Projekt Omega
könnte es passieren, dass ich den einen oder anderen von euch umpuste.«
»Yo, bleib cool, Bruder«, lenkte Buster kleinlaut ein. »Keinen Stress. Meine Jungs und ich sind schon so gut wie weg.«
Langsam humpelte er rückwärts Richtung Tür. Vorbei an den ratlos wirkenden Gesichtern seiner Gang. Zögernd folgte einer nach dem anderen seinem Beispiel. Schritt für Schritt zog sich die Truppe zum Ausgang zurück und verschwand dahinter im Korridor. Auf dem Weg zur Haustür bemühten sie sich, ihren Abgang durch wüste Flüche so würdevoll wie möglich zu gestalten. Cotton begleitete sie bis zur Haustür. Nachdem sie sich auf der anderen Straßenseite in Sicherheit wähnten, streckten sie ihm zum Abschied die Mittelfinger entgegen. Cotton schenkte dem keine Beachtung. Er steckte die erbeutete Waffe ein und kehrte ins Studio zurück.
Dort half die Schauspielerin gerade ihrem verängstigten Partner auf die Beine. Lenny wankte zu einem Klapptisch, auf dem eine Batterie alkoholischer Getränke ihrer Benutzung harrte. Er setzte die erstbeste Flasche an den Mund und ließ den Inhalt in seine Kehle gluckern.
Dann wandte er sich an Cotton. »Sie haben mir vermutlich einen längeren Krankenhausaufenthalt erspart. Dafür möchte ich mich erkenntlich zeigen. Ich werde bei Lomax ein gutes Wort einlegen, damit er euch auf seine Party am Samstag einlädt.«
»Danke, Lenny«, sagte Cotton. »Und noch ein kleiner Tipp zum Abschied: Lassen Sie bei Gelegenheit mal die Haustür reparieren. Es kommen sonst zu viele Ratten rein.«
*
Styles fuhr mit den Agents zu seinem Sexshop zurück. Von dort spazierten Cotton und Decker zu ihrem Dienstwagen am Times Square. Die Agentin setzte sich hinter das Steuer und fuhr Richtung HQ los. Eine Weile schwiegen sie beide in Gedanken versunken vor sich hin
»Wie lange wollen wir eigentlich in dieser Szene ermitteln?«, fragte Decker schließlich. »Was hoffen Sie zu finden?«
»Eine Verbindung zwischen der örtlichen Rotlichtszene und Nigel Culkin.«
»Die Arbeit können Sie sich sparen. Damit haben sich die Experten vom G-Team längst beschäftigt und nicht das Geringste gefunden. Mister Culkin besitzt eine blütenweiße Weste. Wieso verschwenden Sie weiter unsere Zeit mit der Suche nach etwas, das nicht existiert?«
»Weil diese Verbindung logisch wäre«, erklärte Cotton. »Diejenigen, die damals den Sexfilm mit Joan Fallon gedreht haben, arbeiteten zu der Zeit auch mit Culkin zusammen. Das wäre schon mal die erste Verbindung. Die zweite ist, dass der Erpresser im Austausch für diesen Sexfilm Staatsgeheimnisse will.«
»Wo ist da die Verbindung?«, fragte Decker gereizt. »Okay, Culkin war mal mit der Rotlichtbranche liiert, aber was sollte er jetzt mit Staatsgeheimnissen anfangen? Der Mann ist Filmproduzent, kein Spion.«
»Sind Sie da so sicher? In Culkins Dossier sind einige bemerkenswerte Gerüchte vermerkt.«
Decker seufzte. »Wir sind Ermittler. Und Ermittler gehen gemeinhin von Fakten aus und nicht von Gerede.«
»Möglicherweise ist an den Gerüchten mehr dran, und sie sind nur deshalb Gerüchte, weil ihr Wahrheitsgehalt bisher nicht bewiesen wurde.«
»Und was für Gerüchte sind das?«
»Sie drehen sich um den wahren Grund, weshalb Culkin seinerzeit aus der lukrativen Sexbranche ausstieg und eine seriöse Filmfirma gründete. Nämlich, dass ihm diese Firma als Tarnung dient. Styles hatte etwas Ähnliches vermutet, erinnern Sie sich? Diese Firma ermöglicht Culkin Reisen rund um den Globus, auch in sogenannte Schurkenstaaten, ohne dass ein Geheimdienst deswegen Verdacht schöpft. Den Gerüchten zufolge hat Culkin eine ganz spezielle Art von Spionagenetz aufgezogen, das nicht im Dienst einer bestimmten Nation steht. Die ausspionierten Staatsgeheimnisse versteigert er angeblich weltweit an den Meistbietenden. Und zwar so geschickt, dass ihm bisher niemand auf die Schliche kam.«
»Wird in den Dossiers eine Quelle für diese Gerüchte genannt?«, fragte Decker.
»Nein. Deshalb bleibt uns nichts anderes übrig, als den Weg durchs Rotlichtmilieu weiterzuverfolgen und darauf zu achten, ob jemand aus der Branche in jüngster Vergangenheit Kontakt mit Culkin aufgenommen und ihm den Film mit Mrs Fallon verkauft hat.«
9
Als Decker am nächsten Morgen im HQ erschien, hatte Cotton schlechte Neuigkeiten. »Wir bekommen keine Einladung für die Party«, erklärte er. »Lomax will offenbar keine unbekannten Gesichter dabeihaben.«
»Dann können wir den Krempel hinschmeißen«,
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