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Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Titel: Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge , Jackie Kessler
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er begehrte. Er erinnerte Iridium an Paul Collins, den Vergewaltiger, den sie während ihres letzten Jahrs an der Akademie getötet hatte. Genau wie Collins strahlte auch Radar eine heftige Begierde aus. Sie troff aus jeder Pore, wie ein tödliches Gift.
    »Streitet euch nicht«, fuhr Radar fort. »Streit hat noch niemals irgendein Problem gelöst. Ihr Mädels kriegt bloß Falten, wenn ihr weiter so finster dreinblickt.«
    »Ja, und du trittst mit Vorliebe nach Leuten, die schon am Boden liegen, wie man hört«, warf Lionheart, der Gestaltwandler, schnaubend ein und kehrte Radar angewidert den Rücken zu.
    Radar grinste, wobei er sämtliche Zähne entblößte. »Ihr solltet alle genau aufpassen, wie ihr mit mir redet. Jeder fürchtet sich vor irgendwas. Sogar Helden.«
    »Glaubst du vielleicht, du könntest mich aussaugen, bevor ich dich anzünde?« Kindles irischer Akzent erinnerte Iridium nur allzu sehr an ihren Vater.
    Sie musste hier raus.
    »Dad! Dein kleiner Kuschelzoo rauft sich!«, brüllte sie, griff ihre Jacke und schlug auf den Öffner der Eingangstür. Hinter sich hörte sie, wie Lester mit schriller Stimme seine kleine Schurkenmeute schimpfte. Aber sie ging nicht zurück, um ihm zu helfen.
    Stattdessen nahm sie den ersten Hover-Bus, der nach Wrigley Field flog.

KAPITEL 14
    JET
     
     
    Heute Everyman angesprochen. Fazit gemischt. Werde beim morgigen Treffen einen zweiten Versuch machen. Bin weiterhin überzeugt, dass Everyman die beste Geld- und Materialquelle für Projekt Sunstroke ist.
     
    - Aus dem Tagebuch von Martin Moore, Eintrag Nr. 273
     
     
    Die Luft über der Dritten Straße war geschwängert von giftigen Dämpfen, beißendem schwarzem Qualm und Aschewolken. Jet formte eine Atemmaske aus Schatten über Nase und Mund, um wenigstens das Schlimmste abzuhalten. Als sich die Maske über ihr Gesicht legte, begannen die Stimmen zu wispern und zu kichern wie Frischverliebte. Jet schenkte ihnen keine Beachtung – Menschenleben waren in Gefahr. Ihren Verstand konnte sie später immer noch verlieren.
    Menschenmassen drängten sich auf der Straße und hielten jeglichen Verkehr zuverlässiger auf als ein Staudamm. Sie gafften und stierten auf die Feuersbrunst, die aus dem Eckgebäude loderte. Feuerwehr und Polizei schienen die Dinge gut im Griff zu haben. Die einen bekämpften die Flammen, die anderen hatten eine Sperrkette gebildet und hielten die Passanten davon ab, sich zu weit zu nähern.
    Jet drehte eine Runde über ihren Köpfen. Vielleicht, dachte sie, musste sie hier gar nicht eingreifen. Außerdem waren die Medien bereits vor Ort, Kameras und Blitzlichter machten wieder mal Überstunden. Gut – sie würde den Chef der Feuerwehrleute fragen, ob sie helfen konnte, und falls die Antwort »Nein« lautete, würde sie wieder abzischen.
    Und dann konnte sie in aller Ruhe über Tasers Angebot nachdenken, ohne dass er in der Nähe war und sie durcheinanderbrachte.
    »Freak!«
    Sie erstarrte. Selbst über das Tosen des Löschwassers und den Feuersturm hinweg war das Wort zu ihr durchgedrungen.
    Jet wandte sich der Menge zu und gab sich unbeeindruckt, als sie bemerkte, wie die Leute jetzt mit dem Finger auf sie zeigten und wütende Worte wechselten. Die gingen zwar in den lauten Umgebungsgeräuschen unter, doch die Bewegung ihrer Körper sprach Bände. Sie war es gewohnt, gehasst zu werden. Selbst als sie noch die offizielle Heldin von New Chicago gewesen war, hatte sie es immer vermieden, sich in die Angelegenheiten der Polizei einzumischen, und die Verachtung zwischen ihr und Everyman beruhte auf Gegenseitigkeit. Trotzdem taten die Beleidigungen immer noch weh. Allerdings war sie fast zu müde, als dass es sie wirklich kümmerte.
    Die Buhrufe wurden jetzt auch von anderen aufgenommen und verdichteten sich zu einem ständigen »Freak! Freak! Freak!«. Doch es gab in der Menge auch Leute, die sich nicht beteiligten. Einige wandten sich sogar offen gegen die Verleumdungen. Ganz vereinzelt nahm sie auch Versuche wahr, ihr zuzujubeln. Aber diese paar Stimmen gingen angesichts der Realität einfach unter. Und die bestand darin, dass zu viele Außermenschliche außer Rand und Band geraten waren, es zu viel Terror und Verwüstung gab und lebenslang entgegengebrachtes Vertrauen nicht nur angekratzt war, sondern vollkommen zerstört.
    Jet schloss die Augen. Licht, wie das wehtat! Sie wollte doch nur eins – den Menschen helfen. Und die hassten sie. Sie würde nie so weit gehen und behaupten, sie hätten Angst

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