Projekt Omega
aufgreifen.«
»Sind das professionelle Schauspieler?« Deckers Augen wanderten zu dem nackten Adam und der Eva am Set. »Wo findet dieser Lenny seine Darsteller überhaupt, und welche Qualifikationen müssen die mitbringen?«
»Ich fürchte, das Auswahlverfahren für Schauspieler bei dieser Art von Kunstfilmen ist nicht besonders streng. Wer bereit ist, vor der Kamera blankzuziehen und mit völlig Fremden rumzumachen, ist engagiert. Es ist allerdings kaum anzunehmen, dass solche Rollen eine solide Basis für eine Erfolg versprechende Schauspielkarriere sind.«
»Ist die Bezahlung wenigstens gut?«
Cotton zuckte als Antwort nur mit den Schultern. Davon hatte er beim besten Willen keine Ahnung.
Styles hatte die Frage mit halbem Ohr mitbekommen und sprang in die Bresche: »Neben einem Grundgehalt von zwanzig Dollar die Stunde ködert Lenny seine Darsteller meistens mit einer prozentualen Beteiligung am Einspielergebnis. Die höchste Summe, die er meines Wissens mal dafür hinblättern musste, waren zehn Dollar.«
Lenny lenkte weiter hinten die Aufmerksamkeit der beiden Schauspieler auf sich. »Was ist los? Wieso dreht ihr nicht weiter?«
»Miss Silicon Valley lässt mal wieder die Diva raushängen«, erklärte Kameramann Harry mit einem Schulterzucken. »Wenn du mich fragst, hat die ziemlich getankt.«
»Apropos tanken«, meldete sich die üppige Aktrice mit leicht schwerer Zunge zu Wort. »Gibst du mir einen aus, Lennybaby?«
»Nein.« Mit einer Handbewegung gab er zu verstehen, dass er nicht daran dachte, in diese Diskussion einzusteigen.
Die Abgewiesene zog eine trotzige Schnute. »Entweder du gibst mir was, oder ich schmeiß mich wieder in meine Klamotten und schwirr ab.«
»Liebling, sperr deine Lauscher auf und stell den kümmerlichen Rest von deinem Hirn auf Empfang«, giftete er sie an. »Lies es von meinen Lippen. Die Antwort lautet: N-e-i-n. Und jetzt schieb endlich deinen nackten Hintern zum Bügelbrett, damit wir die Szene abdrehen können. Die sollte schon am Mittag im Kasten sein. Diese Verzögerung kostet mich nicht ein Vermögen.«
Daraufhin steckte sich die Gescholtene erst einmal eine neue Zigarette zwischen die Botox-Lippen und bedachte ihren Produzenten mit einem »Du-kannst-mich-mal«-Blick. Bei der Gelegenheit blieben ihre Augen an dem vorbeischlendernden Cotton hängen.
»He, Süßer«, schnurrte sie ihn an. »Kannst du mir mal hundert Bucks leihen? Kriegst sie morgen zurück. Wenn du willst, können wir auch kurz nach oben verschwinden und die Scheine gegen Naturalien tauschen.«
»Sorry, ich hab schon eine Freundin«, log Cotton. »Und ich bin von Natur aus treu wie Gold.«
»Schade«, seufzte sie. »Da gibt es einen einzigen anständigen Mann in ganz New York, und ausgerechnet den muss ich anschnorren.« Sie wandte sich Decker zu, »Ich nehme an, du stehst nicht auf Girls, oder?«
»Äh … Könnte man so sagen«, bestätigte die Agentin, leicht irritiert über das unverblümte Angebot.
»Da hätte ich drauf wetten können«, schnaufte die Unbekleidete, wobei sie eine Rauchwolke ausstieß.
Lenny breitete in einer theatralischen Geste die Arme aus und wandte sich zu Styles um. »Siehst du, mit was für Amateuren ich mich hier rumschlagen muss? Sei froh, dass du aus dem Geschäft bist.«
»Apropos Geschäft«, griff Styles das Stichwort auf und trat neben ihn. »Könnten wir langsam übers Business reden? Ich hab vor Weihnachten nämlich noch was anderes vor.«
»Okay.« Lenny zuckte mit den Schultern und zog die Mundwinkel nach unten. »Aber komm mir jetzt bloß nicht damit, dass du doch wieder in die Filmproduktion einsteigen willst. Nicht, dass ich mich darüber aufregen würde, aber ich fürchte, die Idee wird den anderen Jungs in der Branche nicht schmecken. Ganz zu schweigen von Culkin. Der hat dich garantiert immer noch auf der Rechnung.«
»Culkin ist Geschichte«, behauptete Styles. »Der arbeitet inzwischen auf einer anderen Baustelle.«
»Mag sein, nur die Jungs, die heute auf seiner ehemaligen Baustelle arbeiten, haben alle noch einen guten Draht zu ihm. Schließlich hat er seine Nachfolge damals noch persönlich geregelt.«
Styles winkte ab. »Jetzt mach dir nicht ins Hemd. Den Job als Produzent hab ich an den Nagel gehängt, und da bleibt er auch. Ich bin jetzt Manager und vermittle angehende Stars wie Bambi. Dagegen ist doch nichts einzuwenden, oder?«
Lenny verzichtete auf eine Antwort und beließ es bei einem Zucken der Mundwinkel.
»Schließlich
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