne und sah hinauf zu den schlichten schwarzen Buchstaben über der Tür. Dann streckte sie die Hand aus und berührte kalten Stahl. »Dad?« Keine Antwort. »Dad, ich bin’s!«
    Einen Augenblick lang geschah nichts. Lange genug, um ihr Herz schneller schlagen zu lassen. Dann: »Callie?«
    Iridium wäre beinahe auf der Stelle zusammengebrochen vor Erleichterung. »Wir müssen gehen!«
    »Nette Idee, Callie, aber das Gefängnis ist komplett abgeriegelt. Oder hast du etwa inzwischen gelernt, durch Wände zu gehen?«
    »Ich bin doch nicht Slider«, gab Iridium zurück und presste beide Hände fest gegen die Tür. Ihr Herz hämmerte, über ihre Schläfen rann der Schweiß – Gefängnis bekam ihrer Gesundheit überhaupt nicht. »Aber ich werde in den Kontrollraum gehen und deine Zelle öffnen. Und dann müssen wir ganz schnell hier weg, Dad. Der Müllwagen fährt in zehn Minuten ab.«
    »Du erwartest doch nicht etwa im Ernst von mir, dass ich diesen Ort mit einer verdammten Müllfuhre verlasse.«
    »Dad, du bist seit zwölf Jahren hier eingesperrt. Jetzt ist wirklich nicht die Zeit, wählerisch zu sein.«
    »Dann los.« Lesters Stimme klang barsch wie immer, wenn er ihr eine Anweisung erteilte. Während seiner Zeit bei der Schwadron hatte er damit einen Respekt einflößenden Feldkommandeur abgegeben. »Und wenn du schon mal dabei bist, dann öffne auch gleich noch ein paar andere Zellen für mich.«
    »Dad, dafür ist keine Zeit …«, begann Iridium. Aber Lester blieb eben Lester: befehlsgewohnt, kontrolliert und jederzeit Herr der Lage. Hätte Iridium von der Anspannung nicht schon fast Herzrasen gehabt, hätte sie ihn dafür bewundert.
    »Gute Kerle«, sagte Lester. »Kameraden. Sie verdienen es, wieder draußen zu sein, Callie. Willst du unschuldig Eingesperrten ihre Freiheit verweigern?«
    »Ich … also schön«, gab Iridium mit leichter Schärfe in der Stimme zurück. »Gib mir einfach ihre Decknamen. Und beeil dich. Die Uhr tickt.«
    Im schmalen Fenster der Zellentür tauchten Lesters Augen auf, und er legte bei jedem Namen einen Finger an das Glas. »Nevermore. Kindle. Protean. Radar. Lionheart.« Kurzes Grinsen. »Und ich natürlich. Ich mag zwar alt sein, aber für manche Dinge bin ich immer noch gut zu gebrauchen.«
    »Verstanden«, sagte Iridium. Vieles hatte ihr bereits die Akademie eingebläut, und den Rest hatte Lester besorgt. Ihr Erinnerungsvermögen war perfekt.
    Iridium machte kehrt und rannte, so schnell sie konnte, zum Kontrollraum. Die Computerkonsole war so alt, dass sie einen Moment brauchte, um herauszufinden, welche Protokolle die Hochsicherheitszellen öffneten. Alte Computer waren für Hacker schwerer

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