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Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Titel: Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge , Jackie Kessler
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Schließlich war es nur ein Wort.
    Sie näherte sich einer Gruppe Feuerwehrleute und fragte schreiend, ob sie helfen könne. Einer der Männer – der Führer des Löschzugs – schnauzte sie wütend an, sie solle sich zurückziehen. Sie wollte etwas erwidern, aber er schnitt ihr das Wort ab: »Nein, zum Teufel! Sie können nicht helfen! Lassen Sie mich meinen Job machen!«
    Jet schaute hinüber zu den Polizeibeamten, die die Sperrkette bildeten. Ein paar von ihnen starrten sie wütend an, und der Hass in ihren Augen versengte sie förmlich. Die Gaffer, die ihr am nächsten standen, riefen ihr Obszönitäten zu, beschimpften sie, gaben ihr schmutzige Namen. Und die Frau in Gelb, die Ortsvorsitzende der Everyman Society, trug angesichts der geballten Ablehnung, die Jet entgegenschlug, ein garstiges Lächeln zur Schau.
    »Siehst du?«, sagte sie triumphierend. »Sie wollen dich nicht.«
    wollen wollen kleiner Schatten will dich quetschen will dich brechen
    Seid still, dachte Jet, aber die Stimmen kicherten nur noch lauter.
    Mit einer Stimme, die vor Häme troff, fügte die Frau in Gelb hinzu: »Verschwinde und rette die Welt woanders.«
    rette sie halte sie fest mach dass sie schreit
    Durch das Wispern in ihrem Kopf hörte Jet plötzlich die Stimme eines Mädchens rufen: »Jet, warte!«
    Es war der Teenager, der schon zuvor versucht hatte, sich zu ihr durchzudrängen. Das Mädchen rannte auf sie zu und drückte ihr einen kleinen Gegenstand in die Hand. »Oh, Cipio«, flüsterte sie. Dann schlug sie Jet mit aller Kraft ins Gesicht.
    »Jawoll, du Freak!« brüllte sie. »Verschwinde und rette die Welt woanders*.«
    Die Menge röhrte Zustimmung.
    Jet schloss die Faust fest um den kleinen Gegenstand und ignorierte ihren schmerzenden Kiefer. Mit gerunzelter Stirn schaute sie das Mädchen an, in dessen Augen ein Ausdruck von Verzweiflung und Dringlichkeit lag, der ihr vorheriges Verhalten Lügen strafte. Dann wandte sie sich der Frau in Gelb zu. »Sie sollten in ihrer Geschäftsstelle Luftfilter einbauen lassen«, sagte Jet kurz angebunden. »Dort wird es nach Rauch stinken. Und nach manch anderem Widerlichen.« Mit diesen Worten rief sie einen Schattengleiter herbei und flog davon, noch bevor die Frau etwas erwidern konnte. Oben in der Luft betrachtete sie den Gegenstand, den das Mädchen ihr in die Hand gedrückt hatte. Es war ein Schlüssel. Sie blinzelte, dann steckte sie ihn in eine ihrer Gürteltaschen. Sie war viel zu wütend und erschöpft, um jetzt über Schlüssel nachzudenken und über geflüsterte Andeutungen.
    Als sie um das lodernde Feuer herumflog, fiel ihr ein, dass sie den Feuerwehrmann gar nicht gefragt hatte, wie viele Menschen verletzt oder getötet worden waren oder noch in dem Gebäude vermutet wurden. Jet war über sich selbst entsetzt.
    Wieder kicherten die Stimmen.
    Sie schob die Brille hoch und rieb sich die Augen. Licht, war sie müde! Offensichtlich konnte sie nicht mehr klar denken. Sie erlaubte der Schattenmaske, sich zu entfernen, und beschloss, ins Hauptquartier der Schwadron zurückzukehren und sich für ein paar Stunden auf ihrem Feldbett zusammenzurollen. Sie brauchte Schlaf. Sie …
    … sah auf einem Dach unter sich etwas schimmern.
    Jet runzelte die Stirn. Dann schob sie ihre Optibrille wieder über die Augen und blinzelte, was die automatische Zoomfunktion aktivierte, mit der die Linsen ausgestattet waren. Dort auf dem Dach, nicht mal fünf Blocks entfernt von dem Brand, stand eine nackte Frau.
    Hä? Das sah man in New Chicago nicht alle Tage.
    Sie zoomte weiter heran und stellte fest, dass die Frau doch nicht nackt war. Vielmehr trug sie einen fleischfarbenen Ganzkörperanzug, der fast nichts der Fantasie überließ. Weißes Haar, von metallischen Schmuckklammern zusammengehalten, stand in kleinen Spitzen nach allen Seiten von ihrem Kopf ab. Ein weißer Gürtel umschmeichelte ihre Hüften. Sie starrte unverwandt in Richtung des Feuers und ließ mit einer Hand ein Ding von der Größe eines Apfels auf und ab hüpfen … während die andere etwas zwischen ihren Beinen machte.
    Oh ja, dachte Jet. Hier bleibt absolut gar nichts der Fantasie überlassen. Igitt!
    Sie erkannte die andere Frau als Bombshell, eine Langzeit-Abtrünnige, die über keine nennenswerten Superkräfte verfügte. Eher handelte es sich um eine Normalmenschliche, der es einen Kick verschaffte, sich aufzutakeln und ein bisschen Chaos zu stiften. Jet war schon einmal mit ihr aneinandergeraten. Der Kampf hatte sage und

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